Ein erfolgreicher Versuch hat Ende Januar 2008 die US-Navy bei der Entwicklung eines revolutionären Geschützes – der so genannten Railgun (genauer: Electromagnetic Railgun/EMRG, dt. Schienenkanone) — einen großen Schritt voran gebracht.
Eine Railgun beschleunigt durch magnetische Wechselwirkung ein auf einem stromführenden Schlitten liegendes Projektil entlang zweier parallel laufenden Schienen („Rails“). Abhängig von u.a. Schienenlänge und Stärke des Stromimpulses lassen sich dabei Geschwindigkeiten im Hyperschallbereich erreichen, ja grundsätzlich ist die Geschossgeschwindigkeit sogar nur durch die Luftreibung begrenzt (das Geschoss kann aufgrund der Reibungshitze verglühen). Die hohe kinetische Energie ermöglicht extrem große Reichweiten (diskutiert werden 500km) und gibt den abgefeuerten Geschossen eine enorme Durchschlagskraft. Im Gegensatz zu herkömmlichen Geschützen müssen nur noch Projektile, nicht jedoch Treibladungen bevorratet werden, und es gibt am Geschütz weniger bewegliche Teile, was möglichen Verschleiß und Ausfall auf wenige Teile verringert und das Waffensystem so wartungsärmer macht.
Das Prinzip der Railgun ist nicht neu. Schon im 2. Weltkrieg gab es Versuche deutscher Wissenschaftler, die aber weitgehend erfolglos blieben. Problem war damals die Konstruktion eines Energiespeichers (Kondensators), der kurzzeitig mehrere Megajoule (MJ) liefern muss. Hier ist die technologische Entwicklung in den letzten Jahren nun aber so weit voran geschritten, dass dies möglich wird.
Im März 2006 hat die britische BAe-Systems vom Office of Naval Research (ONR) der US-Navy den Auftrag erhalten, in einem bis 2020 reichenden Vorhaben eine Railgun für Kampfschiffe der Zukunft zu entwickeln. Mit den geplanten „All Electric Ships“ sollte sich auch das Problem der Energiebereitstellung lösen lassen.
Am Ende der ersten Projektphase soll 2011 ein Prototyp einer Railgun ein Geschoss mit 32 MJ auf achtfache Schallgeschwindigkeit (Mach 8) beschleunigen. Ein solches Projektil würde in seiner ballistischen Kurve über die Erdatmosphäre hinaus aufsteigen und dann GPS-gesteuert mit etwa Mach 5 binnen knapp einer Minute ein etwa 200 sm entferntes Ziel treffen.
Ein Ende Januar durchgeführter Testschuss zeigt, dass dies durchaus nicht nur Zukunftsvisionen sind, sondern man ganz offensichtlich schon auf gutem Weg ist. Im Versuch wurde bereits eine Energie von 11,2 MJ erreicht, und das Geschoss konnte damit auf Mach 7 beschleunigt werden.
BAe-Systems ist nicht die einzige mit der Entwicklung einer Railgun befasste Firma. Ebenfalls im Auftrag des ONR arbeitet auch General Atomics an dem Zukunftswaffensystem, und irgendwann wird die US-Navy sich für eines der beiden Ergebnisse entscheiden müssen. Sie hofft jedenfalls, etwa 2020–25 erste Kampfschiffe, möglw. CG(X), mit Railguns bestücken zu können.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
Alle Informationen entstammen frei zugänglichen Quellen. Bildquelle: BAe-Systems/US-Navy