Asien — Spratly — Inseln

China Taiwan Republik China Republic of

Immer wieder stoßen wir auf diesen Seit­en auf die Atolle der Sprat­ly-Gruppe. Die Inter­essen von Chi­na und Tai­wan sowie den benach­barten ASEAN-Staat­en wie den Philip­pinen, Malaysia, Brunei und vor allem auch Viet­nams kol­li­dieren hier miteinan­der. Dazu führt an diesen Inseln eine der wichtig­sten See­verbindun­gen Japans ent­lang. 
Anfang der Siebziger Jahre wurde west­lich der Insel­gruppe Öl gefun­den – und sei­ther set­zte ein „run“ auf die Inseln ein.
Grund genug, so meinen wir, dieser Insel­gruppe eine kurze Beschrei­bung zu widmen. 

Geo­graphis­che Lage:
Verteilung der Spratly-Inseln -  Quelle: http://www.middlebury.edu/Bei den Sprat­ly-Inseln han­delt es sich um Hun­derte Inseln und nur teil­weise trock­en liegen­den Riffs und Untiefen zwis­chen dem ehe­ma­li­gen Süd-Viet­nam (west­lich) und den Philip­pinen (Palawan) östlich, etwa in ger­ad­er Lin­ie zwis­chen der chi­ne­sis­chen Insel Hainan und dem Fürsten­tum Brunei. 

UNO-Seerechtsver­trag 
Nach dem UNO-Seerechtsver­trag von 1982 kön­nen ökonomis­che Rechte für Inseln und die Wirtschaft­szone um Inseln herum nur begrün­det wer­den, wenn diese Inseln von Bürg­ern eines Lan­des ständig bewohnt wer­den, zumin­d­est aber dauer­hafte Anla­gen eines Lan­des auf diesen Inseln vorhan­den sind. 

Dauer­hafte Besied­lung und Ansprüche– einst

Chi­ne­sen – welche die Inseln als Nan­sha-Inseln beze­ich­nen – haben die Inseln nach­weis­lich über Jahrhun­derte bewohnt und schon in ural­ten Karten eingeze­ich­net. Noch im 19. Jahrhun­dert lebten hier chi­ne­sis­che Fis­ch­er, und nutzten chi­ne­sis­che Seefahrer diese Inseln im „süd­chi­ne­sis­chen Meer“ zur Wasser­auf­nahme.
Auf diese his­torischen Fak­ten begrün­den sich die Ansprüche Chi­nas und Tai­wans. Danach hat Frankre­ich die Inseln als Teil sein­er indochi­ne­sis­chen Kolonie (Viet­nam) kon­trol­liert.
Im zweit­en Weltkrieg benutzt Japan die mit ca. 3,5 qkm größte bewohn­bare Insel als U‑Boot-Basis. Als Japan nach dem Kriegsende auf alle beset­zten Gebi­ete verzichtete (die Sprat­ly hät­ten dem­nach – auch wenn im Ver­trag nicht aufge­führt – an Frankre­ich zurück­fall­en müssen) nutzte Chi­ang-Kai-Chek die Chance, um den ehe­ma­li­gen japanis­chen Stützpunkt auf der Insel Itu Aba zu beset­zen. 
Diese Insel ist noch immer unter der Kon­trolle Tai­wans.
1951 erk­lärte Chi­nas Außen­min­is­ter Tschou-en-lai, die Inseln seien chi­ne­sisch – ohne dass Chi­na weit­ere Schritte wie etwa eine Inselbe­set­zung unter­nahm.
Als Viet­nam 1974 einige Inseln beset­zte (als Nach­fol­ger der franzö­sis­chen Kolo­nial­macht) reagierte Chi­na äußerst scharf und erk­lärte, nur „vor­erst“ auf weit­ere Schritte zu verzicht­en.
1980 wurde dann ein amphibis­ches Marine-Korps aufgestellt, Chi­nas Marine führte zunehmend Manöver im Insel­ge­bi­et durch und Chi­na lies sich 1981 von der UNESCO mit der Meeres­forschung in diesem Insel­ge­bi­et beauf­tragten – was ein­er Anerken­nung sein­er Ansprüche durch die Vere­in­ten Natio­nen nahe kommt.  Chi­na begann dann auch langsam eine dauer­hafte Präsenz auf den Inseln aufzubauen.
Zunächst wurde ein kleines, zeitweilig über­spültes Riff inmit­ten viet­name­sisch beanspruchter Inseln beset­zt, wobei Chi­nas Marine in einem Seege­fecht zwei viet­name­sis­che Schiffe versenk­te. Let­z­tendlich wur­den in dieser Aktion im Früh­jahr 1988 ins­ge­samt 7 Inseln durch Chi­na beset­zt.
Danach ver­suchte Chi­na, die umliegen­den viet­name­sis­chen Inseln – rel­a­tiv wirkungs­los – zu block­ieren. Anfang 1999 erfol­gte ein weit­er­er Zugriff auf das von den Philip­pinen beanspruchte Mis­chief-Riff. Mit der im Som­mer 2010 abgegebe­nen Erk­lärung, diese Inseln gehörten “zum Kern­in­ter­esse der chi­ne­sis­chen Poli­tik” wur­den diese auf die gle­iche Stufe wie Tai­wan, Tibet und Xin­jiang gestellt. Damit hat Chi­na auch poli­tisch einen Schritt vol­l­zo­gen, der die Nach­barn (Brunei, Malaysia, Philip­pinen, Tai­wan und Viet­nam — die gesamt 41 der Inseln beset­zt hal­ten) alarmiert.

Ita Abu -  Quelle: http://www.middlebury.edu/
Ita Abu
Quelle/Source: www.middlebury.edu

1864 wur­den einige Inseln von einem britis­chen Kriegss­chiff als britis­ches Ter­ri­to­ri­um erfasst. 
Auf dieser Basis begrün­den sich Ansprüche der ehe­mals britis­chen Län­der, also Malaysias und Bruneis, wobei Malaysia 1970 Anspruch auf eine Vielzahl von Inseln erhob, während Brunei kurze Zeit später eben­falls seine Rechte auf (nur) eine Insel gel­tend machte. Die drei südlich­sten Inseln wur­den 1990 durch Mala­y­sis­che Trup­pen okkupiert. 

Von 1933 bis 1955 beze­ich­nete Frankre­ich die Inseln als Teil sein­er Indochi­na-Kolonien. Im Friedensver­trag zwis­chen Frankre­ich und Viet­nam wur­den die Inseln allerd­ings nicht aufgenom­men. Obwohl die Inseln damit for­mal­rechtlich noch „franzö­sisch“ wären, macht Frankre­ich keine Ansprüche mehr gel­tend.  Viet­nam leit­et daher heute seine Ansprüche auf die Insel­welt aus der Recht­snach­folge Frankre­ichs ab. Allerd­ings beze­ich­neten auch viet­name­sis­che Karten die Inseln noch bis 1974 mit ihrem chi­ne­sis­chen Namen.
1973 wur­den sämtliche Inseln durch ein Regierungs­dekret der viet­name­sis­chen Prov­inz Phuoc Thuy ein­ver­leibt, das 1974 auch gle­ich einige Inseln beset­zte. 
In Reak­tion auf die o.g. Block­ade einiger viet­name­sisch beset­zter Inseln durch Chi­nas Marine ver­legte sich Viet­nam – ein­er weit­eren offe­nen Kon­fronta­tion mit Chi­na aus dem Wege gehend – auf die Beset­zung weit­er­er, abgele­generen Inseln im Südteil des Archipels. 

Als 1968 ein philip­pinis­ch­er Geschäfts­mann einige Inseln als Pri­vateigen­tum beanspruchte erfol­gte eine Beset­zung von 8 Inseln durch philip­pinis­che Trup­pen.  1978 erk­lärte Präsi­dent Mar­cos etwa 60 % der west­lich von Palawan gele­ge­nen Inseln zu philip­pinis­chem Hoheits­ge­bi­et. Anfang 1999 mussten sich die Philip­pinen aber beim Stre­it um das Mis­chief-Riff den chi­ne­sis­chen Trup­pen geschla­gen geben.

- Und jet­zt:
Während sich die Ansprüche Malaysias und der Philip­pinen nur in Teil­bere­ichen über­schnei­den gibt es einen klaren Inter­essen­skon­flikt zwis­chen Chi­na und Viet­nam. Bei­de Staat­en beanspruchen nach wie vor die gesamten Inseln für sich. 
Die Anrain­er-Staat­en liefern sich einen Wettstre­it um die dauer­hafte Besied­lung – auch auf zeitweilig über­fluteten Atollen, die nur wenige Quadrat­meter Fläche haben, wer­den kleine Trup­ps von Sol­dat­en zum Dienst als „Bewohn­er“ abgesetzt. 

Viet­nam hat mit 22 Inseln die Mehrzahl der „dauer­haft besiedel­ten“ Atolle unter sein­er Kon­trolle. Nach Mel­dun­gen vom Früh­jahr 2007 will Viet­nam die Erschließung der Erdöl- und Erdgas­res­sourcen rund um die Inseln vorantreiben. In Rah­men des Erschließung­spro­gramms will Viet­nam zusam­men mit dem britis­chen Petro­le­um-Unternehmen BP eine Erdgaspipeline in dem Gebi­et erricht­en. Außer­dem plant Viet­nam, in der Region der Inseln eine Wahl für Abge­ord­nete des Parlaments 

Die Philip­pinen beanspruchen über 50 Inseln und Riffe, von denen aber nur 8 beset­zt gehal­ten wer­den kön­nen. Nach Art von „Hase und Igel“ patrouil­lieren Marine-Ein­heit­en der Philip­pinen und Chi­nas zwis­chen den einzel­nen Rif­f­en, zer­stören Seeze­ichen des jew­eils anderen Staates und erset­zen die zer­störten Seeze­ichen jew­eils durch eigene Markierungen. 

Chinesische Anlage auf dem Mischeef-Riff
Chi­ne­sis­che Anlage auf dem Mischeef-Riff

Chi­na ist auf min­destens 8 Inseln präsent – unter anderem auf dem den Philip­pinen am näch­sten gele­ge­nen „Mis­chief-Riff“.
Seit Jahren lässt sich eine zunehmende Präsenz chi­ne­sis­ch­er Mari­neein­heit­en beobacht­en. Chi­na ver­fügt auch über die stärk­sten und mod­ern­sten Flot­tenein­heit­en im Archipel und betreibt einen mas­siv­en Aus­bau in seinem Ein­fluss­bere­ich. Chi­na baute z.B. seine bunker­ar­ti­gen Struk­turen auf der Sprat­ly-Insel Mis­chief Reef weit­er aus, obwohl man zuvor mit den Philip­pinen vere­in­bart hat­te, den dor­ti­gen Sta­tus quo einzufrieren. 
1999, 2000 und 2001 kam es im Scar­bor­ough Shoal vor der West­küste von Luzon zu Zusam­men­stößen zwis­chen der philip­pinis­chen Marine und chi­ne­sis­chen Fis­cherei­flot­ten. Mani­la geht davon aus, dass die Volk­sre­pub­lik auch hier mil­itärische Infra­struk­tur errichtet.

Malaysia beansprucht zwölf Inseln, von denen drei ständig beset­zt sind. Die südlich­ste dieser Inseln – Layang Layang – wird als Tauch­ba­sis im inter­na­tionalen Touris­mus genutzt.

Brunei beansprucht eine Insel mit ein­er 200-km-Wirtschaftszone. 

Tai­wan hält mit Itu Aba nach wie vor die größte Insel — mit etwa 0,5 km² — unter sein­er Kon­trolle. Im Jahre 2008 wurde auf der Insel für etwa 21 Mio. $ eine 30 m bre­ite Start- und Lan­de­bahn mit 1150 m Länge errichtet, die u.a. auch für C‑130 Trans­port­maschi­nen geeignet ist.

- Und kün­ftig?
Bere­its Anfang der Neun­ziger Jahre einigten sich die dama­li­gen ASEAN-Staat­en, ihre ter­ri­to­ri­alen Dif­feren­zen friedlich und ein­vernehm­lich zu beseit­i­gen. Es gibt umfassende Vorschläge für eine gemein­same Nutzung, und auch Chi­na hat mehrfach seine Bere­itschaft zu ein­er Beteili­gung an ein­er gemein­samen Nutzung sig­nal­isiert. Allerd­ings zeich­net sich keine Eini­gung vor allem im Kon­flikt zwis­chen Viet­nam und Chi­na ab, und in einem Kon­flikt zwis­chen Chi­na und Tai­wan kön­nte die Insel Itu Aba zu einem „Demon­stra­tionsob­jekt“ chi­ne­sis­ch­er Flot­ten­macht werden.

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