AH-/MITTELOST
Die militärische/sicherheitspolitische Lage im Nahen-/Mittleren Osten bleibt von der Bekämpfung des islamistischen Terrors, den Bürgerkriegen in Syrien und Jemen und den fortdauernden Spannungen der Golfstaaten mit dem Emirat Katar bestimmt.
Dieser Artikel wird mit freundlicher Genehmigung der „MarineForum – Zeitschrift für maritime Fragen“ veröffentlicht.
Vermutlich auch in Zusammenhang mit der Entwicklung um Katar, scheinen sich die Spannungen zwischen Saudi Arabien und dem Iran zu verschärfen. Am 17. Juni eröffnete ein Boot der saudi-arabischen Küstenwache im Persischen Golf das Feuer auf zwei iranische Fischerboote; ein Fischer soll dabei getötet worden sein. Der Iran behauptete sofort, die beiden Boote hätten in „erlaubten“ Gewässern gefischt, seien dann aber „durch Wellen“ in saudische Gewässer gedrückt worden.
Zwei Tage später vereitelten saudi-arabische Sicherheitskräfte im nordwestlichen Persischen Golf einen Terrorangriff von drei aus dem Iran kommenden, „mit Sprengstoff beladenen“ Speedbooten auf Förderanlagen im Marjan Ölfeld. Zwei der Boote hätten nach Warnschüssen die Flucht ergriffen, das dritte konnte aber gestellt und die Insassen – angeblich drei Soldaten der iranischen Revolutionsgarden – verhaftet werden. Zu diesem Zwischenfall schweigen sich iranische Medien aus – sicher mit gutem Grund.
JEMEN
Erneut (25. Juni) behaupten einige jemenitische und iranische Medien einen Angriff der regulären jemenitischen Marine auf ein Kriegsschiff der saudi-arabisch geführten Koalition vor dem Hafen von al Mokha (Rotes Meer). Eine ähnliche Meldung hatte es schon am 14. Juni gegeben. Nun ist die jemenitische Marine mit der saudi-arabisch geführten Koalition verbündet, und die Meldungen würden zumindest Teilen von ihr „Meuterei/Desertation“ unterstellen. Offizielle Bestätigungen gibt es nicht; am 14. Juni soll es wohl einen Beschuss eines Kriegsschiffes durch Houthi-Rebellen gegeben haben. Einiges (u.a. auch die Wortwahl „saudi-arabisch geführte Aggressor-Koalition“) spricht für auf die örtliche Bevölkerung zielende bewusste Desinformation.
ISLAMISTISCHER TERROR IN SYRIEN UND IRAK
Bei der Bekämpfung des islamistischen Terrors in Syrien und Irak bleibt eine international übergreifende Koalition weiterhin Fernziel. Noch immer bestimmen divergierende Eigeninteressen zahlreicher Staaten sowie die Spaltung zwischen Schiiten und Sunniten die Entwicklung. In Syrien verwischen sich zunehmend die Fronten zwischen Terrorbekämpfung und Bürgerkrieg. Oft lässt sich beides kaum noch trennen.
So schoss am 18. Juni ein vom US-Flugzeugträger „George HW Bush“ aus dem östlichen Mittelmeer eingesetzer Jagdbomber F/A‑18 Super Hornet einen Jagdbomber Su-22 Fitter der syrischen Luftwaffe ab, der nahe der IS-Hochburg Raqqa von den USA im Kampf gegen IS unterstützte syrische Oppositionsmilizen bombardiert hatte. Russland hat daraufhin mit dem Abschuss von US-Flugzeugen gedroht.
Am 18. Juni schossen iranische Revolutionsgarden aus dem Iran (über den Irak hinweg) sieben ballistische Boden-Boden-Raketen „auf Positionen des IS“ in der ostsyrischen Provinz Deir el-Zour. Während Beobachter nur zwei Treffer im Zielgebiet erkennen konnten und nach anderen Informationen mindestens drei Raketen schon im Irak niedergegangen sein sollen, feiern staatliche iranische Medien den „präzisen Schlag gegen IS“. Alle Raketen hätten ihre Ziele getroffen, ja man konnte sogar sofort (ohne die Zeit für eine Zielauswertung abzuwarten) melden, dass dabei (genau) 65 IS-Kämpfer getötet wurden.
SYRIEN — IRAK: US-geführte Koalition (Operation „Inherent Resolve“)
Eine US-geführte multinationale Koalition setzt mit Operation „Inherent Resolve“ Luftschläge gegen islamistische Terrorgruppen im Irak und in Syrien fort. Ziele sind Kommandozentren (Führungspersonen), Stützpunkte, Depots und von Islamisten kontrollierte Öl-Anlagen, daneben aber auch logistische Straßentransporte und Gruppen verlegender Kämpfer, die im Irak auf den Flüssen Euphrat und Tigris vor allem auch Boote nutzen. Viele Angriffe dienen der direkten Unterstützung (Close Air Support) irakischer Bodentruppen oder kurdischer Milizen — aktuell vor allem bei Raqqa (Syrien) der seit Monaten dauernden und noch immer nicht abgeschlossenen Offensive zur Rückeroberung von Mosul (Irak). Zum Einsatz kommen US-Trägerkampfflugzeuge und landgestützt von Flugplätzen der Golfstaaten, Jordaniens und der Türkei operierende Kampfflugzeuge und Drohnen der Streitkräfte zahlreicher Staaten. Die britische Royal Air Force nutzt ihre Basis in Akrotiri (Zypern).
Der US-Flugzeugträger „George H.W. Bush“ operiert weiterhin im östlichen Mittelmeer, setzt von dort seine Kampfflugzeuge gegen IS-Ziele in Irak und Syrien ein. An diesem Wochenende wird der Flugzeugträger zu einem Besuch vor Haifa (Israel) erwartet. Die seit Januar im Einsatz befindliche „George H.W. Bush“ Carrier Strike Group (CSG) dürfte schon bald den Rückmarsch zum Heimathafen Norfolk antreten. Welcher Verband sie im Nahen/Mittleren Osten ablösen soll, bleibt offen.
Der schon seit Ende März in den Seegebieten um die Arabische Halbinsel operierende amphibische Träger „Bataan“ hat nach einem mehrtägigen Besuch in Jebel Ali (Vereinigte Arabische Emirate) zu Nachversorgung und Wartung den Persischen Golf offenbar wieder verlassen. Zu aktuellen Positionen auf Einsatzaufgaben gibt es keine Informationen.
SYRIEN: Russland – Türkei
Russland macht weiterhin keinen wirklichen Unterschied zwischen Islamisten und Oppositionsrebellen; alle gelten gleichermaßen als “Terroristen”. Nach wie vor erfolgen russische Luftangriffe in direkter Unterstützung syrischer Streitkräfte auch in Gebieten, in denen keine islamistischen Milizen aktiv sind.
Die Türkei ist neben dem Kampf gegen IS vor allem bemüht, im Rahmen ihrer nationalen Kurdenpolitik auf Autonomie setzende syrische Kurden (dazu gehören auch von den USA mit Waffen und Militärberatern aktiv unterstützte Milizen) zu „neutralisieren“. In Nordsyrien stellt die Türkei aus syrischen Milizen eine „Stellvertreter-Armee“ auf, die vorgeblich grenznahe Schutzzonen vor dem IS sichern soll, deren eigentlicher Auftrag aber wohl die Verdrängung kurdischer Milizen ist.
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BÜRGERKRIEG IN SYRIEN
In den von Russland, Syrien, der Türkei und dem Iran gemeinsam erklärten vier „De-Eskalationszonen“ herrscht weiterhin vergleichsweise Ruhe. Die Zonen liegen in westlichen Landesteilen, wo syrische Regierungstruppen und Verbündete schon seit Monaten weitgehend die Oberhand haben. Andernorts gehen die Kämpfe weiter; islamistische Milizen bleiben weiterhin grundsätzlich von allen Feuerpausen ausgenommen.
Russland sieht in den „De-Eskalationszonen“ die „Basis für ein Ende des Bürgerkrieges“. Sie zwängen syrische Oppositionsmilizen, sich räumlich von islamistischen Terrorgruppen zu trennen, und dies eröffne Chancen für einen politischen Dialog. Bei der nächsten, am 4. und 5. Juli geplanten Gesprächsrunde in Astana (Kasachstan) soll dieser Ansatz weiter verfolgt werden. Angeblich soll dann auch über einen möglichen Einsatz von Friedenstruppen aus Kasachstan und Kirgisien gesprochen werden.
Maritime Aspekte
De-Eskalationszonen
Im östlichen Mittelmeer operiert weiterhin das von der russischen Schwarzmeerflotte geführte Ständige Mittelmeergeschwader (MedSqn) der russischen Marine. Kampfeinheiten der MedSqn sind zurzeit die Fregatten „Admiral Grigorovich“ und „Admiral Essen“, der Minensucher „Valentin Pikul“ und das U‑Boot „Krasnodar“. Die „Admiral Essen“ und das U‑Boot haben ihre Überführungsfahrt aus der Ostsee zur künftigen Heimatflotte ins Schwarze Meer für einen mehrwöchigen Einsatz zur Unterstützung der MedSqn unterbrochen.
Unterwasserstart Kalibr (Foto: MoD Russia)Am 23. Juni schossen beide Fregatten und das U‑Boot aus einem im östlichen Mittelmeer erklärten Warngebiet heraus jeweils zwei Marschflugkörper Kalibr auf IS-Ziele in Syrien, u.a. ein IS-Waffen-/Munitionsdepot in der westsyrischen Provinz Hama. Vermutlich erfolgten die FK-Schüsse in praktischer Erprobung eines TSK-gemeinsamen operativen Konzeptes, bei dem unmittelbar nach dem Einschlag der von See geschossenen Flugkörper landgestützte Kampfflugzeuge (in diesem Fall von syrischen Flugplätzen) zum Einsatz kommen.
Unterstützt wurde der Luftschlag möglicherweise vom seit Anfang Februar im östlichen Mittelmeer operierenden Spezialschiff zur Fernmelde-/elektronischen Aufklärung (SIGINT) „Kildin“ der Schwarzmeerflotte, denn dieses lief direkt danach in Richtung Heimathafen Sewastopol ab. Seinen Platz soll das SIGINT-Schiff „Vasilij Tatishchev“ der Baltischen Flotte eingenommen haben.
Dieses zur VISHNIYA-Klasse zählende Schiff wird üblicherweise allerdings nicht zur taktischen-/operativen Unterstützung eines Seeverbandes, sondern mit Führung durch den Generalstab zur strategischen Aufklärung eingesetzt. Möglicherweise muss die „Vasilij Tatishchev“ die nach dem Untergang des SIGINT-Schiffes „Liman“ der Schwarzmeerflotte entstandene Lücke füllen.
Mit Frachtumschlag im russischen Schwarzmeerhafen Noworossiysk (Anbindung an das russische Eisenbahnnetz), dauert die auch als „Syrian Express“ bezeichnete Lieferung von Rüstungsgütern nach Syrien und Nachschub für die dort eingesetzten russischen Truppen an. Jede Woche passieren mehrere Landungsschiffe der russischen Marine (auch dazu verlegte Einheiten der Nordflotte und der Baltischen Flotte) oder speziell für diese Transporte gebraucht in der Türkei und Deutschland gekaufte und teils als Hilfsschiffe in die russische Marine integrierte, ex-zivile Frachtschiffe den Bosporus süd- oder nordlaufend. Transportiert wird zurzeit vermehrt auch Baumaterial für die begonnenen Arbeiten zur Erweiterung der russischen logistischen Basis in Tartus (Syrien). Dafür werden auch nicht unter russischer Flagge fahrende zivile Frachtschiffe gechartert.
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AUSTRALIEN
Am 16. Juni hat die ASC-Bauwerft in Adelaide den ersten von drei Air Warfare Destroyer (AWD) an das Verteidigungsministerium geliefert.
Die Übernahme der „Hobart“ erfolgt gut drei Jahre hinter dem ursprünglichen Zeitplan. Schon 2007 waren die drei AWD ihm Rahmen des Vorhabens „Projekt SEA 4000“ bestellt worden. Sie sollen die mit Ausmusterung alter Zerstörer der PERTH-Klasse bei der australischen Marine entstandene Fähigkeitslücke in der Verbandsflugabwehr schließen. Ausgerüstet mit dem US-Gefechtsführungssystem Aegis, sollen sie später auch mit für die Abwehr ballistischer Flugkörper geeigneten Flugabwehr-FK Standard Missile SM‑3 bestückt sowie technisch für einen Einsatz von Marschflugkörpern Tomahawk vorbereitet werden. Das Design der 6.000 ts verdrängenden Schiffe stammt von der spanischen Navantia, basiert auf der spanischen ALVARO DE BAZAN-Klasse (Typ F‑100).
Lieferung der „Hobart“ war eigentlich schon 2014 geplant, aber deutliche Defizite bei Auftragsstruktur und Projektmanagement führten zu schließlich mehrjährigen Verzögerungen, ja gegenseitige Schuldzuweisungen zwischen Navantia und ASC-Bauwerft, Ministerium und Zulieferern brachten das Projekt zwischenzeitlich sogar zum Stillstand. Zugleich verteuerte es sich um gut 20 Prozent, und die Option für noch ein viertes Schiff wurde denn auch aus Kostengründen fallen gelassen.
Die „Hobart“ wird nun ausgiebig erprobt und schließlich von Adelaide nach Sydney überführt. Dort soll sie noch in diesem Jahr von der Marine in Dienst gestellt werden. Schwesterschiff „Brisbane“ soll im letzten Quartal dieses Jahres Werfterprobungen beginnen; seine Übergabe an das Verteidigungsministerium ist aktuell im September 2018 geplant. Die „Sydney“ soll als drittes Schiff „Projekt SEA 4000“ im Frühjahr 2020 abschließen.
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CHINA
Am 28. Juni wurde auf der Jiangnan Werft in Schanghai das Typschiff einer neuen Klasse großer Kampfschiffe /TYP 055) zu Wasser gelassen.
Mit mehr als 10.000 ts ist der Neubau größer als die US-Zerstörer der ARLEIGH BURKE-Klasse. Während die Chinesen offiziell von einem Zerstörer (dem nun weltweit größten!) sprechen, klassifizieren die USA das Schiff als Kreuzer. Diese Sicht reflektiert auch die von der NATO offiziell vergebene Bezeichnung als RENHAI-Klasse; bei einem Zerstörer wäre eine mit dem Buchstaben „L“ beginnende Klassenbezeichnung zu erwarten gewesen.
Haupteinsatzrolle der RENHAI-Klasse dürfte die Führung größerer Einsatzverbände sein, aber die neuen Kampfschiffe decken ein breites Spektrum von Fähigkeiten ab. Ein Schwerpunkt scheint auf Flugabwehr/Luftraumverteidigung zu liegen. So lässt der nun zu Wasser gelassene Neubau u.a. Flächen für APAR-Radar erkennen, wobei unklar bleibt ob das Schiff über ein dem US-amerikanischen Aegis vergleichbares Gefechtsführungssystem verfügt, das z.B. auch eine Abwehr ballistischer Flugkörper erlaubt. Nach offiziellen Angaben gehören aber auch modernste Seeziel-FK, U‑Jagd-Systeme, ein 130-mm-Geschütz sowie Waffen zur Nahbereichsverteidigung zur Ausrüstung (Details werden noch nicht genannt). Senkrecht-Startsysteme bieten Platz für insgesamt 128 Flugkörper. Das nun zu Wasser gelassene Typschiff soll nach Endausrüstung und Erprobung schon im kommenden Jahr in Dienst gestellt werden; erst dann werden auch Name und Seitennummer bekannt werden. Weitere dieser — so das chinesische Verteidigungsministerium — „fortschrittlichsten und größten Kampfschiff in ganz Asien“ sind in Schanghai und Dalian im Bau.
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GROSSBRITANNIEN
Der erste von zwei neuen Flugzeugträgern hat die Bauwerft in Rosyth (Schottland) zu ersten Werftprobefahrten verlassen.
Am 26. Juni bugsierten mehrere Schlepper die 65.000 ts große „Queen Elizabeth“ aus dem Werftbecken durch die sehr enge Durchfahrt — mit weniger als einem halben Meter Platz zu den Seiten – und knapp unter Brücken hindurch auf die offene See.
In den kommenden sechs bis elf Wochen wird der Neubau in der Nordsee vor der schottischen Küste ausgiebig seine schiffstechnischen Anlagen und Navigationssysteme erproben. Da mit „regem Interesse“ fremder Beobachter (u.a. russische U‑Boote) gerechnet wird, begleiten und sichern zwei Fregatten den neuen Flugzeugträger. Am Ende dieses ersten Erprobungszyklus‘ steht das Einlaufen in Portsmouth, wo die Qeen Elizabeth“ für die nächsten „etwa 50 Jahre“ ihre Heimat finden und gegen Jahresende auch formell an die Royal Navy übergeben werden soll.
Bis zu voller operativer Einsatzbereitschaft wird es noch etwas dauern; allgemein wird von „initial operating capability“ in 2020 und einer ersten Einsatzverlegung in 2021 ausgegangen. Dann wird die „Queen Elizabeth“ u.a. etwa 40 Luftfahrzeuge einsetzen können, darunter in einem Mix mit diversen Hubschraubern typischerweise bis zu 24 Kampfflugzeuge F‑35B, die als STOVL-Variante über die Bugrampe starten und senkrecht auf dem Flugdeck landen. Beim ersten Einsatz der „Queen Elizabeth“ sollen dies wegen verzögerten Zulaufs bzw. Einsatzbereitschaft eigener Flugzeuge (insgesamt 48 sind bestellt) allerdings noch F‑35B des US Marine Corps sein.
Das im Bau befindliche Schwesterschiff „Prince of Wales“ soll 2019 fertig sein und dann an die Royal Navy bzw. zunächst an das Verteidigungsministerium übergeben werden. Bei der Designentwicklung der beiden Flugzeugträger hatte es wegen zwischenzeitlichem Wechsel von Bugrampe zu Katapultstartanlagen und dann doch wieder Rückkehr zu Bugrampe Verzögerungen gegeben. Da das Verteidigungsministerium an der Planung festhält, den Hubschrauberträger „Ocean“ 2018 auszumustern, muss sich die Royal Navy mit einer dreijähriger Fähigkeitslücke (bis zur vollen Einsatzbereitschaft des ersten neuen Flugzeugträgers) abfinden.
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ISRAEL
Israel Aircraft Industries hat ein neues maritimes Flugkörpersystem erfolgreich erprobt.
Am 20. Juni wurde (im Mittelmeer?) von einem im Laderaum eines Frachters installierten Startsystem ein ballistischer Flugkörper LORA (Long-Range Artillery weapon system) geschossen.
Die aus einem landgestützten taktischen Boden-Boden-Flugkörper „größerer Reichweite“ entwickelte, 1.600kg schwere Rakete soll bei dem Testschuss gegen ein verankertes Seeziel die geforderte maximale Reichweite von 400km nachgewiesen haben. Hersteller IAI spricht von einer Zielgenauigkeit von „zehn Meter … oder weniger“.
Ob/wann das System LORA in ein offizielles Rüstungsprojekt der israelischen Streitkräfte mündet, bleibt vorerst abzuwarten. Einsatz von „harmlosen zivilen Frachtern“ würde bei Systemreichweite von 400km neue operative Optionen eröffnen.
Start von LORA (Foto: IAI)
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KANADA
Die Regierung vollzieht bei der U‑Boot-Komponente der kanadischen Marine (RCN) offenbar eine Kehrtwende.
Schon seit einigen Jahren findet sich in der langfristigen Marineplanung die Nachfolge der 1998 gebraucht von der britischen Royal Navy erworbenen vier U‑Boote der VICTORIA-Klasse, die in Medien meist als „krasser Fehlkauf“ bezeichnet werden und bis heute in der Kritik beleiben. Erst 2015 — 17 (!) Jahre nach dem Kauf — hatte die RCN diese Boote „voll einsatzklar“ erklären können. Gravierende technische Mängel (bis hin zu Wassereinbruch und Leckagen an Treibstofftanks) und der Wunsch nach „Kanadisierung“ durch Weiternutzung möglichst vieler von den alten OBERON zu übernehmender Systeme hatten immer wieder zu Verzögerungen und zugleich hohen Zusatzkosten für die Instandsetzung und Modernisierung der vermeintlichen „Schnäppchen“ geführt. Heute belastet die Indiensthaltung der alten VICTORIA zunehmend das Budget der Marine, die seit Ende 2014 regelmäßig zusätzliche Mittel beantragen muss. Noch immer scheinen nicht alle Probleme beseitigt. So wurde erst in der letzten Woche bekannt, dass die Batteriebänke eines Bootes ausgebaut werden müssen, um ein anderes einsetzen zu können.
Nach aktuellem Sachstand werden die vier U‑Boote zwischen 2022 und 2027 das Ende ihrer operativen Nutzbarkeit erreichen; eine Entscheidung zur Nachfolge drängt also. Überlegungen dazu gibt es schon seit Jahren, und überwiegend gingen diese in Richtung moderner, zukunftsfähiger Neubauten. Die RCN war zuversichtlich, dieses Vorhaben „nach 2020“ angehen zu können, ja vielleicht sogar nukleargetriebene U‑Boote (in den USA) beschaffen zu können. Im Gegensatz zu den diesel-elektrisch angetriebenen VICTORIA wären solche auch unter dem arktischen Eis einsetzbar – eine Forderung, die mit neuem operativen Fokus (Klimawandel) auf die Arktis zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Nun sind Neubauten aber offenbar wieder vom Tisch. Der Erhalt der „unverzichtbaren“ U‑Bootkomponente steht für die Regierung zwar nicht zur Disposition, aber Neubauten sind ihr wohl zu teuer. Sie will lieber noch einmal etwa 1,7 Mrd. Euro in eine Grundüberholung und Modernisierung der alten VICTORIA investieren, um diese dann „bis in die 2030er Jahre“ in Dienst zu halten. Die Budgets der nächsten Jahre werden damit sicher etwas entlastet, aber ob sich dies langfristig „rechnet“, bleibt doch abzuwarten. Nicht wenige Beobachter sehen in der Entscheidung den ersten Schritt zu einer Fähigkeitslücke.
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NORDKOREA
Auch von verschärften Sanktionen und erheblichen wirtschaftlichen Problemen lässt sich Diktator Kim Jong-un nicht beeindrucken.
Sein immer wieder genanntes politisches Ziel bleibt die Überführung des 1953 geschlossenen Waffenstillstandes in einen bilateralen (mit Ausklammerung Südkoreas) Friedensvertrag mit den USA, und dies glaubt er nur durch Drohungen mit Raketen und Atomwaffen erreichen zu können.
China und die USA sind sich darin einig, das nordkoreanische Atomwaffenprogramm „vollständig, verifizierbar und unumkehrbar“ beenden zu wollen. China setzt dabei weiterhin vorrangig auf verstärkten politischen und wirtschaftlichen Druck. So sind nach Stopp von Kohleimporten seit mehreren Wochen auch sämtliche Kraftstoffexporte nach Nordkorea eingestellt. Die USA unter Präsident Trump verfolgen neben diplomatischen Bemühungen auch „militärische Optionen“.
Nach mehrwöchiger demonstrativer Präsenz von zwei Carrier Strike Groups operiert zurzeit aber offenbar kein US-Flugzeugträger in der Nähe der koreanischen Halbinsel. Die „Ronald Reagan“ war Mitte Juni ins Südchinesische Meer abgelaufen, hatte einen Besuch in Singapur durchgeführt und wird aktuell nur sehr vage bei Fortsetzung ihrer routinemäßigen „West Pacific Patrol“. Die „Carl Vinson“ ist nach Ende ihres Einsatzes am 23. Juni in den Heimatstützpunkt San Diego zurückgekehrt.
Bleibt die „Nimitz“, die bei ihrer Verlegung in einen Einsatz nach einem kurzen Zwischenstopp in Pearl Harbor (Hawaii) seit gut zwei Wochen immer nur vage „im Westpazifik“ gemeldet wird. Im Verband um die „Nimitz“ hat die neuseeländische Fregatte „Te Kaha“ den Platz des bei einer Kollision schwer beschädigten US-Zerstörers „Fitzgerald“ (s.u. USA) eingenommen.
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RUSSLAND
Am 28. Juni hat in St. Petersburg der diesjährige „International Maritime Defence Salon“ (IMDS) begonnen.
Schauplatz der bis zum 2. Juli dauernden, schon zum achten Mal durchgeführten maritimen Rüstungsmesse ist erneut das „Lenexpo“ Ausstellungsgelände in St. Petersburg. Insgesamt stellen etwa 400 Firmen ihre Produkte vor. Unter ihnen sind auch 49 ausländische Aussteller, auch aus EU-Ländern. Letztere (u.a. auch deutsche Firmen) bieten keine kompletten Schiffe/Boote oder Rüstungssysteme an, sondern beschränken sich auf „zum Schiffbau geeignete (und nicht unter die fortdauernden Sanktionen fallende) Segment-Produkte“. In der United Shipbuilding Corporation zusammengeschlossene russische Werften/Designfirmen stellen 43 Schiffe/Boote in Modellen und Prospekten vor.
Wie üblich, haben zur IMDS auch Schiffe/Boote zum „Anfassen“ beim Ausstellungsgelände an der Newa festgemacht. Ausländische Marinen sind nicht angereist; allein russische Marine und Seegrenzschutz präsentieren Einheiten.
Größtes Schiff ist die demnächst in Dienst zu stellende neue Fregatte „Admiral Makarov“, die offenbar kurzfristig den Platz der zuvor offiziell angekündigten Fregatte „Yaroslav Mudriy“ eingenommen hat. Mit dabei sind auch Korvette “Stoykiy“ (STEREGUSHCHIY-Klasse), die 2016 von der Schwarzmeerflotte zur Baltischen Foltte verlegte, mit Marschflugkörpern Kalibr bestückte Korvette „Serpukhov“ (BUYAN‑M Klasse), das neue Minenjagdboot „Aleksandr Obukhov“, Landungsboote der POMORNIK‑, SERNA- und DJUGON-Klasse, schnelle Sicherheitsboote vom Typ GRACHONOK und RAPTOR, das neue Wachschiff „Predanniy“ des Seegrenzschutzes, sowie eine ganze Reihe kleiner und kleinster Hilfsfahrzeuge unterschiedlichster Typen und Zweckbestimmung – insgesamt fast 50 Schiffe und Boote. Geplant sind auch live-Vorführungen von Waffensystemen
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USA
Die Kollision eines Zerstörers vor Japan sorgt noch immer für Schlagzeilen.
‘FitzgAm 17. Juni war der Zerstörer „Fitzgerald“ nachts südlich der Bucht von Tokio mit dem philippinischen Containerschiff „ACS Crystal“ kollidiert. Der Frachter bohrte sich in Höhe der Brücke tief in die Steuerbordseite des Zerstörers; sein Wulstbug riss unter der Wasserlinie ein mehr als 15 Quadratmeter großes Loch in den Rumpf und flutete sofort drei Räume, u.a. eine Besatzungsunterkunft, in der sieben US-Seeleute getötet wurden; weitere drei – darunter der Kommandant – wurden verletzt.
Nur mit Mühe konnte Besatzung den Wassereinbruch unter Kontrolle bringen und mit dem „zu sinken drohenden“ Zerstörer den Hafen von Yokusuka erreichen.
Gut zwei Wochen nach dem Ereignis sind die Ursachen der Kollision noch immer völlig unklar. In Medien lösen sich widersprüchliche Meldungen mit bloßen Spekulationen ab. So hieß es z.B., die Brücke des philippinischen Containerschiffes sei trotz des stark befahrenen Seegebietes nicht besetzt gewesen; das Schiff sei vom Autopiloten gesteuert worden. In anderen Medien ist dagegen zu lesen, der Kapitän der „ACS Crystal“ habe vergeblich versucht, die „Fitzgerald“ vor der drohenden Kollision zu warnen; diese habe aber nicht einmal auf rote Signalraketen reagiert. Auch dass der Zerstörer praktisch rechtwinklig auf seiner Steuerbord(!)seite getroffen wurde, sorgt natürlich für Spekulationen.
Insgesamt sechs in den USA und Japan eingesetzte Untersuchungskommissionen sollen die Umstände klären – wobei die US Navy japanischen Behörden angeblich eine Befragung von Besatzungsmitgliedern der „Fitzgerald“ verweigern will. Unterdessen bemühen sich Techniker der US Navy, den strukturell stark beschädigten Zerstörer so zu stabilisieren und vorzubereiten, dass er ohne auseinanderzubrechen in einem Trockendock in Yokosuka aus dem Wasser gehoben werden kann. Erst danach wird eine genaue Schadensbefundung möglich sein.