KASACHSTAN
Die kleine Marine Kasachstans hat ein erstes modernes Minenabwehrfahrzeug erhalten.
Ende März hat die russische Sredne-Nevskiy Werft die in St. Petersburg gebaute und dann im Oktober 2016 auf Inlandswasserwegen ins Kaspische Meer überführte und dort abschließend erprobte „Alatau“ formell übergeben. Bei dem Boot handelt es sich um eine Exportvariante der kleinen (32m, 165ts) russischen Küstenminenjagdboote der LIDA-Klasse (Projekt 10750E). Rumpf und Aufbauten sind aus Glasfaser hergestellt, wobei neue Technologien gegenüber der LIDA-Klasse höhere Festigkeit bei reduziertem Gewicht ermöglichen. Das Boot hat eine Seeausdauer von fünf Tagen und kommt mit nur sieben Mann Besatzung aus.
Zur Minenabwehr sind modernste Anlagen an Bord: von einem Minenjagdsonar und einer bis zu 300m tief einsetzbaren, in Frankreich (!) beschafften Drohne zur Identifikation und Zerstörung von Minen, über Gerät zur Räumung akustischer Minen bis hin zu herkömmlichem Minenräumgeschirr. Als Bewaffnung sind zur Selbstverteidigung ein sechsrohriges 30-mm Geschütz AK-306 und schwere Maschinengewehre eingerüstet; daneben können mobile (schultergestützte) Flugabwehr-FK Igla mitgeführt werden.
Die „Alatau“ ist zunächst Einzelboot, aber Hersteller Sredne Nevskiy ist überzeugt, dass die kasachische Marine im praktischen Dienst mit ihr so zufrieden sein wird, dass weitere Bestellungen folgen; es soll auch schon Verhandlungen über ein zweites Boot geben. Der Aufbau einer Minenabwehrkomponente ist seit einigen Jahren Teil der Marineplanung. Verwundern kann das nicht: im äußersten Nordosten des Kaspischen Meeres beutet Kasachstans vor seiner Küste größere Ölvorkommen aus, und gerade hier finden sich bei nur geringen Wassertiefen ideale Bedingungen für Minenkriegführung.
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Dieser Artikel wird mit freundlicher Genehmigung der „MarineForum – Zeitschrift für maritime Fragen“ veröffentlicht.
POLEN
Mit einer internationalen Ausschreibung („Request for Information“) hat das polnische Verteidigungsministerium die Suche nach neuen Seeaufklärungs-/U‑Jagdflugzeugen begonnen.
Sie sollen die Mitte der 1990-er Jahre beim heimischen Flugzeughersteller PZL Mielec (heute Tochter der US-amerikanischen Sikorsky) gebauten Flugzeuge vom Typ Bryza (M28) ersetzen. Bei diesen handelt es sich um eine in Lizenz gebaute, moderne Variante des fast 40 Jahre alten russischen Designs Antonov An-28. Die zweimotorigen Flugzeuge wurden zunächst von der polnischen Luftwaffe für Transport von Personen und Fracht beschafft, Mitte der 1990-er Jahre dann aber sieben Bryza speziell für maritime Aufgaben ausgerüstet. Mit einer Flugausdauer von etwa vier Stunden werden sie seitdem vor der polnischen Küste überwiegend in der Küstenvorfeldüberwachung und mit küstenwachähnlichen Aufgaben (Schmuggel, Fischereischutz etc) sowie im SAR-Dienst (abwerfbare Rettungsinseln) eingesetzt.
2008 wurden in einer Modernisierung und Kampfwertsteigerung die operativen Möglichkeiten von drei dieser Flugzeuge erweitert. Mit u.a. MAD (Magnetic Anomaly Detector) und abwerfbaren Sonobojen sind diese nun auch zur Ortung von U‑Booten einsetzbar, können in ihrer U‑Jagdrolle allerdings selbst keine Waffen einsetzen. Die Ausschreibung für neue Flugzeuge lässt erkennen, dass man dieses zunehmend negativ empfundene Defizit nun beseitigen will. Die Nachfolger der Bryza (eine Anzahl wird noch nicht genannt) sollen laut taktischer-/technischer Forderung auf jeden Fall U‑Boote (und auch Überwasserschiffe) aktiv bekämpfen können.
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SINGAPUR
Mitte Mai, Am Rande der Feierlichkeiten zum 50. Geburtstag der Republic of Singapore Navy (RSN) und zur Eröffnung der International Maritime Defence Exhibition IMDEX Asia, verkündete der Verteidigungsminister die Bestellung zweier weiterer U‑Boote in Deutschland.
Zwei erste „exakt auf das Einsatzprofil der RSN zugeschnittene“ U‑Boote TYP 218SG waren Ende 2013 bei der deutschen tkMS bestellt worden. Nach erstem Stahlschnitt in 2014 schreitet ihr Bau zurzeit „im Zeitplan“ voran; sie sollen 2021 bzw. 2022 geliefert werden. Wie die ersten beiden U‑Boote sollen auch die zwei nun zusätzlich bestellten und ab 2024 zulaufenden Boote ältere ex-schwedische U‑Boote ersetzen, „logistische Vielfalt“ beseitigen und der RSN größere Flexibilität im Einsatz geben. Vier U‑Boote würden — so der Minister – „durchhaltefähig eine operative Rotation“ ermöglichen, wobei zu jeder Zeit zwei Boote einsatzklar seien, während ein drittes Wartung/Instandsetzung und ein viertes Ausbildung durchführten.
Die U‑Boote vom TYP 218SG sind mit einer Tauchverdrängung von etwa 2.000 ts und einer Länge von 70m größer als die von der RSN zuvor gebraucht in Schweden erworbenen U‑Boote der CHALLENGER (SJÖORMEN)- und ARCHER (VÄSTERGÖTLAND)-Klasse. Ihr Design ist offenbar von den auch von tkMS gebauten Export-U-Booten TYP 214 beeinflusst, unterscheidet sich im Detail aber doch. So haben die 218SG beispielsweise ein „X“-Ruder (wie die deutschen U‑Boote TYP 212A), das ihnen gerade in engen, flachen Küstengewässern verbesserte Manövriereigenschaften geben soll. Der konventionelle diesel-elektrische Antrieb wird durch einen außenluftunabhängigen Antrieb auf Brennstoffzellenbasis ergänzt, der mehrwöchige Tauchfahrten erlaubt. Hauptbewaffnung sind Schwergewichtstorpedos, die aus acht Bug-Rohren verschossen werden können. Ihr „maßgeschneidertes“ Gefechtsführungssystem entstand in Kooperation der deutschen Atlas Elektronik mitSingapur’s ST Electronics.
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TÜRKEI
Die türkische Marine hat mit der „Bayraktar“ (deutsch: „Fahnenträger“) das erste von zwei neuen größeren Landungsschiffen erhalten.
Die beiden Neubauten sind Teil einer schon vor Jahren beschlossenen, dringend notwendig gewordenen “Runderneuerung” der amphibischen Komponente. Einige Landungsschiffe stammten immerhin noch aus den 1950-er Jahren. Der Bau neuer Schiffe sollte so weit irgend möglich heimischen Werften zugute kommen, und so wurde der Neubau von zwei LST (Landing Ship, Tank) denn auch gar nicht erst international ausgeschrieben. Im Mai 2011 erhielt die in Tuzla ansässige ADIK (Anadolu Deniz Insaat Kizaklari) den Auftrag zu Designentwicklung und nachfolgendem Bau.
Eigentlich wollte die türkische Marine ihr erstes neues LST schon 2014 übernehmen, aber dieser Zeitplan war deutlich zu optimistisch und nicht einzuhalten. Erst im März 2014 konnte ADIK mit dem zeremoniellen ersten Stahlschnitt den Bau der „Bayraktar“ beginnen, die nun an die Marine geliefert wurde; Schwesterschiff „Sancaktar“ (deutsch: „Bannerträger“) ist seit dem Sommer 2016 zu Wasser.
Jedes der beiden 5.000 ts (138 m) großen Schiffe kann etwa 350 voll ausgerüstete Marineinfanteristen einschiffen. Für Umschlag von Fahrzeugen, Personal und Material abseits von Hafeninfrastruktur werden vier kleinere Landungsfahrzeuge (LCVP) und Pontons mit Eigenantrieb an Bord mitgeführt. Be- und Entlademöglichkeiten bestehen über Heck und Bug sowie eine Seitenrampe; die Bugrampe deutet auch auf eine Fähigkeit zum direkten „Beaching“ an einer Küste. Ein Flugdeck erlaubt den Einsatz eines Transporthubschraubers.
Natürlich beschränkt sich die Erneuerung der amphibischen Komponente nicht auf die beiden LST. Zwischen 2009 und 2012 hat ADIK bereits acht als LCT (Landing Craft, Tank) klassifizierte 1.150 ts (80 m) Landungsfahrzeuge vom neuen Typ C‑151 gebaut, und bei der benachbarten SEDEF (Tuzla) ist seit April 2016 der Hubschrauberträger (LHD) „Anadolu“ im Bau. Das in Kooperation mit der spanischen Navantia entwickelte 27.000-ts-Schiff (Designvorlage die spanische „Juan Carlos I“) soll 2021 an die Marine übergeben werden.