NAH-/MITTELOST
Die militärische/sicherheitspolitische Lage im Nahen-/Mittleren Osten bleibt von der Bekämpfung des islamistischen Terrors, den Bürgerkriegen in Syrien und Jemen sowie dem politischen Konflikt mehrerer arabischer Staaten mit dem Emirat Katar bestimmt. Im Persischen Golf setzt der Iran seine „Nadelstich-Politik“ gegenüber den USA fort.
KATAR
Die von einer von Saudi-Arabien angeführten Gruppe arabischer Staaten verhängte Blockade (Schließung von Luftraum und Landgrenzen) besteht grundsätzlich fort, aber Saudi-Arabien hat einen Teil der Grenzübergänge für Mekka-Pilger geöffnet. Hinter den Kulissen dürfte man weiterhin nach einer für alle Parteien gesichtswahrenden politischen Lösung für einen politischen Konflikt suchen, von dem eigentlich nur der Iran profitieren kann.
Dieser Artikel wird mit freundlicher Genehmigung der „MarineForum – Zeitschrift für maritime Fragen“ veröffentlicht.
JEMEN
Houthi-Rebellen haben am 12. August vor dem Hafen von Al-Mokha (Rotes Meer) erneut einen Anschlag mit einem ferngesteuerten, mit Sprengstoff beladenen Boot versucht. Nach eigenen Angaben gelang es ihnen, ein vor dem Hafen auf Reede ankerndes „Kriegsschiff der saudi-arabisch geführten Koalition“ zu treffen. Aus Saudi-Arabien hieß es dagegen, das Boot sei schon weit entfernt von seinem Ziel drei Meilen vor der Küste abgefangen und zerstört worden. Keine der beiden Versionen lässt sich aus anderen Quellen bestätigen oder dementieren.
IRAN — USA
Erneut hat der Iran im Persischen Golf mit einer Drohne bewusst den Flugbetrieb des US-Flugzeugträgers „Nimitz“ gestört.
Nur fünf Tage nach dem ersten derartigen Zwischenfall wurde diesmal bei Nacht eine Drohne in den Flugweg von Kampfflugzeugen F/A‑18 Super Hornet gesteuert. Unbeleuchtet, ohne die international im Luftverkehr vorgeschriebenen Positionslichter, näherte sich die Drohne vom Typ Sadegh (kann auch Luft-Luft-Flugkörper tragen) diesmal bis auf 300m den US-Flugzeugen, die wie schon beim ersten Zwischenfall zu Ausweichmanövern gezwungen waren.
Der Zwischenfall ereignete sich in internationalem Luftraum über dem Persischen Golf. Auch diesmal blieben alle Funksprüche an iranische Stellen unbeantwortet. Sicher nicht von ungefähr erwähnen staatliche iranische Medien auch diesen — eindeutig gegen internationales Luftverkehrsrecht verstoßenden — Zwischenfall mit keinem Wort.
ISLAMISTISCHER TERROR IN SYRIEN UND IRAK
Bei der Bekämpfung des islamistischen Terrors in Syrien und Irak bleibt eine international übergreifende Koalition weiterhin Fernziel. Unverändert bestimmen divergierende Eigeninteressen zahlreicher Staaten sowie die Spaltung zwischen Schiiten und Sunniten die Entwicklung.
SYRIEN — IRAK: US-geführte Koalition (Operation „Inherent Resolve“)
Eine US-geführte multinationale Koalition setzt mit Operation „Inherent Resolve“ Luftschläge gegen islamistische Terrorgruppen im Irak und in Syrien fort. Ziele sind Kommandozentren (Führungspersonen), Stützpunkte, Depots und von Islamisten kontrollierte Öl-Anlagen, daneben aber auch logistische Straßentransporte und Gruppen verlegender Kämpfer. Viele Angriffe dienen der direkten Unterstützung (Close Air Support) irakischer Truppen und syrischer (kurdischer) Oppositionsmilizen. Zum Einsatz kommen US-Trägerkampfflugzeuge und landgestützt von Flugplätzen der Golfstaaten, Jordaniens und der Türkei operierende Kampfflugzeuge und Drohnen der Streitkräfte zahlreicher Staaten. Die britische Royal Air Force nutzt ihre Basis in Akrotiri (Zypern).
Der US-Flugzeugträger „Nimitz“ setzt im Persischen Golf den Einsatz seiner Kampfflugzeuge gegen IS-Ziele in Irak und Syrien fort. Der Einsatz der „Nimitz“ Carrier Strike Group wird über die ursprünglich geplanten sechs Monate hinaus verlängert.
Bei einem Flugunfall ging ein von der „Nimitz“ gestarteter Kampfjet F/A‑18 Super Hornet verloren. Der Pilot hatte nach Triebwerksausfall eine Notlandung in Bahrain versucht, konnte das Flugzeug am Boden aber nicht mehr abbremsen. Als die F/A‑18 über die Landebahn hinaus schoss, stieg er mit dem Schleudersitz aus. Er blieb weitgehend unverletzt.
In den Seegebieten um die Arabische Halbinsel, operiert weiterhin die „Bataan“ Amphibious Ready Group (ARG) der US Navy. Auf dem amphibischen Träger „Bataan“ eingeschiffte Jagdbomber AV-8B Harrier und Kampfhubschrauber des US Marine Corps können bei Bedarf auch über Land (z.B.gegen islamistische Terrorgruppen im Jemen oder in Somalia) eingesetzt werden. Die in Norfolk beheimatete „Bataan“ ARG ist schon seit Ende Februar unterwegs, nähert sich also dem Ende eines normalen Einsatzes.
Ablösung ist mit der in San Diego (Kalifornien) beheimateten „America“ ARG auch bereits auf dem Weg, hat es aber nicht sonderlich eilig. Nach einem Besuch in Singapur traf der amphibische Träger „America“ am 14. August in Kota Kinabalu (Ost-Malaysia/Borneo) ein, wo nach einem Besuch auch noch eine kurze Übung mit der malaysischen Marine auf dem Programm steht.
SYRIEN: Russland – Türkei
Russland macht unverändert keinen wirklichen Unterschied zwischen Islamisten und Oppositionsrebellen; außerhalb von erklärten „De-Eskalationszionen“ gelten alle gleichermaßen als “Terroristen”. Nach wie vor erfolgen russische Luftangriffe in direkter Unterstützung syrischer Regierungstruppen auch in Gebieten, in denen keine islamistischen Milizen aktiv sind.
Für die Türkei hat der Kampf gegen IS offensichtlich weniger Priorität als die „Neutralisierung“ von Kurden. Zur Verdrängung kurdischer Milizen bereiten sich türkische Truppen angeblich auf verstärkte Operationen in grenznahen Gebieten Nordsyriens vor. Die türkische Regierung hat den Irak öffentlich gewarnt, das im September geplante Referendum zu einer unabhängigen kurdischen Region zuzulassen.
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BÜRGERKRIEG IN SYRIEN (Fortschreibung)
In den auf Initiative von Russland, Syrien, dem Iran und der Türkei erklärten „De-Eskalationszonen“ herrscht weiterhin vergleichsweise Ruhe. Andernorts gehen die Kämpfe weiter; islamistische Milizen bleiben ohnehin grundsätzlich von allen Feuerpausen ausgenommen. Russland ist bemüht, in den Zonen vereinbarte Feuerpausen in formelle regionale Waffenstillstände zu überführen. In drei Zonen ist dies auch gelungen; um die bei Idlib eingerichtete Zone wird weiter verhandelt.
Russland sieht in „De-Eskalationszonen“ die Basis für ein Ende des Bürgerkrieges. Sie zwängen Oppositionsmilizen, sich räumlich von islamistischen Terrorgruppen zu trennen, und dies eröffne Chancen für einen politischen Dialog. Angestrebt wird auch eine unabhängige Überwachung der Einhaltung von vereinbarten Feuerpausen bzw. Waffenstillständen, aber ohne Mandat der Vereinten Nationen ist es Russland bisher nicht gelungen, nicht im syrischen Bürgerkrieg involvierte Länder zur Entsendung von Friedenstruppen zu bewegen. So werden vorerst nur russische Militärpolizisten eingesetzt.
Maritime Aspekte
Im östlichen Mittelmeer operiert weiterhin das von der russischen Schwarzmeerflotte geführte Ständige Mittelmeergeschwader (MedSqn) der russischen Marine. Einzige Kampfeinheit ist zurzeit die Fregatte „Admiral Essen“ der Schwarzmeerflotte, die in diesen Tagen allerdings Verstärkung aus der Nordflotte erhält. Am 12. August hat der Zerstörer „Vitseadmiral Kulakov“ die Straße von Gibraltar passiert und könnte an diesem Wochenende das Operationsgebiet der MedSqn im östlichen Mittelmeer erreichen. Der Zerstörer hatte zur Teilnahme an den Feiern zum „Tag der Seekriegsflotte“ in die Ostsee verlegt, kehrte von dort aber nicht zur heimatlichen Nordflotte zurück.
Für den am 7. August abgelaufenen und ins Schwarzmeer zurückgekehrten Minensucher „Valentil Pikul“ wurde bisher kein Ersatz zur MedSqn nachgeführt. Möglicherweise sind die Anfang 2016 begonnenen, ablösenden Einsätze von Minensuchern zur Verhinderung verdeckten Minenlegens vor der syrischen Küste beendet.
Zwei weitere in der Ostsee gebaute, neue U‑Boote sind auf der Überführungsfahrt ins Schwarze Meer. „Velikiy Novgorod“ und „Kolpino“ sind die letzten beiden von insgesamt sechs bei der Admiralitätswerft in St. Petersburg für die Schwarzmeerflotte gebauten U‑Boote der KILO-III-Klasse.
Am 16./17. August passierten sie den Englischen Kanal, beschattet von der niederländischen Fregatte „De Ruyter“. Vor Einlaufen ins Schwarzmeer könnten sie — wie zuletzt Schwesterboot „Krasnodar“ – vorübergehend noch der MedSqn zugeteilt werden. Nicht auszuschließen sind dabei auch als quasi „abschließende Waffenerprobungen“ durchzuführende Schüsse mit Marschflugkörpern Kalibr auf IS-Ziele in Syrien.
Bei der auch als „Syrian Express“ bezeichneten Lieferung von Rüstungsgütern nach Syrien und Nachschub für die dort eingesetzten russischen Truppen an, hat Russland offenbar eine Pause eingelegt. Seit nun schon mehr als drei Wochen wurde keines der bisher eingesetzten Landungsschiffe oder der speziell für diese Transporte gebraucht in der Türkei und Deutschland gekauften und teils als Hilfsschiffe in die russische Marine integrierten, ex-zivilen Frachtschiffe bei einer Passage der Türkischen Meerengen gemeldet. Gründe für die „operative Pause“ sind unbekannt.
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ALGERIEN
Die algerische Marine hat eine neue FK-Korvette in Dienst gestellt.
Größere Schiffe und U‑Boote bestellt die algerische Marine schon traditionell im Ausland (China, Deutschland, Russland), aber bei kleineren Einheiten werden auch heimische Kapazitäten für Marineschiffbau genutzt. So baut die ERCN (Entreprise de Constructions et de Réparations Navales) in Mers-el-Kebir seit Jahrzehnten auch militärische Fahrzeuge wie Wachboote der KEBIR-Klasse (nach einer britischen Lizenz) oder FK-Korvetten vom Typ C‑58 (DJEBEL CHENOUA-Klasse). Letztere entstanden nach einem bulgarischen Design und anfänglich auch mit bulgarischer Werfthilfe. Bei ihrem Bau hat man sich viel Zeit gelassen. Das erste der 58-m-Boote (500ts) wurde 1988 in Dienst gestellt, zwei weitere folgten dann mit jeweils sieben Jahren Abstand 1995 und 2002.
Auch der nun im Rahmen einer Feier in Oran übergebene und zugleich formell in Dienst gestellte Neubau war in Mers-el-Kebir schon vor mehr als acht Jahren auf Kiel gelegt worden. Bei der „Rais Hassen Barbiar“ (807) diente erneut das bulgarische Design als Vorlage, aber sie ist etwas größer als die C‑58, wird mit einer Länge von 62m (600ts) denn auch als Typ C‑62 bezeichnet.
Schiffstechnische Anlagen sowie Ausrüstung und Bewaffnung dürften weitgehend mit denen der älteren Korvetten identisch sein. Wie bei den C‑58 gehören auch bei der „Rais Hassen Barbiar“ chinesische Seeziel-FK C‑802, ein 76-mm-Geschütz und Nahbereichs-Abwehrkanonen AK-630 zur Bewaffnung. Auch optisch folgt die neue FK-Korvette weitestgehend ihren Vorgängern, unterscheidet sich nur gering in z.B. der Position von Waffensystemen. So finden sich die bei C‑58 ganz am Heck und in Fahrtrichtung positionierten und vorwärts gerichteten FK-Starter jetzt etwas weiter vorn und sind seitwärts gerichtet. Ob der „Rais Hassen Barbiar“ Schwesterboote folgen sollen, bleibt vorerst offen. Einiges spricht dagegen, dass ERCN sich die Mühe für den aufwändigen Bau eines Einzelschiffes gemacht hat.
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CHINA
Wieder einmal ist Chinas „Friedensarche“ auf einer „Harmonious Mission“ unterwegs.
Am 26. Juli lief die frühere „Daishandao“, die mittlerweile offenbar offiziell in „Heping Fangzhou“ („Friedensarche“) umgetauft wurde, zu ihrem diesjährigen humanitären Einsatz aus.
Vorbild der seit 2010 jährlich durchgeführten „Harmonious Mission“ sind ganz offensichtlich die von Hospitalschiffen und amphibischen Einheiten der US Navy (mit Beteiligung anderer Marinen und ziviler Organisationen) seit Jahren regelmäßig in der Pazifikregion und in Zentralamerika durchgeführten Einsätze „Pacific Partnership“ bzw. „Continuing Promise“. Die Mischung aus humanitärer Hilfe, Unterstützung kommunaler Projekte und medizinischer Versorgung der Bevölkerung durch die US Navy hat sich für die USA als überaus wirksamer und inzwischen unverzichtbarer Baustein zur Festigung regionaler (außen- wie sicherheits-) politischer Beziehungen erwiesen.
Offensichtlich hat China hier mit einem eigenen Angebot aufgesattelt, und natürlich steht humanitäre Hilfe für abgelegene Regionen mit unzureichender medizinischer Versorgung nicht allein auf der Agenda der jährlichen Einsätze. Die „Friedensarche“ hat auch eine klare Funktion als „Botschafter in Blau“; ihre Reisen dienen erklärtermaßen vor allem auch der „Militärdiplomatie und kultureller Kommunikation“.
In diesem Jahr steht eine Umrundung Afrikas auf dem Programm. Ein dreitägiger erster Stopp in Colombo (Sri Lanka) diente noch der Zwischenversorgung und Militärdiplomatie. Medizinische Versorgung der Bevölkerung stand im Hintergrund, beschränkte sich auf zwei jeweils zweieinhalb-stündige ambulante „Sprechstunden“. Der erste offizielle Einsatz beginnt an diesem Wochenende in Dschibuti, wo die „Heping Fangzhou“ neben der einheimischen Bevölkerung vor allem auch die Soldaten des kürzlich in Betrieb genommenen ersten chinesischen Auslandsstützpunktes versorgen soll.
Der weitere Kurs dürfte das chinesische schwimmende Krankenhaus dann durch Suezkanal und Mittelmeer entgegen dem Uhrzeigersinn rund um Afrika führen. Die offizielle Reiseroute nennt jedenfalls jeweils mehrtägige Einsätze in Sierra Leone, Gabun, Kongo-Brazzaville, Angola, Mosambik und schließlich Tansania. Auf dem Rückweg in die Heimat soll die „Heping Fangzhou“ in einem kleinen Abstecher dann noch in Ost-Timor Station machen.
Die „Heping Fangzhou“ ist übrigens das weltweit erste, speziell für diesen Zweck gebaute große Hospitalschiff. Hospitalschiffe anderer Marinen entstanden aus Umbauten ehemals ziviler Schiffe oder modifizierten Kriegsschiffs-Designs. Das etwas mehr als 20.000 ts verdrängende, 170-m-Schiff ist seit November 2008 in Dienst. Seine Bettenkapazität wird mit etwa 600 angegeben, und die medizinischen Einrichtungen sollen denen eines modernen „Level-3-Hospitals“ entsprechen. Ein Hubschrauberlandedeck mit Hangar erlaubt Flugbetrieb mit bis zu zwei mittleren Hubschraubern.
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GROSSBRITANNIEN
Mit großem Spektakel ist der neue Flugzeugträger „Queen Elizabeth“ zum ersten Mal in seinem künftigen Heimatstützpunkt Portsmouh eingelaufen.
Tausende Schaulustige verfolgten an Land und auf Booten, wie das 65.000-ts-Schiff von mehreren Schleppern vorsichtig durch die enge Hafeneinfahrt bugsiert wurde. Trotz extra durchgeführter Fahrwasservertiefung wurde sicherheitshalber (auch wegen der Strömung) der Einlaufzeitpunkt auf „Hochwasser“ („Stillwasser“) gelegt. So musste das größte jemals für die Royal Navy gebaute Schiff denn auch schon um 06.30 Uhr früh am Morgen einlaufen – was Anzahl und Begeisterung der Zuschauer allerdings ganz offensichtlich keinen Abbruch tat.
Das Eintreffen in Portsmouth erfolgte früher als geplant. Zunächst war daran gedacht, den Neubau für die gesamte Dauer seiner Werft-Erprobungen in der Nähe der Bauwerft in Schottland zu belassen und erst gegen Jahresende nach Südengland zu verlegen. Jetzt werden notwendige Restarbeiten und Zwischen-Korrekturen in Portsmouth erledigt und die zweite Phase der Erprobungen dann abgestützt auf den künftigen Heimathafen durchgeführt.
Bei seinen ersten Probefahrten hatte die „Queen Elizabeth“ in der Nordsee eine unerwartete Begegnung mit Treibgut (Fischernetz?). Eine im schottischen Tiefwasserhafen Invergordon durchgeführte Inspektion von Schrauben und Ruder zeigte allerdings keine sichtbaren Beschädigungen. Ein anderer Zwischenfall brachte den neuen Flugzeugträger aber in die Schlagzeilen der britischen Medien. In Invergordon wollte ein Fotoamateur den ungewöhnlichen Gast aus der Luft mit einer Drohne fotografieren. Plötzliche Windböen veranlassten seine Drohne, automatisch nach einem sicheren Landeplatz zu suchen – und den fand sie ausgerechnet auf dem Flugdeck der „Queen Elizabeth“. Der Besitzer meldete sich sofort bei der Hafenwache, aber Medien diskutierten noch mehrere Tage lang diesen für die Royal Navy peinlichen „Sicherheits-Lapsus“. Immerhin hätte die Drohne ja auch mehrere Kilogramm Sprengstoff tragen können.
Unterdessen schreitet die Fertigstellung des Schwesterschiffes „Prince of Wales“ voran; im September ist die formelle Taufe geplant. Beide Flugzeugträger sollen aber – zumindest vorerst – nicht gleichzeitig in aktivem Dienst sein. Die Royal Navy verfügt nur über Personal und Betriebsmittel für den operativen Einsatz eines der beiden Schiffe; das zweite dürfte derweil in „extended readiness“ an der Pier bleiben und nur im Bedarfsfall (Krise) aktiviert werden.
Die fliegende Komponente wird sich auf Kampfflugzeuge F‑35B Lightning-II (STOVL – short take-off, vertical landing) und Hubschrauber Merlin (auch in der AEW-Frühwarn-Rolle) stützen. Bis Jahresende sollen 14 bisher in den USA bestellte F‑35B in Großbritannien eintreffen.
Nach in den USA an Land durchgeführten Erprobungen der britischen Flugzeuge mit Starts über eine „Ski-Jump“-Rampe sollen im kommenden Jahr auch schon ersten Flüge von der „Queen Elizabeth“ beginnen. „Initial Operational Capability“ der Kampfflugzeuge wird aber nicht vor 2020 erwartet, volle operative Einsatzfähigkeit noch einmal drei Jahre später in 2023. So wird für den ersten operativen Einsatz der „Queen Elizabeth“ (2020/21?) denn auch eine Einschiffung von F‑35B des US Marine Corps‘ erwogen.
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NORDKOREA (Fortschreibung)
Zumindest vorübergehend hat sich die Lage etwas beruhigt.
Nachdem US-Präsident Trump verkündete, “alle Planungen für eine militärische Lösung seien abgeschlossen”, hat Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un die angekündigten Raketenschüsse in Richtung Guam verschoben. Er habe die Pläne gebilligt, wolle aber “den dummen Amerikanern mehr Zeit zum Finden einer vernünftigen Lösung lassen”. Experten vermuten bei ihm aber auch gelinde Zweifel an einem Erfolg der “Fähigkeitsdemonstration”. Ein technischer Fehlschlag (und gerade in den letzten Monaten sind mehrere Raketentests gescheitert), aber auch ein Abfangen seiner Raketen durch bereits in Stellung gebrachte japanische oder amerikanische Raketenabwehrsysteme könnte für ihn einen katastrophalen Gesichtsverlust bedeuten. Ähnliches gilt aber auch für die USA, falls die nordkoreanischen Raketen nicht im Fluge zerstört werden könnten. Beide Seiten dürften so erst einmal mit dem Status Quo zufrieden sein.
China und Russland sehen die längerfristige Lösung der Probleme in einer „beiderseitigen Aufgabe“ („dual suspension“) von Positionen und schlagen vor, Nordkorea solle seine Atomwaffen- und Raketenprogramme einfrieren, Südkorea und die USA ihrerseits auf bilaterale Manöver verzichten. Die Vorschläge sind nicht neu und übersehen geflissentlich, dass Nordkorea schon seit Jahrzehnten sämtliche internationalen Beschlüsse ignoriert, während die südkoreanisch-amerikanischen Manöver keinerlei UN-Resolutionen verletzen; und während Nordkorea seine bereits vorhandenen Nuklearwaffen und Raketen behalten und nur weitere Forschung zurückstellen soll, wird von Südkorea eine de facto Reduzierung realer militärischer Fähigkeiten bis hin zur Aufgabe des Bündnisses mit den USA gefordert.
So ist kaum damit zu rechnen, dass die ab Montag (21.-31- August) geplante südkoreanisch-amerikanische Übung “Ulchi Freedom Guardian 2017“ abgesagt wird, und ihr Beginn dürfte die Spannungen wieder verschärfen. „Ulchi Freedom Guardian“ ist eine langfristig geplante, jährliche Übung, die in keinem unmittelbaren Zusammenhang mit den aktuellen Spannungen steht. Die Übung hat 2008 die Nachfolge der seit 1976 jährlich jeweils im August/September durchgeführten Übungen „Ulchi Focus Lens“ angetreten. Sie gilt als weltweit größte computer-gestützte Übung; regelmäßig sind aber auch starke Kontingente realer Truppen aller Teilstreitkräfte (diesmal insgesamt 75.000 Soldaten, darunter 25.000 der US Forces in South Korea) eingebunden.
“Ulchi Freedom Guardian“ hat auch maritime Inhalte; ein Teil der praktischen Übungen wird regelmäßig vor der südkoreanischen Westküste im Gelben Meer durchgeführt. Nordkorea sieht in der Übung seit Jahrzehnten eine „Invasionsvorbereitung“ und erhöht bei ihrem Beginn regelmäßig unter lautstarker Propaganda die Bereitschaft seiner Streitkräfte.
Wirklich erfolgversprechende, international abgestimmte Vorschläge zu einer politischen Lösung sind nicht in Sicht, und ungeachtet möglicher katastrophaler Konsequenzen sind „militärische Optionen“ denn auch nicht vom Tisch. Die US Navy verzichtet aber zurzeit auf sichtbare Präsenz in der Region um die koreanische Halbinsel; momentan operiert im Westpazifik kein einziger Flugzeugträger. Die permanent in Japan stationierte „Ronald Reagan“ liegt in ihrem Heimatstützpunkt Yokosuka (bei Tokio) und ist offenbar auch nicht bei „Ulchi Freedom Guardian“ eingeplant.
Vor der kalifornischen Küste steht die „Theodore Roosevelt“ Carrier Strike Group vor dem Abschluss einer mehrwöchigen „Composite Training Unit Exercise“ (COMPTUEX); letztes operatives work-up für einen Einsatz, der schon in den nächsten zwei Wochen beginnen könnte.
Mit Blick auf die Lageentwicklung in Ostasien hat die französische Marine ihr Spezialschiff zur Fernmelde-(elektronischen Aufklärung „Dupuy de Lome“ in die Region verlegt.
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RUSSLAND
Seit 2012 stehen ausgedehnte Fahrten entlang des arktischen “Nördlichen Seeweges” auf dem Jahresprogramm der Nordflotte.
Auch in diesem Jahr hat sich ein Verband auf den Weg nach Osten gemacht. Angeführt vom Zerstörer “Severomorsk” liefen am 10. August drei Landungsschiffe der ROPUCHA-Klasse („Kondopoga“, „Aleksandr Otrakovskiy“, „Georgiy Pobedonosets“) aus Severomorsk aus. Unterstützt werden die Kriegsschiffe durch den Versorger „Sergej Osipov“, den Hochseeschlepper „Pamir“ und das Bergeschiff KIL-164 der KASHTAN-Klasse.
Der erste Teil der Reise führte durch Barentssee, Petschorasee und Karastraße in die Karasee. Am 15. August erreichte der Verband sein erstes Zwischenziel. An der Mündung des größten sibirischen Flusses Jenissei gingen die Schiffe vor dem arktischen Hafen Dikson vor Anker. In den kommenden Tagen soll ein Teil fast 700km flussaufwärts bis zur Bergbaustadt Dudinka verlegen.
Ein ähnlicher Abstecher — damals durch zwei Landungsschiffe der ROPUCHA-Klasse — hatte auch schon 2015 auf dem Programm der Arktisreise gestanden. Erstmals überhaupt hatten Landungsschiffe weit im arktischen Binnenland in einer amphibischen Landung Schützenpanzer und Marineinfanteristen bzw. Soldaten der Arktischen Brigade ausgeladen, die dann über Land 60km weiter nach Osten marschierten, um bei Norilsk an einer vom Befehlshaber der Nordflotte geführten Teilstreitkraft-gemeinsamen Übung teilzunehmen. Übungsziel war damals die „Verteidigung einer wichtigen arktischen Industrieanlage“, dargestellt durch die Liegenschaft der Norilsk Nickel. Eine ähnliche Übung dürfte auch in diesem Jahr zu erwarten sein.
Wie schon in den Vorjahren, dürfte der weitere Kurs den Nordflottenverband dann weit nach Osten führen: durch die Wilkizstraße und die Laptewsee bis zu den Neusibirischen Inseln (Kotelny). Mit der Ostverlegung wird auch die Eisbedeckung zunehmen. Spätestens mit Passage der Wilkizstraße wird der Verband dann auf Eisaufklärung durch mitgeführte Hubschrauber und schließlich Begleitung durch in der Region präsente, zivile Eisbrecher angewiesen sein.
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SRI LANKA
In Colombo hat die Sri Lanka Navy (SLN) ein erstes von zwei „Advanced Offshore Patrol Vessels“ feierlich in Dienst gestellt.
Mit einer Länge von 105m (2.400 ts) ist die “Sayurala” (P‑623) nun größte Einheit der SLN. Gemeinsam mit dem im kommenden Jahr erwarteten, zurzeit in der Endausrüstung befindlichen Schwesterschiff „Sindurala“ soll sie die Fähigkeiten der SLN verbessern, im Rahmen eines neuen Programms zur “Gewährleistung Maritimer Sicherheit von den Malediwen bis in die Straße von Malakka” die um Südasien führenden Seeverkehrswege zu überwachen und präventiv Piraterie, Terrorismus, Schmuggel und Migration zu begegnen.
“Sayurala” und “Sindurala” waren 2014 bei der indischen Goa Shipyards bestellt worden. Ihr Design basiert auf den dort für die indische Küstenwache gebauten Wachschiffen der SANKALP-Klasse. Hauptwaffensystem ist ein 76-mm-Geschütz auf dem Vorschiff (bei Aufnahme des Fotos noch nicht installiert). Ein an Bord in einem Hangar mitgeführter leichter Hubschrauber und schnell aussetzbare RHIB-Beiboote erweitern Aufklärungshorizont und Einsatzspektrum. Die operative Reichweite der bis zu 24 Kn schnellen Schiffe wird mit 4.500 sm angegeben.
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USA
In immer neuen Bereichen eröffnen sich Optionen für den Einsatz von Drohnen.
Nun sollen sie auch die meteorologische Erforschung tropischer Wirbelstürme unterstützen. Das US Naval Research Laboratory (NRL) erprobt nur handgroße, knapp 30g leichte Minidrohnen „Cicada“, die von einem Flugzeug in Schwärmen in oder über einem Hurrikan in abgeworfen werden. Die kleinen Fluggeräte verfügen über keinen eigenen Antrieb, haben aber gute Segelfliegereigenschaften. Nach ihrem Abwurf gleiten sie kreisend und langsam tiefer gehend bis sie schließlich den Boden erreichen. Auf ihrem Flug, der in starken Aufwinden auch durchaus einmal wieder nach oben führen kann, messen und übermitteln sie meteorologische Parameter, sammeln aber zugleich auch biologische und chemische Daten (Luftverschmutzung).
Zurzeit erprobt das NRL den Einsatz aus einer Höhe von 8.000 Fuß und setzt dabei aus einem Abwurfkanister 32 „Cicada“ gleichzeitig ab. Jede einzelne Drohne fliegt durch GPS geleitet zunächst zu einer individuell programmierten Ausgangsposition und beendet ihren Flug auch an einem genau definierten Landepunkt (maximale Abweichung etwa fünf Meter). So lässt sich mit dem Schwarm ein vorher bestimmtes größeres Gebiet in Segmenten genau erfassen, ohne dass die kleinen Drohnen sich bei ihrer Mission ins Gehege kommen. „Cicada“ können nicht nur von Flugzeugen eingesetzt werden; ihre Verbringung wäre auch problemlos durch Ballons, andere größere Drohnen oder sogar als „Gefechtsladung“ einer Granate möglich.