Ballistic Missile Defense — USA und Japan testen gemeinsam Abfangwaffe SM3 Block IIA

Sid­ney E. Dean

Foto: US NavyUm
Foto: US NavyUm

22:30 Ort­szeit startete am 3. Feb­ru­ar eine bal­lis­tis­che Mit­tel­strecken­ziel­rakete vom Typ Kratos MRBM-T4E vom Raketen­gelände auf der Insel Kauai (Hawaii). Kurz danach erfasste das AN/SPY-1D(V) Radar des Lenkwaf­fen­z­er­stör­ers USS „John Paul Jones“ (DDG 53) die Rakete. Das in den Gewässern vor Hawaii fahrende Schiff startete eine Abfan­grakete der Vari­ante SM3 Block IIA, die das Ziel wenige Minuten später zerstörte.

Dieser Artikel wird mit fre­undlich­er Genehmi­gung der „Marine­Fo­rum – Zeitschrift für mar­itime Fra­gen“ veröf­fentlicht.
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Der vor­läu­fig als Erfolg bew­ertete Ein­satz hat­te nach Aus­sage des Pen­tagons dreifachen „Erstlingswert“. Es war der erste Ver­such, ein Flugziel mit­tels der neuen Raketen­vari­ante SM3 Block IIA zu zer­stören. Gle­ichzeit­ig han­delte es sich um den ersten Start ein­er SM3 Block IIA von einem Schiff, dass mit dem mar­iti­men bal­lis­tis­chen Abwehrsys­tem AEGIS BMD (Bal­lis­tic Mis­sile Defense) aus­ges­tat­tet ist. Schließlich war es der erste Abfangein­satz unter Ver­wen­dung der neuen Base­line 9.C2 Vari­ante des AEGIS-Führungssys­tems; auf­grund der geziel­ten Aus­rich­tung auf bal­lis­tis­che Raketen­ab­wehr (Bal­lis­tic Mis­sile Defense – BMD) wird diese Vari­ante auch als BMD 5.1 bezeichnet.

Die Abfang­waffe SM3 Block IIA gehört zur Stan­dard Mis­sile Fam­i­lie der US-Navy. Die durch die Fir­ma Raytheon hergestellte Grund­vari­ante SM3 wurde 2004 einge­führt. Die leis­tungs­gesteigerte Block IIA Vari­ante wird gemein­schaftlich mit Japan entwick­elt. Mit­subishi Heavy Indus­tries ist für die Her­stel­lung der Antrieb­sstufen, des Steuerungssys­tems und der Nut­zlastab­deck­ung zuständig. Der Abschusstest am 3. Feb­ru­ar wurde gemein­schaftlich durch das japanis­che Vertei­di­gungsmin­is­teri­um, die US-Raketen­ab­wehrbe­hörde MDA (Mis­sile Defense Agency) und die US-Navy durchgeführt.

MDA Direk­tor Vice Admi­ral James Syring beze­ich­nete den Test als wesentlichen Meilen­stein in der Entwick­lung der SM3 Block IIA. „Diese Rakete ist für unsere bei­den Län­der äußerst wichtig. Sie wird let­z­tendlich zur Steigerung unser­er Fähigkeit beitra­gen, die rund um den Globus zunehmende Bedro­hung durch bal­lis­tis­che Raketen abzuwehren“, sagte Syring anlässlich des Abschusstests

Leis­tungssteigerung

Die SM3 Block IIA soll bal­lis­tis­che Flugziele kürz­er­er und mit­tlerer Reich­weite (ein­schließlich Inter­me­di­ate Range Bal­lis­tic Mis­siles [IRBM] mit bis zu 4.500 Kilo­me­ter Ein­satzre­ich­weite) in deren Auf­stiegsphase sowie deren mit­tleren Flug­phase zer­stören. Im Ver­gle­ich zu den vorherge­hen­den Vari­anten Block IA und Block IB besitzt die Vari­ante Block IIA um fün­fzig Prozent größere Trieb­w­erke in der zweit­en und drit­ten Antrieb­sstufe. Dies ver­lei­ht dem Flugsys­tem erhe­blich bessere Beschle­u­ni­gung, Fluggeschwindigkeit und Reich­weite und ermöglicht das Führen eines größeren Sprengkopfes. Auch die Ziel­such­sys­teme und das Steuerungssys­tem für die End­flug­phase des Nut­zlast­trägers wur­den verbessert. Dies steigert die Fähigkeit, zwis­chen Täuschkör­p­er und Nut­zlast­träger zu unter­schei­den und auch Nut­zlast­träger einzu­holen, die aufwendi­ge Auswe­ich­manöver einsetzen.

Ein zweit­er Abfangtest wird derzeit geplant. Falls die gesamte Testrei­he zufrieden­stel­lend ver­läuft, soll die SM3 Block IIA Ende 2018 in Dienst gestellt wer­den. Der Ein­satz ist unter anderem auch auf den in Spanien sta­tion­ierten US-Zer­stör­ern geplant. Die neue Waffe soll fern­er in das landgestützte AEGIS BMD-Sys­tem in Europa inte­gri­ert wer­den. Die Führungssys­teme der bei­den AEGIS BMD Ein­rich­tun­gen in Rumänien und Polen sollen bei­de auf den BMD 5.1 Stan­dard ange­hoben werden.

Im April 2016 wurde bekan­nt, dass die US-Navy ins­ge­samt 351 SM3 Block IIA erwer­ben will. Davon sollen 182 Ein­heit­en den land- und seegestützten Kräften in Europa zugeteilt wer­den. Allerd­ings läuft die Beschaf­fung der 15 Mil­lio­nen Dol­lar teuren Waffe (deren Beschaf­fungskosten seit Beginn des Entwick­lung­spro­gramms um 29 Prozent gestiegen sind) vor­erst langsam an. Im Jahr 2018 wer­den lediglich vier Ein­satzraketen beschafft. Das geschätzte Inven­tar im Jahr 2021 dürfte lediglich 20 Raketen umfassen. Für mehrere Jahre wer­den ältere Vari­anten der SM3 fol­glich noch die Mehrheit der Ein­satzsys­teme stellen.