MarineForum Wochenschau 03. März 2017

Dieser Artikel wird mit fre­undlich­er Genehmi­gung der „Marine­Fo­rum – Zeitschrift für mar­itime Fra­gen“ veröf­fentlicht.

MarineforumNAH-/MITTELOST

Die militärische/sicherheitspolitische Lage im Nahen-/Mit­tleren Osten bleibt vor­rangig vom Bürg­erkrieg in Syrien und von der Bekämp­fung des islamistis­chen Ter­rors in Irak und Syrien bes­timmt. Daneben gibt es aber natür­lich auch Mel­dun­gen zu anderen (mar­iti­men) Ereignis­sen oder Entwick­lun­gen in der Region.

IRAN
Die iranis­che Marine hat ihre angekündigte Übung „Velay­at 95“ durchgeführt.

Übun­gen der „Velayat“-Serie gibt es in fast jedem Jahr. Als Haup­tübun­gen der iranis­chen Marine deck­en sie das gesamte Spek­trum iranis­ch­er Seekriegführung ab, sind dabei einge­bun­den in ein über­wiegend auf Küsten­vertei­di­gung (Inva­sion­s­ab­wehr) fokussiertes Szenario. Poli­tisch dienen sie der Demon­stra­tion von Stärke und Über­legen­heit (ger­ade auch gegenüber der US Navy), sollen den regionalen Nach­barn die unan­fecht­bare Rolle des Iran als zen­trale Regional­macht und „Wächter am Golf“ verdeut­lichen. Im Vor­feld von „Velay­at 95“ wurde im staatlichen iranis­chen Fernse­hen denn auch ein com­put­er-ani­miert­er Film gezeigt, in dem die Ver­nich­tung ein­er kom­plet­ten US Trägerkampf­gruppe durch iranis­che Marine und Rev­o­lu­tion­s­gar­den dargestellt wurde.

Das offiziell erk­lärte Übungs­ge­bi­et von „Velay­at 95“ schloss fast das gesamte Ara­bis­che Meer ein, bis an den Ostein­gang des Golfes von Aden und die Höhe der Süd­spitze Indi­ens (10°N). Wirk­liche Übungsak­tiv­itäten gab es aber nur in und direkt vor den iranis­chen Küstengewässern am Golf von Oman, südöstlich der Straße von Hor­muz. Abgele­genere „Übungs­ge­bi­ete“ dien­ten wahrschein­lich nur in Stäben zur Darstel­lung ein­er großräu­mi­gen Lage zur Unter­stützung des Basis-Szenar­ios. Möglicher­weise waren hier ger­ade passierende iranis­che Han­delss­chiffe mit Schiff­s­meldun­gen in die Lage­bilder­stel­lung einge­bun­den. Die Straße von Hor­muz und der Per­sis­che Golf waren wie schon in den Vor­jahren von „Velay­at 95“ ausgenom­men. Diese Gebi­ete sind nicht Oper­a­tions­ge­bi­et der reg­ulären Marine, son­dern alleiniger Zustäb­ndigkeits­bere­ich der Rev­o­lu­tion­s­gar­den (IRGC Pas­daran See).

Am Beginn von „Velay­at 95“ standen schon ab dem 13. Feb­ru­ar (abseits der Öffentlichkeit) Vor­phasen mit der Ver­legung teil­nehmender Ein­heit­en in kleine Häfen ent­lang der iranis­chen Südostküste, in vor­bere­it­ete Küsten­stel­lun­gen und in Auflockerungsräume in See. In der vom 25.–28. Feb­ru­ar fol­gen­den Haupt­phase wur­den dann vor­bere­it­ete Übungsin­halte nacheinan­der „abgear­beit­et“, wobei Ein­sätze neuer Waf­fen­sys­teme wie üblich auch Vor­führungscharak­ter hat­ten. Dies galt z.B. für den im Lande entwick­el­ten, neuen Seeziel-FK „Deglaviyeh“, einen offen­bar auf der Basis eines Panz­er­ab­wehr-FK entwick­el­ten, Laser-ges­teuerten Flugkör­p­er, der von Land geschossen wurde und ein etwa 1–2 km vor der Küste ver­ankertes, kleines Seeziel traf. Her­vorge­hoben wurde auch ein „erfol­gre­ich­es Schießen” des neuen Tor­pe­dos „Val Fajr“ durch ein Klein-U-Boot der GHADIR-Klasse gegen ein Überwasser-Seeziel.

Velay­at 95“ fol­gte im Wesentlichen dem Ablauf früher­er Übun­gen dieser Serie. Fre­gat­ten, Korvet­ten und kleinere Boote waren in Über­wasserop­er­a­tio­nen und Küsten-/Küsten­vor­feld­vertei­di­gung einge­bun­den. „Mehrere“ U‑Boote sicherten bis zu 100km ent­fer­nte, vorge­lagerte Seege­bi­ete. Es gab ein umfan­gre­ich­es Küsten­vertei­di­gungs-Szenario bei dem Marine­in­fan­terie und Kom­man­dosol­dat­en einen „feindlichen Angriff zurückschlu­gen“ und auch die „neueste Ver­sion“ des Küsten-FK „Nasr“ geschossen wurde. Hub­schrauber Sea King führten U‑Jagdübungen durch; Kampfhub­schrauber beschossen See- und Landziele mit unge­lenk­ten Raketen und Rohrwaf­fen; Hub­schrauber MH-53 kamen beim Minen­räu­men und Leg­en defen­siv­er Minen­felder vor der Küste zum Einsatz.

Vor­phasen von „Velayet 95“ wur­den in den staatlichen iranis­chen Medi­en noch nicht erwäh­nt. Man beg­nügte sich hier mit der schon früher erfol­gten all­ge­meinen Ankündi­gung der Übung. Erst mit Beginn der viertägi­gen Seep­hase am 25. Feb­ru­ar fan­den sich tägliche Berichte, deren Ziel­gruppe die iranis­che Bevölkerung war. Dementsprechend war die Berichter­stat­tung zwar von viel nationalem Pathos getra­gen, ging aber mit Fak­ten nach­läs­sig um. Fotos hat­ten nicht sel­ten mit dem dazu geschriebe­nen Text nur sehr wenig zu tun. Viele der veröf­fentlicht­en „aktuellen“ Fotos waren auch bloßes Archiv­ma­te­r­i­al, das schon zur Illus­tra­tion früher­er Übun­gen der „Velayat“-Serie benutzt wor­den war.

JEMEN
Der amphibis­che Träger „Makin Island“ der US Navy operiert offen­bar weit­er­hin Im Golf von Aden, wo sich sein Ein­satz gegen den an der jemeni­tis­chen Süd­küste um Mukalla aktiv­en, örtlichen Ableger der Ter­ro­ror­gan­i­sa­tion al-Kai­da (AQAP – Al Qae­da on the Ara­bi­an Penin­su­la) richt­en dürfte. Auf der „Makin Island“ eingeschiffte Kampf­flugzeuge AV-8B Har­ri­er und Kampfhub­schrauber AH‑1 Cobra des US Marine Corps‘ kön­nten auch an am 2. März durchge­führten US-Luftschlä­gen gegen die AQAP beteiligt gewe­sen sein. In mehr als 20 Ein­sätzen „beman­nter und unbe­man­nter Luft­fahrzeuge“ waren dabei AQAP-Ziele in Zen­tral- und Süd­je­men ange­grif­f­en worden.

Die seit Mitte Okto­ber ver­legte „Makin Island“ Amphibi­ous Ready Group (ARG) nähert sich allmäh­lich dem Ende ihres 6- bis 7‑monatigen Ein­satzes. Ablö­sung ist auch schon auf dem Weg. Am 1. März lief die „Bataan“ ARG mit dem amphibis­chen Träger „Bataan“ und den Dock­lan­dungss­chif­f­en „Mesa Verde“ und „Carter Hall“ aus Nor­folk bzw. der benach­barten Naval Amphibi­ous Base Lit­tle Creek aus.

Ziele sind des langfristig vorge­planten 7‑monatigen Ein­satzes sind der Ostat­lantik und das Mit­telmeer (Zuständigkeits­bere­ich der 6. US-Flotte), sowie die Gewäss­er um die Ara­bis­che Hal­binsel (Zuständigkeits­bere­ich der 5. US-Flotte). Die „Bataan“ kön­nte bei „zügiger Durch­fahrt“ Ende März im Golf von Aden ein­tr­e­f­fen, führt auf dem Wege dor­thin aber möglicher­weise noch Übun­gen durch.

KAMPF GEGEN DEN ISLAMISTISCHEN TERROR (Fortschrei­bung)
Bei der Bekämp­fung des islamistis­chen Ter­rors bleibt eine inter­na­tion­al über­greifende Koali­tion weit­er­hin Fernziel. Noch zu viele Eigen­in­ter­essen einzel­ner Staat­en sowie die Spal­tung zwis­chen Schi­iten und Sun­niten bes­tim­men die Entwick­lung. Den­noch wird der IS in Syrien und im Irak zunehmend aus Kernge­bi­eten seines „Kali­fats“ zurückgedrängt.

Das US Vertei­di­gungsmin­is­teri­um bere­it­et eine „neue Strate­gie“ für den Kampf gegen IS in Syrien und Irak“ vor. Ange­blich wird neben ver­stärk­ten Waf­fen­liefer­un­gen an syrische Oppo­si­tion­s­milizen auch eine Ver­legung reg­ulär­er US-Boden­trup­pen nach Nordsyrien erwogen. Bish­er sind dort nur kleine Kontin­gente von US Spe­cial Forces im Ein­satz, die kur­dis­che Rebellen im Kampf gegen IS als „Berater“ unterstützen.

Syrien – Irak: US-geführte Koali­tion (Oper­a­tion „Inher­ent Resolve“)

Eine US-geführte multi­na­tionale Koali­tion set­zt mit Oper­a­tion „Inher­ent Resolve“ Luftschläge gegen islamistis­che Ter­ror­grup­pen im Irak und in Syrien fort. Ziele sind Kom­man­dozen­tren (vor allem auch Führungsper­so­n­en), Stützpunk­te, Depots und von Islamis­ten kon­trol­lierte Öl-Anla­gen, daneben aber auch logis­tis­che Straßen­trans­porte und Grup­pen ver­legen­der Kämpfer, die im Irak auf den Flüssen Euphrat und Tigris vor allem auch Boote nutzen. Viele Angriffe dienen der direk­ten Unter­stützung (Close Air Sup­port) irakisch­er Boden­trup­pen oder kur­dis­ch­er Milizen — aktuell vor allem bei der Offen­sive zur Rücker­oberung von Mosul. Zum Ein­satz kom­men US-Trägerkampf­flugzeuge, sowie landgestützt von Flug­plätzen der Golf­s­taat­en, Jor­daniens und der Türkei operierende Kampf­flugzeuge der Stre­itkräfte zahlre­ich­er Staat­en. Die britis­che Roy­al Air Force nutzt ihre Basis in Akrotiri (Zypern).

Zurzeit ist kein US-Flugzeugträger im Per­sis­chen Golf im Ein­satz. Die „George H.W. Bush“ Car­ri­er Strike Group (Flugzeugträger „George H. W. Bush“, Kreuzer „Philip­pine Sea“, Zer­stör­er „Laboon“ und „Trux­tun“) führte seit dem 13. Feb­ru­ar aus dem östlichen Mit­telmeer her­aus Luftschläge gegen IS-Ziele in Irak und Ost­syrien durch. In den US-Ver­band inte­gri­ert ist die dänis­che Fre­gat­te „Peter Wille­moes“; sie soll ihn bis Mitte Mai begleit­en. Die „Bush“ CSG hat nach gut zwei Wochen ihre Luftschläge aus dem Mit­telmeer ver­mut­lich been­det. Am 25. Feb­ru­ar lief der Flugzeugträger zu ein­er kurzen Pause und Nachver­sorgung in Sou­da Bay (Kre­ta) ein.
‘George HW Bush’ läuft in Sou­da Bay ein (Foto: US Navy)
All­ge­mein wird erwartet, dass der US-Ver­band direkt danach durch den Suezkanal Kurs in den Per­sis­chen Golf ver­legt, wo der Flugzeugträger seine Beteili­gung an Oper­a­tion „Inher­ent Resolve“ wieder aufnehmen und dann auch die Rolle als Flag­gschiff der Task Force 50 übernehmen soll. In den let­zten drei Monat­en ohne US-Träger­präsenz hat­te der britis­che Hub­schrauberträger „Ocean“ diese Funk­tion wahrgenom­men. Die „Ocean“ ist aber offen­bar bere­its abge­laufen und durch den Suezkanal ins Mit­telmeer zurück­gekehrt. Sie wird (an diesem Woch­enende?) zu einem Besuch in Beirut (Libanon) erwartet.

Syrien: Rus­s­land – Türkei
Rus­s­land macht weit­er­hin keinen wirk­lichen Unter­schied zwis­chen Islamis­ten und Oppo­si­tion­sre­bellen; alle gel­ten gle­icher­maßen als “Ter­ror­is­ten”. Nach wie vor erfol­gen rus­sis­che Luftan­griffe in direk­ter Unter­stützung syrisch­er Stre­itkräfte auch in Gebi­eten, in denen keine islamistis­chen Milizen aktiv sind. Auch die Türkei ist neben dem Kampf gegen IS im Rah­men ihrer nationalen Kur­den­poli­tik vor allem bemüht, auf Autonomie set­zende syrische Kur­den (zugle­ich von den USA unter­stützte syrische Rebellen) möglichst weit nach Osten in Rich­tung Irak abzudrängen.

Nach dem gemein­sam von Rus­s­land und der Türkei im Bürg­erkrieg aus­ge­han­del­ten Waf­fen­still­stand scheinen die Luft­waf­fen bei­der Staat­en Freiräume zu nutzen und der Bekämp­fung des IS nun ver­mehrt Pri­or­ität zu geben, koor­dinieren wohl auch einen Teil ihrer Einsätze.

BÜRGERKRIEG IN SYRIEN (Fortschrei­bung rus­sis­che Intervention)
Eine auf Ini­tia­tive Rus­s­lands, der Türkei und des Iran vere­in­barte Waf­fen­ruhe wird nur dort einge­hal­ten, wo Rebel­len­grup­pen ihr auch aus­drück­lich zuges­timmt haben. Ander­norts gehen die Kämpfe weit­er, und islamistis­che Grup­pen wie IS und al-Nus­ra bleiben ohne­hin ausgeklammert.

Die unter UN-Führung am 23. Feb­ru­ar in Genf begonnenen neuen Friedens­ge­spräche kom­men nicht voran. Ihr Ziel ist die Vere­in­barung von Rah­menbe­din­gun­gen für eine poli­tis­che Über­gangslö­sung bis hin zu freien Wahlen, aber zunächst ein­mal stre­it­en sich die Kon­flik­t­parteien noch, ob „Kampf gegen Ter­ror­is­mus“ oder „poli­tis­che Über­gangslö­sung“ im Fokus ste­hen soll. Durch­greifende Erfolge sind so sich­er nicht erwarten. Unverän­dert sind nur ohne­hin wenige Kon­flik­t­parteien bere­it, für eine poli­tis­che Lösung irgendwelche Kom­pro­misse einzuge­hen und Abstriche an eigene Forderun­gen zu machen.

Mit einem weit­eren Tre­f­fen in Astana (Kasach­stan) soll am 14. März ein neuer Ver­such unter­nom­men wer­den, die frag­ile „Feuer­pause“ in einen dauer­haften, formellen Waf­fen­still­stand zu über­führen. Ob dies gelingt, bleibt fraglich. Am 1. März wur­den sog­ar Zusam­men­stöße zwis­chen der von der Türkei unter­stützten „Free Syr­i­an Army“ und US-unter­stützten kur­dis­chen Milizen gemeldet.

Mar­itime Aspekte

Im östlichen Mit­telmeer operiert das Ständi­ge Mit­telmeergeschwad­er (Med­Sqn) der rus­sis­chen Marine. Zu diesem von der Schwarzmeer­flotte geführten und rou­tinemäßig zwis­chen Zypern und der syrischen Küste einge­set­zten Ver­band gehörten in den let­zten Wochent neben eini­gen Hil­f­ss­chif­f­en als Kampfein­heit­en nur der Zer­stör­er „Smetliviy“ und der Minen­such­er „Kovrovets“ (bei­de Schwarzmeer­flotte). Der Zer­stör­er war zur engen Beschat­tung des US-Flugzeugträgers „George HW Bush“ im östlichen Mit­telmeer abgeteilt.

Für die seit Anfang Novem­ber ver­legte „Smetliviy“ kündigt sich das Ende des Mit­telmeere­in­satzes an. Am 27. Febru­uar lief die Fre­gat­te „Admi­ral Grig­orovich“ zu einem „geplanten Ein­satz bei der Med­Sqn“ aus Sewastopol aus, musste aber vor dem Bosporus wegen dicht­en Nebels erst ein­mal zwei Tage bis zur Durch­fahrt warten. Beobachtern wurde dabei klar, dass nicht nur die Antrieb­san­la­gen alter rus­sis­ch­er Kampf­schiffe kräftig Rauch produzieren.

Mit Frach­tum­schlag im rus­sis­chen Schwarzmeer­hafen Noworossiysk (Anbindung an das rus­sis­che Eisen­bahn­netz), dauert die auch als „Syr­i­an Express“ beze­ich­nete Liefer­ung von Rüs­tungs­gütern nach Syrien und Nach­schub der dort einge­set­zten rus­sis­chen Trup­pen an. Nach Abschluss eines zwis­chen­staatlichen Abkom­men mit Syrien zu ein­er erweit­erten Nutzung der rus­sis­chen Liegen­schaften in der Marineba­sis Tar­tus (samt infra­struk­turellem Aus­bau) haben sich die Trans­port­fahrten noch inten­siviert. Fast täglich passieren Lan­dungss­chiffe der rus­sis­chen Marine (auch der Nord­flotte und der Baltischen Flotte) oder speziell für diese Trans­porte gebraucht in der Türkei gekaufte und als Hil­f­ss­chiffe in die rus­sis­che Marine inte­gri­erte, ex-zivile Frachtschiffe den Bosporus süd- oder nord­laufend. Ende Feb­ru­ar ver­hin­derte dichter Nebel mehrere Tage eine Pas­sage der türkischen Meeren­gen. Als dieser sich dann lichtete, passierten gle­ich zwei schon wartende Lan­dungss­chiffe der ROP­UCHA-Klasse den Bosporus mit Fracht für Syrien.

CHINA
Die chi­ne­sis­che Marine hat ein neues, großes Aus­bil­dungss­chiff in Dienst gestellt.

Am 21. Feb­ru­ar wurde im Marinestützpunkt Lushun bei Dalian die Seekriegs­flagge auf der „Qi Jiguang“ gehisst. Der Name erin­nert an den Nation­al­helden Qi Jiguang (1528 ‑1588), der während der Ming Dynas­tie Chi­nas Ostküsten erfol­gre­ich gegen Angriffe japanis­ch­er (!) Pirat­en vertei­digt hatte.

Mit 163 m Länge ist der Neubau größtes Aus­bil­dungss­chiff der chi­ne­sis­chen Marine. An Bord find­et sich Platz für bis zu 400 Kadet­ten und 50 Aus­bil­dung­sof­fiziere der Dalian Naval Acad­e­my, der das neue Schiff auch fest zugeteilt ist. Neben (weltweit­en) Aus­bil­dungsreisen kann die „Qi Jiguang“ bei Bedarf auch kurzfristig zu Hil­feleis­tung nach Naturkatas­tro­phen zum Ein­satz kom­men. Eine Lan­de­plat­tform erlaubt Flug­be­trieb mit einem Hub­schrauber; einen Hangar zu per­ma­nen­ter Ein­schif­fung eines solchen gibt es aber nicht. Zu Aus­bil­dung und Selb­stvertei­di­gung ver­fügt der Neubau über ein 76-mm Geschütz und zwei 30-mm Nah­bere­ichs-Flu­gab­wehrkanonen (Gatling Guns).
neues Schulschiff ‘Qi Jiguang’ (Foto: china-defense.com)

Die Seiten­num­mer „83“ zeigt den Neubau in direk­ter Nach­folge der bei­den anderen Aus­bil­dungss­chiffe der chi­ne­sis­chen Marine „Zhenghe“ (81) und „Shichang“ (82). Ver­mut­lich löst die „Qi Jiguang“ die 30 Jahre alte, kleinere (132m), vor allem aber in ihrer Aus­rüs­tung nicht mehr heutige Tech­nolo­gie reflek­tierende „Zhenghe“ ab. Dafür spircht nicht zulet­zt auch die bei der offiziellen Mel­dung zur Indi­en­st­stel­lung betonte „mod­ern­ste Aus­rüs­tung“. Net­zw­erk-basierte IT-Sys­teme sollen com­put­ergestützte Aus­bil­dung ermöglichen; es gibt sog­ar einen Brücken-Simulator.

Im Gegen­satz zur „Zhenghe“ dürfte die seit 1997 in Dienst befind­liche „Shichang“ durch den Neubau aber noch nicht obso­let wer­den. Das 120-m-Schiff wird mit mod­u­lar­er (con­tainer­isiert­er) Aus­rüs­tung vor allem auch als Hos­pi­talschiff genutzt.

FRANKREICH
Die franzö­sis­che Marine hat ihr diesjähriges Aus­lands-Aus­bil­dungsvorhaben „Mis­sion Jeanne d’Arc 2017“ begonnen.

Wie nach Aus­musterung des Hub­schrauberträgers „Jeanne d’Arc“ seit 2010 üblich, kom­men bei der 4–1/2‑monatigen Reise auch dies­mal keine dezi­dierten Schulschiffe, son­dern aktive Kriegss­chiffe zum Ein­satz. Hub­schrauberträger „Mis­tral“ und Fre­gat­te „Courbet“ wer­den auch nicht bloße „schwim­mende Klassen­z­im­mer“ für die etwa 140 eingeschifften Offizier­san­wärter (unter ihnen zahlre­iche aus­ländis­che Offizier­an­wärter, u.a. auch aus Deutsch­land) sein. Wo immer sich die Gele­gen­heit bietet, wer­den die bei­den Schiffe in tak­tis­che Übun­gen (nation­al oder auch mit anderen Mari­nen) und auch reale Oper­a­tio­nen einge­bun­den. Ein eingeschifftes Kontin­gent von Sol­dat­en des franzö­sis­chen Heeres (samt Hub­schraubern und Gefechts­fahrzeu­gen) deckt auch TSK-gemein­same Aspek­te ab. Real­ität­sna­he, mod­ern­sten Ansprüchen genü­gende Aus­bil­dung ist also Trumpf. Überdies sind die Schiffe auch für einen ad-hoc Ein­satz zu human­itär­er Nothil­fe (nach Naturkatas­tro­phen) vor­bere­it­et und aus­gerüstet. Wie üblich nutzt die franzö­sis­che Rüs­tungsin­dus­trie die Reise auch, um bei Aus­lands­be­suchen in frem­den Häfen Pro­duk­te „zum Anfassen“ zu präsentieren.

Ein Schw­er­punkt der diesjähri­gen Aus­bil­dungsreise liegt auf Fes­ti­gung der Beziehun­gen und Inter­op­er­a­tions­fähigkeit­en mit britis­ch­er und US-amerikanis­ch­er Marine­in­fan­terie. Erst­mals wird der auch als „amphibis­che Ein­satz­gruppe“ betra­chtete Aus­bil­dungsver­band von Roy­al Marines und US Marines begleit­et. Auf der „Mis­tral“ sind dazu 60 britis­che Sol­dat­en (mit zwei Hub­schraubern Mer­lin Mk2) und fast 125 US Marines eingeschifft. Für sie sollen im Indis­chen Ozean und im Paz­i­fik geplante „größere amphibis­che Übun­gen“ Höhep­unk­te der Reise werden.

Die diesjährige Reise führt den Aus­bil­dungsver­band bis in den Paz­i­fik nach Japan und Guam. Nach dem Aus­laufen aus Toulon (28. Feb­ru­ar) geht es nach ersten Vorübun­gen und einem Besuch in Ägypten (?) durch den Suezkanal nach Dschibu­ti. Vor dem Horn von Afri­ka war der Aus­bil­dungsver­band in den let­zten Jahren regelmäßig für zwei bis drei Wochen in die EU Anti-Pira­terie-Oper­a­tion „Ata­lan­ta“ oder die multi­na­tionale Anti-Ter­ror-Oper­a­tion „Eundiring Free­dom“ eingebunden.

Der weit­ere Kurs führt dann durch das Ara­bis­che Meer und den Indik – mit Besuch in Sri Lan­ka – nach Südostasien, wo weit­ere Übun­gen mit regionalen Mari­nen und Besuche in Sin­ga­pur und Viet­nam auf dem Pro­gramm ste­hen. Ein Besuch und Übun­gen in Japan führen den Ver­band bis nach Ostasien, bevor es dann mit Süd­kurs in den West­paz­i­fik nach Guam geht, wo amphibis­che Übun­gen mit der US Navy geplant sind. Nach kurzem „Abstech­er“ bis vor Dar­win (Aus­tralien) nimmt der Ver­band dann allmäh­lich Kurs auf die Heimat. Mitte Juli wer­den „Mis­tral“, „Courbet“ und die Offizier­an­wärter wieder in Toulon zurück erwartet.

RUSSLAND
U‑Boot-Ret­tung hat bei der rus­sis­chen Marine nach der „Kursk“-Katastrophe einen hohen Stel­len­wert, und hier wird denn auch seit Jahren gezielt in die Zukun­ft investiert.

Man­gels kurzfristiger Ver­fügb­narkeit mod­ern­er eigen­er Ret­tungsys­teme sah man sich zunächst im west­lichen Aus­land um. Man erwarb ein in Schwe­den entwick­eltes und in Großbri­tan­nien pro­duziertes „Pan­ther Plus“, das bei der Balti­sachen Flotte auf einem U‑Bootrettungsschiff der KASH­TAN-Klasse instal­liert ist. In Kana­da wur­den zwei in bis zu 1.500m Tiefe ein­set­zbare Tief­see-Tauch­fahrzeuge ARS-600 bestellt. Natür­lich blick­te man aber auch auf eigene Pro­duk­te. Admi­ral­ty Ship­yards entwick­elte das 2016 in Dienst gestellte Ret­tungssys­tem „Bester‑1“, das bei der Paz­i­fik­flotte auf dem neuen U‑Bootrettungsschiff „Igor Belousov“ mit­ge­führt wird.

Im Dienst bei den Flot­ten befind­en sich aber schon seit Jahrzehn­ten auch vier U‑Bootrettungsfahrzeuge vom Typ „Priz“ (Pro­jekt 1855). Die aus ein­er Titan­legierung hergestell­ten, 13,5m lan­gen Fahrzeuge sollen bis zu 1.000m tief tauchen kön­nen und bieten Platz für bis zu 20 Per­so­n­en. Sie sollen sowohl beman­nt (4 Mann) als auch fer­nges­teuert ein­set­zbar sein.

Eines der „Priz“ war auch bei der „Kursk“-Havarie einge­set­zt, kon­nte hier aber nur „besichti­gen“ und nicht helfen. Schon seit Mitte der 1980er Jahre gab es Vorschläge zur Verbesserung der Andock­möglichkeit­en an ein havari­ertes U‑Boot, zu deren Real­isierung dann aber immer wieder das Geld fehlte.

Nun sind alle vier „Priz“ endlich doch grundüber­holt und mod­ernisiert. Sie erhiel­ten u.a. präzis­ere, von Spezial-Sonarg­eräten und TV-Kam­eras unter­stützte Steuer­sys­teme und verbesserte „lebenser­hal­tende Sys­teme“. Ver­mut­lich bedeutet diese For­mulierung, dass auch die bei voller Beset­zung mit 20 Geretteten bish­er mit 10 Stun­den angegebene „Über­leben­szeit“ deut­lich ver­längert wer­den kon­nte. Ins­ge­samt lasse sich mit den mod­ernisierten „Priz“ ein Ein­satz zur Suche nach einem havari­erten U‑Boot und Bergung von dessen Besatzung nun „erhe­blich effizien­ter“ durchführen.

Je ein „Priz“ ist nun wieder im aktiv­en Dienst bei Nord­flotte, Baltisch­er Flotte, Schwarzmeer­flotte und Paz­i­fik­flotte, wo die Tauch­fahrzeuge an Bord von U‑Bootrettungssschiffen z.B. der RUD­NIT­SKIY-Klasse mit­ge­führt wer­den. In einem let­zten Abnah­me­test soll das „Priz“ der Nord­flotte dem­nächst einen Tauch­gang bis an die max­i­male Tiefe von 1.000m durchführen.

SPANIEN
In den let­zten Jahren, bis 2015, war die spanis­che Marine regelmäßig in die vom US Africa Com­mand durchge­führte Ini­tia­tive „Africa Part­ner­ship Sta­tion“ (APS) eingebunden.

In diesem Jahr set­zt man bei der Präsenz vor West­afri­ka im Rah­men des „Plan de Diplo­ma­cia de la Defen­sa“ der Regierung offen­bar auf einen nationalen Allein­gang. Wie zuvor APS, zielt aber auch dieses nationale Vorhaben auf eine Verbesserung der Fähigkeit­en regionaler Mari­nen und Küstenwachen zu effek­tiv­en Mar­itime Secu­ri­ty Oper­a­tions in einem multi­na­tionalen Umfeld. Regionaler Schw­er­punkt ist der von Pira­terie bedro­hte Golf von Guinea.

Am 28. Feb­ru­ar lief das zur zur SERVI­O­LA-Klasse gehörende Off­shore Patrol Ves­sel „Vigia“ zu einem vier­monati­gen West­afri­ka-Ein­satz aus Cadiz aus. Wie im let­zten Jahr schon Schwest­er­schiff „Servi­o­la“, bleibt auch die „Vigia“ während der gesamten Dauer in die nationale Führung­sor­gan­i­sa­tion einge­bun­den und wird direkt aus dem heimatlichen Mar­itime Secu­ri­ty and Sur­veil­lance Com­mand (Man­do de Vig­i­lan­cia y Seguri­dad Mar­iti­ma) geführt.

Auf dem Pro­gramm ste­hen mehrere vom Vertei­di­gungsmin­is­teri­um, dem Gen­er­al­stab und der Marine organ­isierte Vorhaben und „Coop­er­a­tive Secu­ri­ty Oper­a­tions“, die in drei Phasen durchge­führt wer­den sollen. Phase 1 sieht den Tran­sit ins Ein­satzge­bi­et und erste Übun­gen mit den Mari­nen / Küstenwachen Mau­re­taniens und der Kapverdis­chen Inseln. In Phase 2 wird die „Vigia“ dann weit­er in den Golf von Guinea ver­legen und dort mehrere Wochen mit den Mari­nen Ghanas und Kameruns zusam­me­nar­beit­en bzw. Aus­bil­dung­sun­ter­stützung leis­ten. Zu Phase 3 geht es dann wieder in Rich­tung Heimat, aber auf dem Rück­marsch sind bei den Kapverdis­chen Inseln noch weit­ere Übun­gen geplant. Ein let­zter Besuch auf den Kanarischen Inseln soll den diesjähri­gen Afri­ka-Ein­satz der spanis­chen Marine abrun­den und beenden.