Arktis — das “Mittelmeer” des nächsten Jahrhunderts

 

 

Die Tief­see ist eine der let­zten uner­forscht­en Gebi­ete der Erde. Sich­er ist: in vie­len Bere­ichen der Tief­see wur­den Boden­schätze wie Man­gan-Knollen gefun­den. Darüber hin­aus gerät die Öl- und Gasin­dus­trie mit ihren Förder­an­la­gen in immer tief­ere Bere­iche des Meeres.

Antarktis (Bild: Carl von Ossietzky Universität Oldenburg) Auch in der Ark­tis, dem rund 26.000 qkm große Meeres­ge­bi­et um das Nord­po­larmeer zwis­chen Nor­we­gen, Däne­mark (Grön­land), Kana­da, den USA und Rus­s­land mit den angren­zen­den polaren Land­flächen (Tun­dren) wer­den größere Vorkom­men von Boden­schätzen vermutet.

Boden­schätze im Nor­den:
Im kanadis­chen Nor­den wur­den Erdöl, Erdgas, Zink, Sil­ber und Gold nachgewiesen, auf Grön­land gibt es Zinkvorkom­men. Die nachgewiese­nen Erdöl‑, Erdgas- (und Ölsand-)Vorkommen ziehen sich in Kana­da östlich ent­lang der Rocky Moun­tains bis in den Nor­den von Alas­ka. Weit­ere Vorkom­men wur­den im Bere­ich der Köni­gin Elis­a­beth-Inseln ent­deckt. Auf Spitzber­gen gibt es nachgewiesene Ölsand­vorkom­men. Rus­s­land ver­fügt in der Bar­entssee, im Nor­den des West­si­birischen Tieflan­des und in der Karasee — östlich von Nova­ja Zem­li­ja — über adäquate Vorkommen. 

 

Der Abbau der ark­tis­chen Boden­schätze hat bere­its in großen Umfang begonnen.
Die USA fördern Erdöl in Alas­ka. Eisen­erze und Kohlevorkom­men wer­den in Nor­we­gen und Schwe­den aus­ge­beutet, Rus­s­land fördert Erdöl, Erdgas, Kohle, und hat Apatit‑, Bundtmetall‑, Gold‑, Dia­man­ten- und Nickelvorkommen. 

Nor­we­gens Gas­feld Sno­hvit mit geschätzt 160 Mrd. cbm Gasvorkom­men wird seit 2007 aus­ge­beutet. Mit Hil­fe von Total (Frankre­ich) erschließt Rus­s­lands Gazprom derzeit mit einem Investi­tionsvol­u­men von geschätzt 15 Mrd. $ das Shtok­mann-Ölvorkom­men ca. 600 km nördlich von Mur­man­sk. Ab 2013 soll hier die Förderung von Erdöl aus eine Wasser­tiefe von über 300 Metern erfolgen.

Rus­s­land holt über 10 % seines BSP und über 20 % der Exporter­löse aus dem ark­tis­chen Boden. 

Weit­ere Boden­schätze wer­den ver­mutet.
Allerd­ings: die Ark­tis ist geol­o­gisch noch uner­forscht. Die bish­eri­gen Angaben — etwa Schätzun­gen von US-Forsch­ern, dort kön­nten “ein Vier­tel aller glob­alen Erdöl- und Gas­re­ser­ven liegen” — sind durch kein­er­lei konkrete Proben belegt. Viele Schätzun­gen beruhen ein­fach darauf, dass die bekan­nten Öl- und Gasvorkom­men am Rande des Nord­po­larmeeres miteinan­der ver­bun­den wer­den, und die so unter dem Meer liegen­den Flächen als eben­so Öl- und Gashaltig beze­ich­net wer­den. Grund­lage für diese Ver­mu­tung ist die geol­o­gis­che Entwick­lung der Erde. Vor 60 Mil­lio­nen Jahren — als die Öl- und Gasvorkom­men ent­standen — befand sich um den heuti­gen Nord­pol ein Sub­po­lares Meer, dessen Bio­masse die Grund­lage für die heuti­gen Öl- und Gasvorkom­men wurde. Alleine um den Nord­pol sollen 2,5 Mrd. Ton­nen Öl und 7,5 Mrd. Ton­nen Gas — zusam­men als 10 Mrd. Ton­nen fos­siler Rohstoffe — auf die Förderung warten. Die verdächtig “glat­ten” Vorkom­men von Zehn Mrd. Ton­nen Öl und Gasvorkom­men im Wert von gut 1.000 Mrd. $ klin­gen aber nicht nach real­is­tis­chen Untersuchungsergebnissen.

Im “rus­sis­chen Teil” der Ark­tis — in der Bar­ents- und Kararsee — wer­den 3,3 Mrd. t. Öl und bis zu 5 Bil­lio­nen Kubik­me­ter Gas ver­mutet. Schon um das Jahr 2015 will Rus­s­land Gas aus seinen polaren Schelfge­bi­eten der Bar­entssee, dem “Schtok­man-Feld” zwis­chen Nor­we­gen und Nowaya Zemlya fördern. 

Die Route der Arc­tic Cor­ing Expe­di­tion der Uni­ver­sität Old­en­burg
(Quelle: Carl von Ossi­et­zky Uni­ver­sität Oldenburg )

Antarktis (Bild: Carl von Ossietzky Universität Oldenburg)

Im Herb­st 2004 brachen mit der Expe­di­tion 302 des Inte­grat­ed Ocean Drilling Pro­cects (IODP) bzw. Arc­tic Cor­ing Expe­di­tion (ACEX) u.a. der Uni­ver­sität Old­en­burg drei Eis­brech­er ins Nord­po­larmeer auf um auf dem Lomonosov-Rück­en (einem 2000 km langes Unter­wasserge­birge, das von den neusi­birischen Inseln in ger­ad­er Lin­ie zum Nord­pol und von dort weit­er bis nach Grön­lands Nord­spitze, dem Kap Mor­ris Jesup, führt) Sed­i­mente zu erbohren. Seit diesem Jahr ist bekan­nt, dass die unter­meerische Gebirgs­kette vor 60 Mio. Jahren an der eura­sis­chen Plat­te hing, und mit Ameri­ka, Grön­land und Eurasien eine gemein­same Land­fläche bildete. Aber ob die Kette auch jet­zt weit­er­hin mit Nor­dameri­ka und Sibirien ver­bun­den — oder aber abgerisssen — ist, das ist für die Zuge­hörigkeit zum Wirtschafts­bere­ich eines angren­zen­den Staates (siehe unten: “Rechtssta­tus”) entschei­dend.   Rus­s­land und die USA haben offiziell tat­säch­lich erst im Som­mer 2007 begonnen, den Meeres­grund näher zu erforschen. Rus­s­land konzen­tri­ert sich dabei auf den Lomossonow-Rück­en Die USA beschränken sich auf die Beau­fort-See, ca. 800 km nördlich von Barrow-Alaska.

Kli­mawan­del:
Die von Eis bedeck­te Fläche um den Nord­pol umfasste in den Som­mer­monat­en (Juni, Juli) 2007 nur noch gut 5 Mio. qkm — 700.000 qkm weniger als im vorherge­hen­den Reko­rd­jahr 2005 und rund 2 Mio. qkm weniger als im Jahres­durch­schnitt seit 1980. Es ist kein Zufall, dass 2007 und 2008 im zweit­en Jahr hin­tere­inan­der die bei­den großen nordis­chen Schiff­fahrtswege, die Nord­west- und die Nor­dost­pas­sage, eis­frei waren. Die UN-Behörde “Wol­rd Mete­o­ro­log­i­cal Orga­ni­za­tion” rech­net damit, dass bei andauern­dem Trend ab dem Jahr 2040 das Polarmeer im Som­mer völ­lig eis­frei sein könnte.

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