Die wichtigsten Informationen im Überblick:
Regierungsform (Government Type): | Republik (Republic) | |
Hauptstadt (Capital): | Bratislava (Pressburg) | |
Einwohner (Population): | 5,39 Mio. | |
Fläche (qkm) (Area sq.km): | 49.034 | |
Wehretat (Defence Budget): | 585 Mio. US-$ (2004) | |
BSP/Einwohner (GNP/Capita): | 6.480 US-$ | |
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Daten außer Wehretat dem Fischer Weltalmanach 2005 entnommen |
“Als erstes Land des früheren Ostblocks wird die Slowakei ab 2009 den Euro einführen.”
(Münchner Merkur, 08.05.2008)
Dieser Schlagzeile ist eine lange Entwicklung vorangegangen.
Wenn man das Römische Reich als Mutterkultur des westlichen Abendlandes bezeichnet, dann ist das Gebiet der Slowakei nie mit der römischen Zivilisation in Berührung gekommen. Die Donau bildete mit der großen Stadt Carnuntum auf dem Südufer die Grenze des Reichsgebietes. Nördlich davon hausten die Barbaren — und so ist es auch kein Wunder, dass die Einwanderung der Slawen in das von den Elbgermanen geräumte Gebiet nördlich der Donau kaum Spuren in der abendländischen Geschichtsschreibung hinterlassen hat. Auch die Kriegszüge der asiatischen Reitervölker — der Hunnen, Ungarn und Mongolen sowie die Türkeninvasionen — hinterließen ihre Spuren vor allem südlich der Donau, dort, wo die ungarische Tiefebene den westlichsten Vorposten der zentralasiatischen Steppen bildet.
Mit Begin des 9. Jahrhunderts war die slawische Besiedelung der Gebiete aber soweit abgeschlossen, dass sich eine ständige Konfrontation zwischen dem aufstrebenden Deutschen Reich und den slawischen Fürsten ergab — bis unter dem böhmischen König Karl IV. (1346–1378), der zugleich deutscher König war, Böhmen und Mähren zur zentralen Macht in Europa wurde. Seither ist das Gebiet der heutigen tschechischen Republik tief mit der historischen Entwicklung des Abendlandes verwoben, wobei sich vor allem Polen und Ungarn in der Herrschaft im Gebiet der Slowakei abwechselten. 1526 fiel die Slowakei, die seit dem 11. Jahrhundert ein Teil Ungarns war, endgültig an die Habsburger. Noch bis zum Ende des Ersten Weltkrieges gehörte die Slowakei zur habsburgisch-österreichischen KuK-Monarchie, die neben Österreich auch das heutige Tschechien, die Slowakei, Ungarn und Teile des ehemaligen Jugoslaiwen (Slowenien und Kroatien) sowie Rumäniens umfasste. In dieser Zeit entwickelte sich langsam ein slowakisches Nationalbewusstsein. Erst 1787 wurde eine Kodifizierung einer einheltichen slowakischen Schriftsprache versucht. Dennoch dauerte es noch weiter über 200 Jahre, bis das steigende Nationalbewusstsein zum eigenen slowakischen Staat führte. Noch nach dem Zusammenbruch Österreich-Ungarns bildeten Tschechien und Slowakien 1918 die Tschechoslowakei, die nach dem faschistischen Intermezzo als Satellitenstaat im sowjetischen Imperium wieder auferstand.
Ich kann mich noch gut erinnern — als ich weit vor der “Wende”, dem Zusammenbruch des sowjetischen Imperiums, die Verwaltung eines Studentenwohnheimes für Osteuopäer übernahm, nahm mich ein Vorstandsmitglied des Trägervereins zu Seite. “Trauen Sie Herrn Z.” nicht, sagte er über den Heimleiter zu mir — “das ist ein Slowake.” Nur kurze Zeit später wiederholte sich diese Szene unter anderem Vorzeichen. Diesmal war es der Heimleiter, der mir vertraulich ins Ohr raunte: “Trauen Sie Herrn F. nicht — das ist ein Tscheche!”. Ich muss wohl etwas verdutzt geschaut haben, wurde aber dann in einem weiteren Gespräch durch den Vereinsvorsitzenden darüber informiert, dass wohl zwischen Tschechen und Slowaken ein gewisses — hm — Misstrauen, eine gewise Rivalität bestünde, die sich dann — in weit größerem Maße als im Wohnheim nach dem Wegfall der sowjetischen Klammer — auch im Zerfall der Tschechoslowakei in zwei unabhängige Staaten ausgewirkt hat. Nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Systems erfolgte im Frühjahr 1990 die Umwandlung in eine föderative Republik innerhalb der CSFR, die wegen der seperatistischen Bestrebungen der Slowaken aber nur kurze Zeit bestand. Schon am 17.7.1992 proklamiert das slowakische Parlament die Unabhängigkeit von Tschechien, die zum 1.1.1993 in Kraft trat.
Die Slowakei trat am 29.3.2004 der NATO bei und wurde am 1.5.2004 Mitglied der Europäischen Union. Seither bemüht sich die Slowakische Republik um zunehmende Integration in der EU.
Wirtschaft:
Die slowakische Wirtschaft lebt vor allem von der Exportindustrie westlicher Konzerne. Diese Auslandsnachfrage hat 2007 zum Rekordwirtschaftswachstum – 10,4% — beigetragen. Die günstigen Löhne haben Konzerne wie Volkswagen dazu bewogen, in der Slowakei Produktionsstätten zu errichten, deren Produkte aber größtenteils aber für den Export und nicht die eigene Binnennachfrage bestimmt sind. Der gesamte Export wird etwa zu einem Drittel von der Automobilproduktion bestritten, die auch ein Viertel des BIP-Volumens in 2007 ausmachte. Die slowakische Wirtschaft ist daher weiterhin extrem von günstigen Preisen abhängig.
Die Slowakei und der Euro:
Das Land mit seinen 5,3 Mio. Einwohnern wäre das 16. Mitglied der Währungsunion. Es hat — nach Einschätzung der EU-Kommission — alle Kritierien für den Beitritt erfüllt. Allerdings gab (und gibt es) wohl erhebliche Bedenken gegen einen Beitritt des Landes zur Währungsunion.
Die Inflationsrate mit 3,8 % (Prognose für 2008) ist relativ hoch. Da das Preisniveau nur 60 % des Preisniveaus in der bestehenden Euro-Zone beträgt rechnen Skeptiker bei einem Beitritt zur Währungsunion mit einem erheblichen Preisschub. Auch das für 2009 prognostizierte Staatsdefizit von 2,3 % des BIP sei bei einem Wachstum zwischen 6 und 7 % zu hoch. Dies würde ein Risiko für die Preisstabilität im Euroraum bedeuten. Die im Verhältnis zu Polen, Tschechien, Ungarn und den drei baltischen Ländern relativ gute Preisstabilität sei nur durch die Aufwetung der Krone um 4,5 % in den letzten 5 Jahren erreicht worden.
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