Dieser Artikel wird mit freundlicher Genehmigung der „MarineForum – Zeitschrift für maritime Fragen“ veröffentlicht.
Autor: Klaus Mommsen
Algerien ist größtes Land am Mittelmeer, ja sogar Afrikas. In der Antike kontrollierten Karthager, Griechen und Römer die von Berbern besiedelte Region, bis im 8. Jahrhundert die Araber auch dieses Gebiet eroberten, die Berberkönige nach deren Konvertierung zum Islam aber weiter als örtliche Herrscher im Amt ließen. Nach Vertreibung der Muslime von der Iberischen Halbinsel fasste Spanien zu Beginn des 16. Jahrhunderts Fuß an der algerischen Küste. Mehrere Enklaven, darunter Algier, Mers el Kebir und Oran gerieten unter spanische Kontrolle, aber nur wenige Jahre später mussten die Spanier einen Teil ihrer Eroberungen wieder den heranziehenden Osmanen überlassen.
In den kommenden fast 300 Jahren wechselte die Kontrolle über die Enklaven mehrfach zwischen Spanien und dem Osmanischen Reich, unter dessen Herrschaft sich Algier zur Piratenhochburg entwickelte. Osmanische Korsaren kontrollierten bald große Teile des westlichen Mittelmeeres, kaperten nicht nur Schiffe (zwischen 1609 und 1616 allein 466 englische Händler), sondern überfielen auch die Küsten Italiens, Spaniens und Frankreichs, verschleppten mehr als 1 Million Europäer in die Sklaverei. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts konnten die USA in zwei „Barbarenkriegen“ („Barbaren“ hergeleitet von „Berbern“) dem Treiben der Piraten Grenzen setzen.
1830 besetzte Frankreich zunächst Algier und eroberte schließlich das ganze Gebiet des heutigen Algerien. Zahlreiche Franzosen wanderten in die neue Kolonie aus, die Teil Frankreichs wurde. Bestrebungen zur nationalen Unabhängigkeit traten erst 1954 in den Vordergrund, als die „nationale Befreiungsfront“ (Front de Libération Nationale — FLN) einen Aufstand gegen die Kolonialherren begann. Nach vier Jahren blutigen Guerillakrieges stimmte der französische Präsident De Gaulle einem Volksentscheid zu, in dem sich die Bevölkerung mit überwältigender Mehrheit für eine völlige Loslösung von Frankreich aussprach. Am 1. Juli 1962 wurde die Unabhängigkeit ausgerufen. Sie sah eigentlich eine „enge Zusammenarbeit mit Frankreich“ vor, aber diese sollte nicht zustande kommen. Nach Massakern durch die FLN flohen binnen weniger Monate mehr als eine Million Menschen nach Frankreich; die frühere Kolonie war für Frankreich endgültig verloren.
Mit der Gründung des unabhängigen Algeriens wurden auch Streitkräfte aufgestellt, die von Beginn an ihre Rolle nicht nur in der Verteidigung gegen äußere Feinde (territorialer Konflikt mit Marokko) fanden, sondern vor allem auch innenpolitisches Machtinstrument waren. Zwar spielten „maritime Überlegungen“ bei der politischen Führung nur eine nachrangige Rolle, aber angesichts der strategischen Lage am westlichen Mittelmeer und fast genau 1.000 km Küstenlänge kam man nicht umhin, sofort auch eine Marine aufzustellen. Erste Einheiten wurden zwei zur Unabhängigkeit von Ägypten geschenkte frühere US-Minensucher (YMS). Sie wurden noch im Juli 1962 übernommen, aber nur ein Jahr später musste eines der Boote nach einer Havarie vor Algier abgeschrieben werden.
Schon der erste Präsident, FLN-Führer Ahmed Ben Bella, verstand den neuen Staat als sozialistische Volksrepublik mit straffer autoritärer Führung unter Einparteien-Herrschaft. Kaum verwunderlich, orientierte er sich bei seinen Rüstungsbeziehungen denn auch sofort zur Sowjetunion, daran änderte sich auch nichts, als sein Verteidigungsminister Houari Boumedienne ihn 1965 stürzte. Schon 1967 lieferte Moskau FK-Schnellboote KOMAR und Torpedoboote P‑6. Es folgten Minensucher T‑43, U‑Jagdboote SO‑1, weitere Torpedoboote und schließlich auch moderne FK-S-Boote OSA‑I.
Bis 1970 entstand so eine kleine Flotte mit mehr als 30 Einheiten, die ihre Heimat in an der ganzen Küste verteilten Stützpunkten fanden. Ohne seegestützte logistische Komponente, aber auch ohne wirkliches Verständnis der politischen Führer für maritime Aspekte, blieb die „auf dem Papier“ durchaus schlagkräftige Marine allerdings operativ auf das unmittelbare Küstenvorfeld begrenzt. Organisatorisch orientierte sie sich mit „Marineregionen“ an landgebundenen Aspekten; eine operative Gliederung (Typflottillen, Einsatzgruppen) gab es nicht.
In den 1970er Jahren entstanden auch eine Küstenwache und eine See-Zollbehörde; beide wurden (mit Hauptquartier in Annaba) dem Marinebefehlshaber unterstellt – und damit im Gegensatz zu anderen Ländern Teil der Streitkräfte. Überraschenderweise wurden ihre Fahrzeuge aber nicht in der Sowjetunion beschafft. So erwarb die Küstenwache in Italien sechs 30-m-Boote der MANGUSTA-Klasse sowie zehn weitere kleinere (20 m) Wachboote. Daneben begann Anfang der 1980er Jahre der Eigenbau kleiner 10-m-Boote.
Auch bei Flugzeugen orientierte man sich abseits der UdSSR. Die auch für Seeraumüberwachung zuständige algerische Luftwaffe beschaffte drei niederländische Aufklärungsflugzeuge Fokker F‑27 sowie aus den USA zwei Super King Air. Aus der Sowjetunion kam dann aber wieder ein Landungsschiff POLNOCNY (1976), dessen Aufgaben sich aber trotz des Vorhandenseins einer kleinen Marineinfanterie (Bataillonsstärke) meist auf Versorgungsfahrten entlang der Küste beschränkten. Die Lieferung von neun modernen FK-Schnellbooten OSA-II (ab 1977) sollte die Schlagkraft der Marine erhöhen, aber mit den Booten gab es schnell Probleme. Sie waren nur wenig seetüchtig, und ihre Dieselmotoren erwiesen sich als nicht standfest. Schon bald fragte man angeblich bei der deutschen MTU zu neuen Dieselmotoren nach.
Der Tod von Präsident Boumedienne (1978) änderte nichts an der sozialistisch geprägten Einparteien-Diktatur. Nachfolger Chadli Bendjedid pflegte weiterhin enge Kontakte zur Sowjetunion, und diese honorierte das zwischen 1982 und 1984 mit der Lieferung von drei Fregatten KONI, drei Korvetten NANUCHKA und zwei U‑Booten ROMEO. Vermutlich in dieser Zeit wurden auch mobile Küsten-FK-Batterien SSC‑3 geliefert.
Mit den größeren Kampfschiffen und den U‑Booten war der operative Radius der inzwischen auf 3.800 Mann angewachsenen Marine nun deutlich erweitert, aber die neuen Möglichkeiten wurden nicht wirklich genutzt; nur selten zeigten sich die Schiffe außerhalb der eigenen Küstengewässer. Zwar gehörte zum offiziellen Auftrag auch die „Kontrolle“ der vor Algerien im Mittelmeer verlaufenden Seeverkehrswege, aber in der Praxis begnügte man sich doch mit der Überwachung von Häfen, Küste und Territorialgewässern. Hauptaufgabe blieb (neben hoheitlichen Aufgaben) die bedarfsweise Unterstützung der anderen beiden Teilstreitkräfte, die wie überall in der Nah-/Mittelost-Region auch in Algerien deutliche Priorität hatten. Noch bis in die 1990er Jahre hinein hatte der Marinebefehlshaber auch nur den Rang eines Oberst.
Nur ein einziges Landungsschiff war entschieden zu wenig; war es nicht einsatzklar (Instandsetzung), fehlte jede Redundanz. So wurden denn auch weitere Landungsschiffe bestellt, allerdings nicht in der Sowjetunion. Vielleicht waren die POLNOCNY (1.100 ts) zu klein und andere im Ostblock gebaute Schiffe wie ROPUCHA (4.000 ts) zu groß; vielleicht war man auch mit der Qualität der bislang aus der Sowjetunion gelieferten Schiffe und Boote nicht völlig zufrieden und wollte Alternativen aufbauen. Jedenfalls wurden zwei 2.100-ts-Landungsschiffe bei der britischen Brooke Marine in Auftrag gegeben. KALAAT BENI HAMMAD und KALAAT BENI RACHED wurden 1984 in Dienst gestellt.
Ausgerüstet mit Bug- und Heckrampe sowie Hubschrauber-Landedeck erfüllen auch sie seitdem vornehmlich logistische Aufgaben, dienen daneben auch als Schulschiffe.
Brooke Marine baute darüber hinaus auch 37-m-Küstenwachboote der KEBIR-Klasse. Einem ersten Los von sechs Booten folgten später weitere 12, die zum Teil auch mit britischer Werfthilfe in Algerien gebaut wurden. Aus Japan kam ein kleines (200 ts) Boot für hydrografische Vermessungen, und für die Zollbehörde wurden kleine Wachboote bei der britischen Watercraft bestellt. 1983 begann in Mers el Kebir auf der Basis bulgarischer Baupläne der Eigenbau von 500-ts FK-Korvetten vom Typ C‑58. Angeblich waren sechs Boote geplant, aber das Projekt kam nur zögernd voran, und schließlich ging wohl auch das Geld aus. Das zweite Boot benötigte fünf Jahre bis zum Stapellauf, und mit Indienststellung des dritten Bootes wurde das Vorhaben 1993 eingefroren.
Gänzlich auf sowjetische Erzeugnisse verzichten wollte man dann aber doch nicht. 1987/88 lieferte Moskau noch zwei moderne U‑Boote der KILO-Klasse. In dieser Zeit zwangen Massenproteste Präsident Bendjedid zur Aufgabe der Einparteien-Herrschaft. Während in Algerien nun politische Opposition zugelassen war, zerfiel die Sowjetunion. Mit dem Nachfolger Russland tat man sich erst einmal schwer. Zwar schickte man die beiden KILO U‑Boote noch zu einer routinemäßig fälligen Grundüberholung nach St. Petersburg, aber die Arbeiten dort dauerten doppelt so lange wie geplant.
Einmal mehr sah man sich nach anderen Rüstungslieferanten um. 1990/91 erhielt die Küstenwache aus China Wachboote einer HAINAN-Variante, und die Marine bezog von dort einen kleinen Versorger. Man suchte Kontakte zu Italien, war wohl an Fregatten der LUPO-Klasse oder FK-Korvetten interessiert, aber das Geschäft kam nicht zustande. Wahrscheinlich fehlte trotz Ölreichtums das Geld. Überdies mehrten sich nun auch innenpolitische Probleme. 1992 stürzten islamische Extremisten das Land in einen zehnjährigen Bürgerkrieg.
Bei noch gewachsener Priorität für die nun im inneren Konflikt geforderten anderen Teilstreitkräfte, sah sich die Marine mit zunehmendem materiellem Verfall konfrontiert. Vor allem Motorenprobleme mit den ex-sowjetischen Einheiten häuften sich. 1997 schickte man eine erste Fregatte KONI und Korvette NANUCHKA zu einer Grundüberholung und Modernisierung nach Russland in die Ostsee. Vier Jahre benötigte das russische Marinearsenal in Kronshtadt; erst 2001 kehrten die beiden Einheiten zurück. Schwesterschiffe sollten eigentlich direkt folgen, aber im (angeblichen) Streit um die Qualität der Arbeit und deren Bezahlung gab es erst einmal eine mehrjährige Pause. Erst 2007 verlegten die nächsten Einheiten in die Ostsee.
Innenpolitisch blieb die „Demokratisierung“ begrenzt. Der Präsident hielt die Zügel nach wie vor fest in der Hand und nutzte die Streitkräfte auch weiterhin als Instrument zur Wahrung seiner Herrschaft. Allmählich aber zeigten politischer Wandel, Ende des Bürgerkrieges und schließlich auch steigende Ölpreise Wirkung. Die Modernisierung der Streitkräfte nahm wieder Fahrt auf, und auch für die vernachlässigte Marine zeigte sich „Licht am Ende des Tunnels“.
Unter wieder weitgehend normalisierten Beziehungen zu Russland wurden KONI und NANUCHKA weiterhin in Kronshtadt überholt und modernisiert, auch wenn die Arbeiten dort unverändert sehr lange dauerten. Auch das zweite „Paar“ kehrte erst nach vier Jahren nach Algerien zurück. Die jeweils dritte (letzte) KONI und NANUCHKA verlegten Ende 2012 in die Ostsee; sie liegen noch heute in Kronshtadt.
2006 wurde man sich mit der russischen Admiralitätswerft über eine weitere Grundinstandsetzung der beiden U‑Boote KILO einig – und bestellte sogar noch im gleichen Jahr zwei U‑Boote der moderneren KILO-II-Klasse, die 2010/11 geliefert wurden. 2014 wurde schließlich noch ein drittes U‑Boot-Paar (erneut KILO-II) bestellt, das 2018 fertig sein soll. Auch aus China kam noch einmal Verstärkung. Mit dem 5.500 ts großen Schulschiff SOUMMAM erhielt die algerische Marine 2006 ihre bisher größte Einheit.
Im 2001 beginnenden „Krieg gegen den Terror“ orientierte sich Algerien zunehmend über das Mittelmeer nach Europa, wurde Mitglied des „Mediterranean Dialogue“, bot sich als Regionalpartner an und nahm vermehrt an multinationalen Übungen teil. Hilfreich war dabei auch ein erkennbares Bemühen, die Flut illegaler afrikanischer Migranten über das Mittelmeer nach Europa einzudämmen. Nach mehr als 40 Jahren gab es auch wieder Annäherung an die frühere Kolonialmacht Frankreich. 2008 vereinbarten beide Marinen jährliche gemeinsame Übungen zu Maritime Security Operations (Terrorismus, Drogen- und Waffenhandel, illegale Migration, Piraterie), Search & Rescue (SAR) und Umweltschutz.
Sicher auch wegen des zügigen Aufbaus einer hochseefähigen Flotte beim Nachbarn Marokko richtete sich der Blick nun auch über die Küstengewässer hinaus auf die Hohe See. Deutliche Erhöhung der Öl- und Gasförderung spülte zusätzliche Mittel auch in den Verteidigungshaushalt – und schuf Freiräume, die Abhängigkeiten von billiger aber anfälliger russischer Technologie zu beenden und in Europa qualitativ hochwertige westliche Systeme zu suchen.
Ausgenommen blieben zumindest vorerst U‑Boote; hier war man mit dem Preis- Leistungs-Verhältnis der russischen KILO-Klasse offenbar sehr zufrieden. Russland hofft wohl auch schon auf weitere Anschlussaufträge – über die bestellten und derzeit gebauten KILO-II-Klasse hinaus. Als im September dieses Jahres ein brandneues russisches U‑Boot KILO-III durch das Mittelmeer zur Schwarzmeerflotte verlegte, präsentierte die russische Marine bei einem überraschenden Kurzbesuch in Oran ihr neues Produkt sofort auch „zum Anfassen“.
Ein erster Rüstungsauftrag ging nach Frankreich. 2007 berichten Medien zunächst über eine geplante Bestellung von Küstenwachbooten in Russland, aber noch im gleichen Jahr wurden dann bei der französischen OCEA (St. Nazaire) insgesamt 20 Wachboote vom Typ FPB 98 in Auftrag gegeben. Schon im Sommer 2011 war der Auftrag erfüllt, wurde das letzte der nach Fixsternen benannten 31-m-Boote übernommen.
Hohe Priorität hatten seit Jahren ein Hochseeversorger und ein größeres amphibisches Schiff. Nach Marktsichtung entschied man sich, beide Projekte in einem einzigen Multifunktions-Schiff zu bündeln. 2011 erhielt die italienische Fincantieri den Auftrag zum Bau des „Landing and Logistical Support Vessel“: Designbasis war das in den 1980er Jahren für die italienische Marine gebaute Docklandungsschiff SAN GIORGIOin seiner Ausrüstung natürlich der heutigen Technologie angepasst.
Im September 2014 wurde die KALAAT BENI ABBES geliefert. Ihr Flugdeck bietet zwei Landeflächen für schwere Transporthubschrauber; im Hangar können fünf weitere solche Hubschrauber untergebracht werden; in Davits werden drei Landungsboote mitgeführt. An Bord findet sich Platz für 440 eingeschiffte Soldaten samt Fahrzeugen und Ausrüstung.
Neben logistischen Transportfahrten und amphibischen Operationen kann der Neubau auch als Plattform für Kommandounternehmen, als Führungsschiff in TSK-gemeinsamen Operationen, bei humanitären Hilfseinsätzen (50-Betten-Hospital) oder auch als Schulschiff dienen.
Ganz oben auf der Wunschliste standen aber neue, hochseefähige Kampfschiffe. Auch hier gingen Experten zunächst noch von einer Bestellung in Russland aus, und Medien meldeten auch schon unterschriftsreife Verträge über FK-Korvetten der TIGR-Klasse (Exportversion der russischen STEREGUSHCHIY-Klasse). 2011 wurden diese Pläne still und heimlich begraben – und 2012 dann überraschend eine „Doppelbestellung“ in Deutschland und China verkündet. Die deutsche TKMS baut zurzeit in Kiel zwei Fregatten Typ MEKO A‑200ALG (für die in Großbritannien auch gleich Bordhubschrauber Super Lynx bestellt wurden).
Die Schiffe entsprechen in ihren Abmessungen weitgehend den für Südafrika gebauten MEKO A‑200SAN (121 m; 3.600 ts), aber zu Bewaffnung und Ausrüstung gibt es noch keine Informationen. Das erste Schiff hat in Kiel mit Probefahrten begonnen und soll 2016 fertig sein.
Parallel zu den deutschen MEKO lässt Algerien bei der chinesischen Hudong-Zhonghua in Schanghai drei Mehrzweckkorvetten vom Typ C28A (120 m; 2.880 ts) bauen. Alle drei sollen schon 2015 geliefert werden; die ADHAFER (920) wurde als erstes Schiff im Oktober auch bereits auf Überführungsfahrt gemeldet. Die Bewaffnung – u.a. Seeziel-FK C‑802 und Flugabwehr-FK HQ‑7 – ist rein chinesischen Ursprungs, aber bei der Ausrüstung setzt die algerische Marine auch auf westliche Systeme. So wurde als Hauptradar ein Thales-Gerät gewählt.
Als Teil der Erneuerung der Flotte ist schließlich noch die Beschaffung von drei in Norwegen gebauten Offshore Support- Schiffen eines zivilen Designs zu nennen. Sie sind in Algiers, Oran und Skidka stationiert und werden von dort aus in der Küstenvorfeldüberwachung und als SAR-Schiffe bzw. Bergeschiffe eingesetzt. Nach Beschaffung der 20 OCEA-Wachboote in Frankreich erweitern sie den operativen Radius der algerischen Marine in diesen Einsatzrollen weit auf die Hohe See bis an die Grenzen der 200-sm-Wirtschaftszone und notfalls auch darüber hinaus.
Ein bei der spanischen Navantia durchgeführter Mid-Life Update der beiden KALAAT BENI HAMMAD-Landungsschiffe soll den Erhalt der Transportfähigkeit entlang der Küste sicherstellen. Zur weiteren Verbesserung der Möglichkeiten zur Küstenvorfeldüberwachung werden in Mers el Kebir weitere Wachboote der KEBIR-Klasse gebaut und nun wohl auch eine Marinefliegerkomponente aufgestellt. Für letztere hat die britische AgustaWestland auch schon sechs SAR-Hubschrauber AW-101 geliefert; dazu kommen dann noch die für die neuen Korvetten/Fregatten bestellten Hubschrauber Super Lynx. In Mers-el Kebir wurde auch der eingestellte Eigenbau von FK-Korvetten C58 AL KIRCH wieder aufgenommen; ein erstes Fahrzeug (etwas länger als die älteren Boote) soll „fast fertig“ sein.
Für die Zukunft finden sich – jeweils als Optionen auch schon vertraglich vorgemerkt – weitere deutsche MEKO-Fregatten und chinesische Korvetten C28A sowie ein zweites Docklandungsschiff auf der Wunschliste der algerischen Marine. Auch die Schaffung einer Minenabwehr-Komponente steht offenbar auf der Agenda. Bei der italienischen Intermarine soll bereits ein modernes Minenjagdboot bestellt sein (mit Option auf noch ein zweites Boot). Was von diesen Schiffen und Booten letztendlich beschafft wird, bleibt allerdings abzuwarten.
Die algerische Marine ist insgesamt auf gutem Weg in die Zukunft. Erkannte Defizite werden beseitigt, und mit modernen hochseefähigen Kampfschiffen richtet sich der Blick zumindest „auf dem Papier“ über die eigenen Küstengewässer hinaus auf die Hohe See und auf Kooperation mit europäischen Mittelmeermarinen. All dies darf jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass die algerische Marine (inzwischen etwa 7.500 Mann stark) auch mittelfristig eine Küstenschutzmarine mit begrenzter Reichweite bleiben wird, die sich operativ weitgehend auf Patrouillenfahrten entlang der Küste im Rahmen der Bekämpfung von Terrorismus, Schmuggel und Migration beschränkt.