Jürgen E. Kratzmann
Dem Gründer der Marineschule Mürwik (MSM), Kaiser Wilhelm II., hätte das Wetter vielleicht doch gefallen. Kein Kaiserwetter, aber im entscheidenden Moment der Veranstaltung klarte der Himmel auf und die Sonne schien. Angetreten waren 264 Marineoffiziersanwärter der Crew VII/2017 auf der Admiralswiese der Marineschule Mürwik in Flensburg zur Vereidigung. Zum ersten Mal gemeinsam mit 47 Soldaten des neu geschaffenen Kommandos Cyber- und Informationsraum der Schule für Strategische Aufklärung – aus der Nachbarkaserne der MSM.
Rund 2.000 Angehörige und Besucher sowie hochrangige Gäste aus Politik, Gesellschaft und Bundeswehr hatten teilweise weite Anreisen auf sich genommen, um an der Zeremonie teilnehmen zu können. Ehrengast und Festredner der Vereidigung war der Präsident des Schleswig-Holsteinischen Landtages, Klaus Schlie. Zunächst begrüßte der Kommandeur der Marineschule Mürwik, Flottillenadmiral Kay-Achim Schönbach, die jungen Soldatinnen und Soldaten sowie Angehörige, Freunde und die Gäste, darunter der Inspekteur der Deutschen Marine, Vizeadmiral Andreas Krause, und der Inspekteur der Rumänischen Marine, Vizeadmiral Alexandru Mirsu.
In seiner Ansprache wies Admiral Schönbach gleich zu Beginn darauf hin, dass das rumänische Segelschulschiff „Mircea“ in 2017 als Ersatz für die noch in der Werft liegende „Gorch Fock“ der Ausbildung der Offiziersanwärter dienen soll. An die Crew VII/2017 gewandt, stellte Schönbach fest, dass die angetretenen Offiziersanwärter die Zukunft der Deutschen Marine seien und dass nach vielen Jahren des Sparens, des Außerdienststellens und des übertriebenen Glaubens an eine Friedensdividende, die Marine wieder größer werde. Dafür würden gut ausgebildete Offiziere benötigt, um die vielen Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Schönbach wies darauf hin, dass die angehenden Marineoffiziere auch angetreten seien als zukünftige Verantwortungselite. Der Kommandeur der MSM betonte, dass man kämpfen können muss, um nicht kämpfen zu müssen. D
araus leite sich nahezu alles andere ab. Der Soldatenberuf sei ein sehr komplexer, ein unverzichtbarer, ein faszinierender, aber auch sehr fordernder Beruf. Dies mögen die jungen Soldatinnen und Soldaten berücksichtigen. Er schloss seine Rede an die Crew VII/2017 mit den Worten: „Werden Sie ein Teil von etwas Größerem, und bleiben Sie nicht nur Sie selbst.”
Landtagspräsident Schlie gratuliert nach der Vereidigung Der Präsident des Schleswig-Holsteinischen Landtages, Klaus Schlie, wies in seiner Rede darauf hin, dass es in der Öffentlichkeit heute gelegentlich am Verständnis für den Beruf des Soldaten mit seinen besonderen Anforderungen mangele. Der Begriff der „Kameradschaft“ sage vielen heute nichts mehr oder er wird in völlig unzutreffende und entstellende Zusammenhänge gerückt. Dabei wisse jeder, dass Herausforderungen eine Gruppe zusammenschweißen können, dass ein besonderes Gefühl der Verbundenheit und des gegenseitigen Vertrauens entsteht, wenn man Aufgaben gemeinsam erfolgreich meistert und sich dabei aufeinander verlassen kann. Daran sei nichts Falsches. Im Gegenteil sei diese Kameradschaft etwas, woran sich die Offiziersanwärter ein Leben lang erinnern werden.
Schlie wörtlich: „Wenn Sie heute Ihren Eid leisten, dann ist Ihnen bewusst, dass wir in einer Welt leben, in der Ihr Einsatz für Recht und Freiheit keine bloße Formel ist, sondern auch real abgefordert werden kann. Wehrhaftigkeit und demokratisches Bekenntnis, die Bereitschaft, einen schwierigen und mitunter gefährlichen Dienst zu leisten, zugleich aber auch ein solidarisches Selbstbewusstsein, das sich auf zivile, auf demokratische Werte gründet – das ist Ihre, das ist unser aller Stärke! Ihr Eid soll genau das heute bekräftigen.“
Abschließend wandte sich Landtagspräsident Schlie direkt an die angetretenen Soldatinnen und Soldaten:
„Sie werden Ihren Eid auf die schwarz-rot-goldene Fahne ablegen. Über der Marineschule weht die schwarz-rot-goldene Flagge. Diese Freiheitsfarben wehten schon vor über 160 Jahren auf Schiffen der ersten Deutschen Marine von 1848, einer von einem demokratischen Parlament geschaffenen Marine! Diese Farben sind ein Sinnbild des demokratischen Dreiklangs „Einigkeit und Recht und Freiheit“, eine Zeile unserer Nationalhymne, die wir heute noch hören und mitsingen werden.
Diese Zeichen sind keine leeren Symbole, sondern sie künden von unserer wechselhaften Geschichte, die verbrecherische Irrwege ebenso kennt, wie freiheitliche-demokratische Traditionen. Stets war es die persönliche Entscheidung von Menschen, die in die eine oder andere Richtung wies und führte. Zu Verbrechern oder aber zu aufrichtigen Menschen machte die Menschen dabei nie die Uniform, die sie trugen, sondern ihr Mut, die richtigen Entscheidungen zu treffen, so wie es die Männer und die Frauen vom 20. Juli 1944 getan haben. Und die Befähigung zur Bildung einer kritischen Meinung und zu verantwortungsvoll getroffenen Entscheidungen ist deshalb bis heute für jede Soldatin und jeden Soldaten so wichtig. Eine der wichtigsten Entscheidungen haben Sie schon getroffen und heute werden Sie diese mit Eid bekräftigen. Ich wünsche Ihnen auf Ihrem weiteren Weg viel Glück und Erfolg und auch die Stärke, immer wieder aufs Neue den hohen Anforderungen Ihres Berufes gerecht zu werden.“
Dieser Artikel wird mit freundlicher Genehmigung der „MarineForum – Zeitschrift für maritime Fragen“ veröffentlicht.
Bei der dann folgenden Zeremonie traten Abordnungen der Angetretenen, stellvertretend für ihre Kameradinnen und Kameraden, vor und legten vor der gesenkten Truppenfahne den Eid auf die Bundesrepublik Deutschland ab. Nachdem die Eidesformel aller Anwärter auf dem Rasen vor der MSM verklungen war, intonierte das Luftwaffenmusikkorps Erfurt die Nationalhymne. Der Präsident des Schleswig-Holsteinischen Landtages, die Inspekteure der Deutschen und Rumänischen Marine, der Stellvertretende Kommandeur der Schule Strategische Aufklärung und der Kommandeur MSM dankten den Soldatinnen und Soldaten der Abordnung persönlich für die Ablegung des Eides.
Nachdem der offizielle Teil beendet war, rückte das Musikkorps, die Fahnenabordnung und der Ehrenzug des Wachbataillons der Bundeswehr mit klingendem Spiel ab. Die Crew VII/2017 blieb aber in der eingenommenen Formation für einige Minuten stehen. Damit ergab sich für Angehörige und Freunde die Möglichkeit, Erinnerungsfotos von dieser eindrucksvollen Vereidigung zu machen. Hinsichtlich der Perspektive von Bildern gab es noch eine Premiere: Die Sprecherin der Reunion, KKpt d.R. Jenny May-Barg, fotografierte wohl zum ersten Mal eine Vereidigung an der MSM mit einer Drohne.