Die wichtigsten Informationen im Überblick:
Regierungsform (Government Type): | Parlamentarische Monarchie (Constitutional Monarchy) | |
Hauptstadt (Capital): | Phnum Pénh (Phnom Penh) | |
Einwohner (Population): | 12,265 Mio. | |
Fläche (qkm) (Area sq.km): | 131.035 | |
Wehretat (Defence Budget): | 248 Mio. US-$ (2002) | |
BSP/Einwohner (GNP/Capita): | 300 US-$ | |
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Daten außer Wehretat Fischer Weltalmanach 2005 entnommen |
Kambodscha, das Volk der Khmer, ist noch vor Laos „der Verlierer“ des Vietnam-Krieges. Kambodschas und Laos eint allerdings nicht nur diese jüngste Geschichte. Beide am Mittellauf des Mekong beheimateten Völker haben seit Jahrhunderten eine in vielen Grundzügen vergleichbare Entwicklung genommen.
Mon-Khmer-Völker:
Vor der Einwanderung der Thais, Laoten und Vietnamesen war ganz Südostasien von Völkern der austroasiatischen Mon-Khmer Sprachgruppe besiedelt. Reste dieser Völker finden sich heute noch bis in Assam (Khasi), in Birma, auf den Nikkobaren, in Malaysia (Semang und Senoi) in den Grenzgebieten zwischen Burma und Thailand (Mon) und vor allem im Bereich von Kambodscha und Laos (Khmer).
Link zur Frühgeschichte der Khmer-Staaten:
Kambodschanisch — Khmer — (www.sprachvermittler.com)
Im 1. Jahrhundert nach Chr. machten sich indische Einflüsse bei den künstlerischen Arbeiten der Mon (deren Reste noch im heutigen Thailand leben), die mit den Khmer stammesverwandt sind, bemerkbar und beeinflussten ihre künstlerischen Arbeiten Südostasiens. Bereits im 8. Jahrhundert bestand ein mächtiges kambodschanisches, hinduistisches Reich mit dem Mittelpunkt am Tonle Sap, das von 9.- 12. Jahrhundert das Gebiet des Mekong bis nach Laos sowie das heutige Thailand oder Siam bis Malaysia umfasste. Die Hauptstadt war das heute noch eindrucksvolle Angkor, „die Stadt“ (aus dem Sanskrit = Nagara). Sanskrit war auch die “Gelehrtensprache” des Khmer-Reiches, in der die Inschriften der Tempelstadt Angkor Watt verfasst wurden. Während Angkor Watt noch deutlich erkennbar hinduistische Züge und Beziehungen zu Südindien aufweist, trägt das nur wenige Jahrzehnte später entstandene Angkor Tom — die einst von Hundertausenden bewohnte Hauptstdt der Khmer — berteits deutlich buddhistische Züge.
Das alte, kulturell von Indien geprägte Reich des „Kulturvolkes Südostasiens“ ist erst in historischer Zeit von einwandernden Völkern aus China — den Thais im Westen (13. Jhrhdt.), den diesen verwandten Laoten (14. Jhrhdt.) im Norden und den Vietnamesen im Osten (15. Jhrhdt.) — bedrängt und fast vernichtet worden. Diese Völker wichen vor dem Druck mongolischer Eroberer aus dem „Reiches der Mitte“ aus, während Kambodschas Könige in China einen natürlichen Bündnispartner sahen.
Unter dem kulturellen Druck dieser Nachbarvölker wurde der Hinduismus durch den Hinayana-Buddhismus ersetzt. Um einer vollständigen Assimilierung zu entgehen, stellte sich der Khmer-König 1864 unter französischen Schutz, was dazu führte, dass Kambodscha zum Bestandteil der französischen Kolonie „Indochina“ wurde.
In Auswirkung des zweiten Weltkrieges wurde auch Kambodscha wieder eigenständig (1945 Französische Union, 1955 volle Selbständigkeit).
Kambodscha ist ein relativ flaches Land im Einzugsgebiet des Mekong. Die landwirtschaftlich genutzte Fläche umfasst vor allem das Gebiet um Mekong und Tonle Sap, einem riesigen — wie manche meinen, künstlich angelegten — Rückstausee, der während der Monsunzeit die Hochwasser des Mekong aufnimmt und dann in der Trockenzeit langsam wieder abgibt. Etwa die Hälfte des Landes — vor allem östlich des Mekong sowie im Grenzgebiet zu Thailand — ist von tropischem Regenwald und Monsunwäldern bedeckt.
Im Vietnam-Krieg war im Gebiet zwischen Mekong und Vietnam die „Nachschubstraße“ des Vietcong. Über den „Ho-Tschi-Minh-Pfad“ wurden unter dem dichten Blätterdach des Dschungels die Rebellentruppe gegen Südvietnams Regierung versorgt.
Dies führte zur intensiven Bombardierung der „verdächtigen Gebiete“ durch die US-amerikanische Luftwaffe, die auch vor dem Einsatz von Pflanzengiften (Agent Orange) zur Entlaubung des Urwaldes nicht zurückschreckte. Dazu kamen Kampfeinsätze sowohl der kriegführenden Parteien auch in Kambodscha selbst. Kambodschas Bemühungen um Neutralität konnten auf dieser Basis nicht gedeihen.
Von den Vietcong bzw. Nord- und Südvietnam und deren Verbündeten gleichermaßen in den Krieg gezogen, suchte der 1970 gestürzte Regent des kambodschanischen Fürstenhauses — Prinz Sihanouk — Unterstützung bei der chinesischen Regierung (Exil).
Der „Erfolg“ war die Machtübernahme durch die von China unterstützte Rebellenbewegung der „Roten Khmer“, die sich zunächst auf nordvietnamesische Hilfe, zumindest eine entsprechende Duldung stützten konnten, und nach 1975 — als im ganzen ehemals französischen Indochina die kommunistischen Truppen den Sieg errangen — die Einführung eines selbst von den „Roten Garden“ Maos nicht umgesetzten „Steinzeitkommunismus“ unter dem Führer Pol Pot.
Die „Roten Khmer“ schreckten nicht davor zurück, mit unvorstellbarer Grausamkeiten Völkermord am eigenen Volk zu begehen. Intellektuelle — und dazu zählten eigentlich alle, die des Lesens und Schreibens mächtig waren — wurden ermordet. Die bürgerliche und gebildete Elite des Landes, und dazu zählten auch die im einfachen Volk hoch verehrten buddhistischen Mönche — das sich von den Nachbarn abschottete, wurde rücksichtslos ausgelöscht.
Als sich 1979 das ebenfalls kommunistische Vietnam zu einem Eingreifen bemüßigt fühlte, erfolgte ein chinesischer Entlastungsangriff im Norden Vietnams. Dennoch gelang es den Vietnamesen, Pol Pot zu vertreiben und eine pro-vietnamesische Volksrepublik zu bilden.
Nur langsam konnte sich Kambodschas Volk von den Roten Khmer befreien, die noch lange Zeit im Grenzgebiet zu Thailand in diversen Flüchtlingslagern über eine gut gerüstete Truppe verfügten. Vietnam begann — in schwere Gefechte mit den verbliebenen Roten Khmer verwickelt — 1988 mit dem Abzug seiner Truppen.
Eine daraufhin (1989) in Paris durchgeführte internationale Konferenz führte 1990 zur Rückkehr des im Volk hoch verehrten Prinzen Sihanouk und einer „nationalen Einheitsregierung“ unter Beteiligung der Roten Khmer. Nach nationalen Protestkundgebungen wurden 1991 die UN gebeten, eine Friedenstruppe zu entsenden. Diesem Wunsch wurde durch den UN-Sicherheitsrat mit Beschluß vom 28. Februar 1992 nachgekommen.
Bis heute sind große Teile Kambodschas vermint, und nur langsam gelingt es, entlang des Mekong und entlang der Verbindungszwecke zwischen der Hauptstadt Pnom Penh und Thailand (Bangkok) bzw. Der Hafenstadt (Kampong Som) am Golf von Thailand wieder wirtschaftliche Prosperität zu schaffen.
Kambodscha ist deshalb eines der wirtschaftlich ärmsten Länder Südostasiens.