Dieser Artikel wird mit freundlicher Genehmigung der “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen” veröffentlicht.
Deutsche Schnellboote im Auftrag der UNO
Weiterer Auslandseinsatz für das 7. Schnellbootgeschwader
Von Alexander Dubnitzki
(Oberleutnant zur See Alexander Dubnitzki ist II WO auf S77 DACHS)
Am 18. September 2006 entschied der Deutsche Bundestag, sich an der United Nations Interim Force in Lebanon (UNIFIL) zu beteiligen. Hiermit begann ein weiterer Auslandseinsatz für die Schnellboote der Deutschen Marine. Schon 2002 waren die Boote aus Warnemünde am Horn von Afrika (Enduring Freedom) und 2003/ 2004 in der Straße von Gibraltar (Active Endeavour/ StroG) im Einsatz gewesen. Bereits mit der Erteilung des Mandats für den Mittelmeereinsatz war absehbar, dass UNIFIL hohe Anforderungen an die Durchhaltefähigkeit der Deutschen Marine stellen würde.
Bisher haben drei Einsatzkontingente Schnellboote vor der libanesischen Küste operiert. Das erste Schnellbootkontingent traf am 1. Oktober 2006 nach einem zweiwöchigen Transit in Limassol auf Zypern ein. Zum Verband gehörten zunächst die Boote S74 NERZ, S77 DACHS, S78 OZELOT, S80 HYÄNE sowie der Tender ELBE, einschließlich der Systemunterstützungsgruppe (SUG) und dem Stab des 7. Schnellbootgeschwaders. Ein Site Survey Team hatte zuvor Limassol als den am besten für die Boote geeigneten Abstützpunkt in der Nähe des Einsatzgebietes ausgemacht. Nach einer kurzen Manöverphase mit der gesamten Maritime Task Force (MTF) UNIFIL erfolgte die Übernahme der Seeraumüberwachung von der bis dahin von italienischen Marinekräften geführten Operation am 15. Oktober 2007 im Hafen von Beirut. Hiermit erhielt Deutschland die Führung über die erste maritime Operation in der Geschichte der Vereinten Nationen.
Stationierung der Boote vor dem Libanon
Fortan wurden die Schnellboote im Rahmen von mehrtägigen Einsatzfahrten in der Area of Maritime Operations (AMO) eingesetzt. Die in Deutschland vielfach diskutierten Grenzen des Mandats hatten in der Praxis keinerlei einschränkende Auswirkung auf die Operationsführung. Seit Beginn des Einsatzes werden die Boote der MTF UNIFIL fast ausschließlich im küstennahen Bereich innerhalb der Zwölfmeilenzone eingesetzt. Die Seeraumüberwachung außerhalb der libanesischen Hoheitsgewässer wird von den Schiffen der MTF übernommen.
Die Task Group Boote wurde im ersten Einsatzjahr neben den deutschen Einheiten durch vier Schnellboote aus Norwegen, zwei aus Dänemark sowie eine schwedische Korvette gebildet. Seit Anfang des Jahres 2007 gehören ständig zwei türkische Korvetten sowie ein griechisches Schnellboot zum Verband. Die im April havarierten Boote S71 GEPARD und S76 FRETTCHEN wurden abgelöst durch zwei LINK11-fähige deutsche Minenabwehreinheiten.
Die auf den ersten Blick recht hohe Anzahl an Einheiten ist notwendig, um die Durchhaltefähigkeit der Task Group Boote innerhalb der MTF UNIFIL sicherzustellen. Die effektive Einsatzzeit wird eingeschränkt durch die – bootsabhängig – etwa vier- bis über zwölfstündigen Transitphasen von Zypern zur libanesischen Küste. Eine dauerhafte Stationierung der Boote direkt im Einsatzraum, etwa in Beirut, ist aufgrund der dortigen Sicherheitslage gegenwärtig nicht beabsichtigt. Der Einsatzrhythmus der Schnellboote sah zuletzt drei Seetage und anschließend zwei Tage für Erholung, Wartung und Instandsetzung auf Zypern vor.
Im zivilen Hafen von Limassol auf Zypern ist ein Pierbereich angemietet worden, welcher zum Abstützpunkt, dem so genannten Fast-Patrol-Boat-Castle (FPB-Castle) ausgebaut wurde. Hier ist ein Tender Klasse 404 stationiert, der als Führungs- und logistische Plattform für die Boote dient. Absicherung und Schutz des Castle erfolgen durch einen Sicherungszug der Marineschutzkräfte aus Eckernförde. Bis auf die türkischen Korvetten, die von Mersin in der Türkei aus operieren, stützen sich alle Boote stellenden Nationen auf dieses Castle ab.