NAH-/MITTELOST
Die militärische/sicherheitspolitische Lage im Nahen-/Mittleren Osten bleibt von der Bekämpfung des islamistischen Terrors sowie den Bürgerkriegen in Syrien und Jemen bestimmt. Spannungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran dauern an.
JEMEN
Im „Stellvertreter-Krieg“ im Jemen bleiben zwischen Saudi-Arabien und dem Iran die Fronten verhärtet. Saudi-Arabien hatte nach einem versuchten Beschuss Riads durch eine von Houthi-Rebellen aus dem Jemen abgefeuerte ballistische Rakete eine totale See‑, Land- und Luftblockade gegen den Jemen verhängt, hat diese nach Warnung des UN-Sicherheitsrates vor einer humanitären Katastrophe aber wieder gelockert. Hilfslieferungen des UN World Food Programme sollen nun wieder in Hodeidah gelöscht werden dürfen.
Dieser Artikel wird mit freundlicher Genehmigung der „MarineForum – Zeitschrift für maritime Fragen“ veröffentlicht.
Die Houthi-Rebellen haben ihre Drohungen gegen die internationale Schifffahrt im südlichen Roten Meer und in der Meerenge des Bab el Mandeb erneuert; vor allem auch große Öltanker sollen ins Visier genommen werden. Am 12. November berichteten Medien, Koalitionskräfte hätten beabsichtigtes Minenlegen in der Meerenge und Einsatz von ferngelenkten Sprengbooten vereitelt.
Ungeachtet des Konfliktes zwischen dem Emirat Katar und einer von Saudi-Arabien angeführten Gruppe von Golfstaaten, haben Einheiten der US Navy und der US Coast Guard bilaterale Übungen mit der katarischen Marine durchgeführt. Diese Übungen zur „Stärkung der Fähigkeiten in kritischen Bereichen und zur Wahrung der militärischen Sicherheit“ in der Region finden routinemäßig jährlich statt. Auch die nun durchgeführte Übung war schon länger geplant, und die USA sahen keinerlei Veranlassung, sie wegen des politischen Konfliktes Katars mit anderen Golfstaaten abzusagen (und dadurch mittelbar Partei zu ergreifen).
GROSSBRITANNIEN
Die britische Royal Navy soll unter zunehmendem Druck zu finanziellen Einsparungen überlegen, ihre Minenabwehrkomponente im Persischen Golf zu reduzieren und zwei der vier permanent (in rotierenden Langzeitverlegungen) in Bahrain stationierten Minenjagdboote in die Heimat zurückzuverlegen.
ISLAMISTISCHER TERROR IN SYRIEN UND IRAK (Fortschreibung)
Bei der Bekämpfung des islamistischen Terrors in Syrien und Irak bestimmen unverändert divergierende Eigeninteressen zahlreicher Staaten sowie die Spaltung zwischen Schiiten und Sunniten die Entwicklung.
SYRIEN — IRAK: US-geführte Koalition (Operation „Inherent Resolve“)
Eine US-geführte multinationale Koalition setzt mit Operation „Inherent Resolve“ Luftschläge gegen islamistische Terrorgruppen in Irak und Syrien fort, wobei sich der Schwerpunkt nach Syrien verlagert hat. Auch dort wird der IS aus immer mehr Gebieten verdrängt. Ziele von Koalitions-Luftangriffen sind Kommandozentren (Führungspersonen), Stützpunkte, Depots und von Islamisten kontrollierte Öl-Anlagen, daneben aber auch logistische Straßentransporte und Gruppen verlegender Kämpfer. Viele Angriffe dienen der direkten Unterstützung (Close Air Support) irakischer Bodentruppen und syrischer (kurdischer) Oppositionsmilizen. Zum Einsatz kommen zurzeit nur landgestützt von Flugplätzen der Golfstaaten, Jordaniens und der Türkei operierende Kampfflugzeuge und Drohnen der Streitkräfte zahlreicher Staaten. Die britische Royal Air Force nutzt ihre Basis in Akrotiri (Zypern).
Nach Ablaufen der „Nimitz“ ist momentan kein US-Flugzeugträger in der Region präsent, aber die derzeitige Präsenzlücke soll durch die zuletzt im Westpazifik (Nordkorea) operierende „Theodore Roosevelt“ Carrier Strike Group (CSG) gefüllt werden. Vermutlich ist die CSG nach der „Stärkedemonstration“ vor Nordkorea bereits auf dem Weg in die Region.
‘Roosevelt’ im West-Pazifik (Foto: US Navy)
In den Seegebieten um die Arabische Halbinsel operiert unverändert die „America“ Amphibious Ready Group (ARG) der US Navy. Eingeschiffte Jagdbomber AV-8B Harrier und Kampfhubschrauber des US Marine Corps, aber auch mit Schwenkrotorflugzeugen V‑22 Osprey zu verbringende Kommandotruppen, können bei Bedarf auch über Land (gegen islamistische Terrorgruppen) eingesetzt werden. Das zur ARG gehörende Docklandungsschiff „San Diego“ bleibt abgesetzt vom Verband im Mittelmeer.
SYRIEN: Russland – Türkei
Zwar hat Syriens Machthaber al-Assad formell den Kampf gegen IS formell als „siegreich beendet“ erklärt, aber das war sichtlich verfrüht. Nur wenige Tage nach der „Vertreibung des IS aus seiner letzten Schlüsselbasis“ al-Bukamal (im Grenzgebiet Syriens zum Irak) musste die russische Luftwaffe dort erneut sechs in Zentralrussland gestartete Langstreckenbomber Tu-22M3 Backfire‑C einsetzen. Offensichtlich gibt es in al-Bukamal weiterhin heftige Kämpfe, die von Bodentruppen der syrischen Armee ohne massive russische Luftunterstützung nicht zu gewinnen sind.
Russland gibt der Bekämpfung des islamistischen Terrors in Syrien durchaus Priorität, macht aber unverändert keinen wirklichen Unterschied zwischen Islamisten und Oppositionsrebellen. Außerhalb von erklärten „De-Eskalationszonen“ gelten alle gegen das al-Assad-Regime aktiven Milizen gleichermaßen als Terroristen, und nach wie vor erfolgen russische Luftangriffe denn auch in Gebieten, in denen keine islamistischen Milizen aktiv sind.
Die Türkei bekämpft zwar auch islamistische Gruppen, widmet sich in ihrem „Kampf gegen Terrorismus“ bei grenzüberscheitenden militärischen Operationen in Syrien aber bevorzugt der Neutralisierung dortiger kurdischer Milizen. Glaubhafte Meldungen deuten dabei sogar auf (vorübergehende und örtlich begrenzte) Kooperation mit der islamistischen al-Nusra Front.
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BÜRGERKRIEG IN SYRIEN (Fortschreibung)
Karte: IHS MonitorIn den auf Initiative von Russland, Syrien, dem Iran und der Türkei erklärten „De-Eskalationszonen“ herrscht weitgehend Ruhe. Innerhalb der Zone bei Idlib bombardierten allerdings syrische oder russische Kampfflugzeuge ein Wohngebiet, mögl. in Bekämpfung islamistischer Milizen, die grundsätzlich von allen Feuerpausen ausgenommen bleiben. Türkische Truppen haben in einer grenzüberschreitenden Operation Idlib unter ihre Kontrolle gebracht, wollen nun auf weitere Orte vorstoßen. Offizielles Ziel ist die „Gewährleistung der Sicherheit in der bei Idlib eingerichteten De-Eskalationszone“. Primäres Operationsziel ist aber wohl die Verdrängung der kurdischen YPG-Miliz aus der Region.
Russland sieht in den „De-Eskalationszonen“ die Basis für ein Ende des Bürgerkrieges. Sie zwängen Oppositionsmilizen nicht nur zu verbaler Distanzierung, sondern ganz real auch zu räumlicher Trennung von islamistischen Terrorgruppen, und dies eröffne Chancen für politischen Dialog. In den Zonen vereinbarte Feuerpausen wurden teilweise auch schon in formelle regionale Waffenstillstände überführt.
Für einen von den „Garantiemächten“ Russland, Iran und Türkei vorgeschlagenen „Kongress des Nationalen Dialoges“ in Sotschi (Russland) kann weiterhin kein Termin genannt werden. Schon die Einladungsliste für insgesamt 33 Gruppen stößt auf Widerstände, die Türkei will sich mit einigen kurdischen Gruppen nicht an einen Tisch setzen, und die „Syrian Opposition Coalition“ lehnt das Vorhaben rundweg ab. Nun wollen die Präsidenten Russlands, des Iran und der Türkei auf einem Gipfeltreffen am 22. November in Sotschi das weitere Vorgehen im syrischen Bürgerkrieg abstimmen.
Maritime Aspekte
Im östlichen Mittelmeer operiert weiterhin das von der russischen Schwarzmeerflotte geführte Ständige Mittelmeergeschwader (MedSqn) der russischen Marine. Kampfeinheiten sind zurzeit nur die Korvette „Boykiy“ der Baltischen Flotte, der Minensucher „Ivan Golobets“ der Schwarzmeerflotte, sowie immer noch die zwei in der Ostsee für die Schwarzmeerflotte gebauten, neuen U‑Boote „Velikiy Novgorod“ und „Kolpino“ (KILO-III-Klasse), die ihre Überführungsfahrt ins Schwarze Meer nun schon drei Monate lang für einen Einsatz bei der MedSqn unterbrochen haben.
Die Fregatte „Pytliviy“ der Schwarzmeerflotte ist nach 100 Tagen Mittelmeereinsatz am 14. November ins Schwarze Meer abgelaufen.
Ebenfalls am 14. November verließ auch die gemeinsam mit der „Boykiy“ verlegte Korvette „Soobrazitelniy“ das Mittelmeer. Begleitet vom Tanker „Kola“ passierte sie den Suezkanal in Richtung Rotes Meer. Geplant ist offenbar ein Präsenzeinsatz (Piraterie-Bekämpfung) im Golf von Aden; der Tanker (möglw. auch die Korvette) hat am 17. November zur Zwischenversorgung in Dschibuti festgemacht.
‘Ekvator’ (Foto: Deutsche Marine)Das Spezialschiff zur Fernmelde-/elektronischen Aufklärung „Ekvator“ der Schwarzmeerflotte ist nach fast vier Monaten Einsatz im östlichen Mittelmeer ins Schwarzmeer zurückgekehrt. Das Schiff der MOMA-Klasse hat neben der Sammlung/Erfassung von Fernmeldeverkehren und elektronischen Parametern vermutlich auch die MedSqn mit operativen und taktischen Lageinformationen versorgt.
Die auch als „Syrian Express“ bezeichnete Lieferung von Rüstungsgütern nach Syrien und Nachschub für die dort eingesetzten russischen Truppen wird nach gut zweimonatiger „Atempause“ wieder in vollem Umfang fortgesetzt. Zurzeit sind drei Landungsschiffe der Schwarzmeerflotte und drei der von der russischen Marine gebraucht gekauften und formell in ihren Bestand übernommenen Frachtschiffe in die Transporte eingebunden. Verstärkung für „Syrian Express“ kommt aber auch aus anderen Flotten. Aktuell hat die Nordflotte dazu ihr Landungsschiff „Aleksandr Otrakovskiy“, die Baltische Flotte ihr Landungsschiff „Minsk“ abgestellt.
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FRANKREICH
Die Piriou-Werft in Concarneau hat am 13. November mit der „Rhone“ das zweite neue Unterstützungsschiff vom Typ BSAH zu Wasser gelassen.
2015 hatte das Verteidigungsministerium zunächst zwei, ein Jahr später dann weitere zwei „Batiments de Soutien et d’Assistance Hauturier“ (BSAH) bestellt. Die Auftragsvergabe war eigentlich schon 2012 erwartet worden, aber zunächst gab es Budgetprobleme, und dann scheiterte eine erste Ausschreibung, weil keines der Angebote im vorgegebenen Kostenrahmen lag. Schließlich erhielt das Kership-Konsortium aus DCNS (heute Naval Group) und Piriou bei einem Stückpreis von 40 Millionen Euro den Zuschlag.
„Rhone“ und das am 31. Mai zu Wasser gelassene erste BSAH „Loire“ sollen 2018 geliefert werden, „Seine“ und „Garonne“ dann 2019 das Vorhaben abschließen. Jeweils zwei der Neubauten sollen in Brest und Toulon ältere Hochseeschlepper ersetzen. Designvorlage der 70-m-Schiffe (2.700ts) sind kommerzielle Offshore Support Vessel. Sie können auf einer Ladefläche auf dem Achterschiff Container (Einsatzmodule) mitführen und mit einem bordeigenen 12-t-Kran auch selbst be- und entladen. Spezielle Laderäume sind für Waffen und Munition vorgesehen. Neben den 17 Mann Stammbesatzung können weitere 12 Personen (z.B. Taucher, aber auch Kommandotruppen) eingeschifft werden. Ein 8‑m-Arbeitsboot findet an Bord ebenso Platz wie Feuerlöschausrüstung und „Sonderausstattung zur Unterstützung von Unterwasser-Operationen“.
Im Einsatz als Schlepper sind die BSAH dafür ausgelegt, auch die strategischen U‑Boote der LE TRIOMPHANT-Klasse, ja sogar den Flugzeugträger CHARLES DE GAULLE auf den Haken zu nehmen. Ihre Seeausdauer ohne Nachversorgung wird mit 30 Tagen angegeben. Das Einsatzspektrum schließt auch Search & Rescue und Umweltschutz ein, aber bei den genannten Fähigkeiten wird klar, dass die BSAH vor allem dafür gedacht sind, den Flugzeugträger CHARLES DE GAULLE, amphibische Verbände oder U‑Boote (Special Forces) in einen Einsatz zu begleiten.
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HONDURAS
Die kleine „Fuerza Naval de Honduras“ (FNH) hat in Kolumbien ein amphibisches Unterstützungsschiff bauen lassen.
Das mittelamerikanische Land verfügt über keine Werften zum Eigenbau von militärischen Schiffen und Booten und stützt sich daher seit Jahrzehnten auf ausländische Lieferanten. Viele der meist kleinen und kleinsten Boote stammen aus den USA, wurden auch großteils mit Geldern der US-Militärhilfe finanziert. Modernste „Kampf“-Einheiten sind zwei von der niederländischen Damen Schelde für 13 Jahre geleaste Wachboote vom Typ STAN Patrol 4207. Größtes Schiff war bisher ein vor fast 30 Jahren in den USA beschafftes 45-m-Landungsboot, das 2012 zum Mutterschiff für in Küstenvorfeldoperationen eingesetzte, kleine Wachboote umgebaut wurde.
Eine dezidierte logistische Komponente gab es bisher nicht. Um diese Fähigkeitslücke zu schließen, beauftragte man im November 2016 die kolumbianische COTECMAR mit dem Bau eines „Buque de Apoyo Logistico – Cabotaje” (BAL‑C), eines logistischen Unterstützungsschiffes für den Küstenbereich. Die Werft in Cartagena de Indias (Kolumbien) begann sofort mit der Arbeit und konnte das Schiff in weniger als einem Jahr fertigstellen. Am 4. November wurde die „Gracias a Dios“ (FNH-1611) im Marinestützpunkt Puerto Cortes (Karibikküste) an die FNH übergeben.
Der 49m lange Neubau kann an Deck bis zu 210t Ladung transportieren und über eine Bugrampe auch abseits vorhandener Hafeninfrastruktur umschlagen. Hauptaufgabe der „Gracias a Dios“ sind Versorgungsfahrten entlang der Küste, wobei das Schiff bis zu 40 Tage lang eigenständig operieren kann. Es bietet aber auch Platz für ein kleines (ggf. durch containerisierte Module zu ergänzendes) Bordhospital für einen Nothilfeeinsatz nach Naturkatastrophen. Mit nur 10 Kn ist die „Gracias a Dios“ nicht sonderlich schnell, aber sie kann bis zu vier kleine schnelle Boote (Rhib) mitführen und ist damit auch effektiv in der Bekämpfung des regionalen Drogenschmuggels einsetzbar.
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MAURETANIEN
Baubeginn für ein in China bestelltes modernes Landungsschiff.
Am 9. November 17 fand in Anwesenheit des eigens dazu angereisten mauretanischen Marinechefs bei der Wuchang-Werft in China die feierliche Kiellegung für das bisher größte Schiff der kleinen westafrikanischen Marine statt. Eine bei der Feier präsentierte Grafik lässt ein 1.750 ts großes Landungsschiff erkennen, das deutliche Verwandtschaft zur nur etwas mehr als zehn Jahre alten chinesischen YUNSHU-Klasse (Type 073A) zeigt.
An Bord finden bis zu sechs Kampfpanzer oder 12 militärische LKW Platz, die über Bug- und Heckrampe in ein durchgehendes Ladedeck ein- und ausfahren können. Ein Hubschrauberlandedeck ermöglicht Einsatz eines Hubschraubers, der jedoch mangels Hangar nicht permanent eingeschifft werden kann. Das für Mauretanien bestimmte Schiff soll mehr Fracht transpotieren können als die chinesische Designvorlage und wohl auch Übergabestationen für Seeversorgung erhalten.
Nicht zuletzt vor dem Hintergrund neu entdeckter lukrativer Öl- und Gasvorkommen hatte Mauretanien 2014 für seine Marine einen Entwicklungsplan vorgestellt, der auf eine deutliche Verbesserung der Fähigkeiten zu Hochseeoperationen in der Erweiterten Wirtschaftszone und zur Kontrolle der langen, teils nicht durch Landwege erschlossenen Küsten setzte. Im Bestand befanden sich damals neben einigen kleinsten Booten nur drei Offshore Patrol Vessel und ein 50 Jahre altes ex-spanisches Schiff, die nur begrenzt in der Lage waren, effektiv gegen z.B. Fischwilderei, Schmuggel und illegale Migration vorzugehen.
Beschlossen wurde der Bau von u.a. zwei 63-m-Wachbooten, die noch im gleichen Jahr in China bestellt und 2016 in Dienst gestellt wurden. Für Operationen von See nach Land sollten drei neue Kompanien Marineinfanterie aufgestellt und in Küstenstandorten stationiert werden. Um diese auch von See her flexibel einsetzen zu können, wurde ein amphibisches Schiff unverzichtbar. Folgerichtig wurde dies im März 2016 bestellt, und erneut ging der Auftrag nach China. Jetzt begann der Bau des Neubaus, der wohl schon im kommenden Jahr geliefert werden soll.
Primärer Auftrag des Landungsschiffes wird der Transport von Truppen und Ausrüstung, aber es soll auch rein logistische Versorgungsfahrten entlang der Küste übernehmen, sowie in der Seeraumüberwachung, im Umweltschutz und im Rahmen des SAR-Dienstes eingesetzt werden.
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NORDKOREA (Fortschreibung)
Mit “Verhängung der Todesstrafe für US Präsident Trump” hat Nordkorea nach vorübergehender Zurückhaltung die staatliche Propaganda wieder verschärft.
Unverändert wird die “Unverhandelbarkeit” des Raketen- und Atomwaffenprogrammes bekräftigt. Diplomatie könne im Verhältnis zu den USA erst dann eine Rolle spielen, wenn die Entwicklung die gesamten USA abdeckender, nuklearfähiger Interkontinentalraketen abgeschlossen sei. Nukleare Abschreckung sei mit Blick auf das US-Vorgehen in Irak und Libyen für die existentielle Sicherung des Staates unverzichtbar. US Präsident Trump zeigt sich widersprüchlich. Mal sieht er in Gesprächen nur “pure Zeitverschwendung”, dann wieder fordert er Nordkorea auf, doch endlich “an den Tisch” zu kommen. Eine von ihm verkündete Vereinbarung mit China zu einem bilateral abgestimmten “harten Kurs” (nicht nur ein bloßer Stopp des Atomprogramms) gegen Nordkorea wurde in Peking postwendend dementiert. So bleibt der von “eingefrorener Diplomatie” und der Drohung mit “militärischen Optionen” geprägte Status vorerst unverändert, wobei neue Ratekentests oder auch ein weiterer Atomtest die Lage jederzeit sehr kurzfristig wieder verschärfen können.
Vom 11. bis 14. November hat die US Navy in der Japansee ihre angekündigten „Three Carrier Exercise“ durchgeführt. Neben den Carrier Strike Groups (CSG) der Flugzeugträger „Ronald Reagan“, „Theodore Roosevelt“ und „Nimitz“ waren auch der japanische Hubschrauberträger „Ise“ sowie weitere Kampfschiffe der japanischen und südkoreanischen Marine beteiligt. Nordkorea beschwerte sich formell beim UN Sicherheitsrat über den „offensichtlichen Aufmarsch zu einem nuklearen Enthauptungsschlag“; die Lage habe sich auf ein „in der Geschichte noch nie dagewesenes Niveau verschärft“.
Als Übungsinhalte wurden vorab nur sehr vage defensive „Maritime Air Operations, Flugabwehr und Luftraumverteidigung sowie Seeraumüberwachung und Versorgung in See genannt. Ein übergreifendes (fiktives) Szenario gab es offenbar nicht. Zentrales Ereignis war gleich zu Übungsbeginn ein aus allen Blickwinkeln fotografiertes und öffentlichkeitswirksam präsentiertes Formationsfahren aller beteiligten Einheiten. Dass es anschließend praktisch keinerlei Meldungen zum weiteren Verlauf gab, zeigt, dass die Übung wenig mehr als bloße „Stärkedemonstration“ war. Im US-Kongress wurde denn auch „Murren“ über die mit der Verlegung der drei CSG verbundenen hohen Kosten laut. Man muss hier aber auch sehen, dass die „Ronald Reagan“ in der Region (Japan) stationiert ist, und die beiden anderen Flugzeugträger auf dem Weg in einen geplanten Einsatz im Persischen Golf bzw. auf der Rückkehr von dort nur einen „Abstecher“ gemacht haben.
Weitere gemeinsame Operationen der drei US-Trägerkampfgruppen gibt es offenbar nicht. Die „Ronald Reagan“ ist unmittelbar nach Übungsende nach Süden abgelaufen. Vom 16. bis 26. November nimmt sie vor Okinawa (Japan) und in der Philippinensee an der jährlichen bilateralen teilstreitkraftübergreifenden Übung „Annualex 2017“ mit japanischen Streitkräften teil.
Zu den beiden anderen Flugzeugträgern „Theodore Roosevelt“ und „Nimitz“ gibt es seit Übungsende keine Meldungen mehr. Vermutlich ist die „Theodore Roosevelt“ CSG bereits auf dem Weg in den Indischen Ozean / Persischen Golf, während sich’Daqing’ schießt RBU 1200 (Foto: MoD China) die „Nimitz“ CSG noch im Westpazifik aufhält, aber allmählich Kurs auf Hawaii und dann San Diego (Kalifornien) und schließlich Heimathafen Everett (Washington) nimmt.
Kurz vor den Aktivitäten der drei amerikanischen CSG und der japanischen und südkoreanischen Marine in der Japansee, hat die chinesische Marine auf der anderen Seite der koreanischen Halbinsel geübt. Bei der fünftägigen (7. bis 11. November) „Übung unter realistischen Bedingungen“ führten Einheiten der Nordflotte im Gelben Meer auch Schießabschnitte mit scharfer Munition durch. Das Foto zeigt die Fregatte „Daqing“ (JIANGKAI-II-Klasse) beim Schießen von U‑Jagdraketen RBU 1200.
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USA
Eine ins Gespräch gebrachte Reaktivierung ausgemusterter und aufgelegter Fregatten der OLIVER HAZARD PERRY-Klasse stößt zunehmend auf Skepsis.
Im Juni hatte Marinebefehlshaber Admiral Richardson Vorschläge aufgegriffen, nach denen eine Reaktivierung von acht der alten Fregatten eine gute Möglichkeit biete, den Weg zum erklärten Ziel einer „355-Schiffe-Flotte“ abzukürzen und diese vielleicht schon 2030 zu realisieren. Eine von ihm eingesetzte Arbeitsgrupe sollte dies genauer untersuchen. Ein nun an die Medien „geleaktes“ internes Memorandum empfiehlt einen Verzicht auf diese Option.
Von zurzeit noch zehn, teils schon seit Jahren in US-Häfen aufliegenden PERRY seien zwei bereits fest einer befreundeten Marine zugesagt; ein Schiff sei nicht mehr seetüchtig. Grundüberholung und Modernisierung der verbleibenden sieben Fregatten würde deutlich mehr als 3 Mrd. Dollar (mehr als den früheren Neupreis) kosten; incl. der Betriebskosten über die kommenden zehn Jahre müsse die US Navy sogar 4,3 Mrd Dollar veranschlagen.
Im Endergebnis würde man dann jedoch Schiffe mit nur geringem Einsatzwert erhalten. Die Möglichkeiten zu einer Nachrüstung moderner Waffensysteme seien sehr begrenzt, und die wiederhergestellten Schiffe wären bestenfalls in „very low-end missions“ wie z.B. der Bekämpfung des Drogenschmuggels nutzbar.
Die für eine „Wiederbelebung“ der Fregatten aufzuwendenden Mittel würden ohne einen (nicht zu erwartenden) Zusatzhaushalt zwangsläufig die Beschaffung und Entwicklung neuer Kampfschiffe wie z.B. der geplanten Fregatten FFG(X) verzögern. Die Arbeitsgruppe schlägt in ihrem Papier denn auch vor, die Option einer Reaktivierung von PERRY-Fregatten nicht weiter zu verfolgen und die dafür angedachten Mittel in eine Life-Time Extension von Kreuzern und Zerstörern sowie die Beschaffung zusätzlicher Littoral Combat Ships zu investieren.
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VEREINIGTE ARABISCHE EMIRATE
Die VAE-Marine hat in Frankreich zwei Korvetten vom Typ GOWIND-2500 bestellt.
Am Rande eines Staatsbesuches des französischen Präsidenten Macron in den Vereinigten Arabischen Emiraten wurden am 9. November in Abu Dhabi die Verträge unterzeichnet. Sie sehen einen Bau der Schiffe durch die französische Naval Group (früher DCNS) in Lorient vor, wobei die heimische Abu Dhabi Shipbuilding (ADSB) in einer Joint Centure zuarbeitet, vermutlich einen Teil der Endausrüstung durchführt. Die Verträge beinhalten Optionen für weitere zwei Schiffe.
Schon vor Jahren hatte die VAE-Marine einen Bedarf an mittelgroßen Mehrzweck-Kampfschiffen angemeldet, die für Hochseeoperationen im erweiterten Küstenvorfeld optimiert und — mit Blick auf Iran — vor allem auch U‑Jagd-fähig sein sollten. Bei den 2003 in Frankreich bestellten und in den letzten Jahren in Dienst gestellten Korvetten der BAYNUNAH-Klasse war — aus welchen Gründen auch immer – auf diese nur wenig später schon schmerzlich vermisste Fähigkeit verzichtet worden. Die BAYNUNAH haben zwar ein Sonargerät, welches allerdings nur zur Minenmeidung dient.
Schon 2012 hatte man mehrere internationale Schiffbauer mit einem Request for Proposals diesbezüglich angeschrieben, wohl auch mehrere Antworten erhalten, sich aber bisher noch nicht entschieden. In einer Zwischenlösung wurde bei der italienischen Fincantieri eine einzelne, für U‑Jagd ausgerüstete Korvette bestellt. Die auf dem Design der italienischen COMANDANTE-Klasse basierende „Abu Dhabi“ ist seit 2013 in Dienst; eine Option auf ein Schwesterschiff wurde aber nicht wahrgenommen. Man kann wohl davon ausgehen, dass die französische Naval Group in den letzten Jahren mit zielgerichtetem Lobbyismus „immer am Ball“ geblieben ist und nun mit persönlicher Fürsprache des französischen Präsidenten den Auftrag tatsächlich in trockene Tücher bringen konnte.
Bei den für die VAE-Marine zu bauenden Korvetten handelt es sich um Schiffe der von Naval Group in diversen Varianten angebotenen GOWIND-Familie. Explizit ist die Rede von der Variante GOWIND-2500, die zurzeit auch von den Marinen Ägyptens und Malaysias beschafft wird. Details zu Ausrüstung und Bewaffnung wurden zwar noch nicht genannt; allgemein wird aber davon ausgegangen, dass die VAE-Schiffe im Wesentlichen denen für Ägypten und Malaysia entsprechen werden.
Deren 102-m-Korvetten verdrängen 2.600ts und haben mit Dieselantrieb (CODAD) eine operative Reichweite von mehr als 3.500sm; sie erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von 25 Kn. Als Bewaffnung werden Seeziel-FK Exocet, Nahbereichs-Flugabwehr-FK MICA (Senkrechtstartsystem), ein 76-mm-Geschütz und Torpedos genannt. Rumpfsonar und tiefenvariables Schleppsonar geben substantielle U‑Jagdfähigkeit, und in einem Hangar kann ein mittelgroßer U‑Jagdhubschrauber permanent mitgeführt werden. Aus seitlichen Verandas aussetzbare Beiboote (RHIB) erweitern das operative Spektrum.
Bewaffnung und Ausrüstung werden einen Einsatz in fast dem gesamten Spektrum moderner Seekriegsführung erlauben. Die neuen Schiffe können auch als Einsatzplattformen für Kommandotruppen dienen oder in asymmetrischen Szenarien (Bekämpfung von Piraterie/Terrorismus, Schutz von Offshore Anlagen, Umweltschutz, Search & Rescue, humanitäre Hilfeleistung) eingesetzt werden. Termine für Baubeginn, Lieferung und Indienststellung der neuen VAE-Kampfschiffe werden noch nicht genannt.