MarineForum vom 27. Januar 2013

PIRATERIE (Fortschrei­bung)

 Somalia

In der abge­laufe­nen Woche gab vor dem Horn von Afri­ka, im Ara­bis­chen Meer und im Soma­li­abeck­en kein­er­lei (ver­suchte) Über­fälle, ja offen­bar wur­den nicht ein­mal (ver­meintliche) Pirat­en in See gesichtet. Am 25. Jan­u­ar kon­nte die franzö­sis­che Fre­gat­te SURCOUF zwölf mut­maßliche Pirat­en den Behör­den von Mau­ri­tius übergeben. Die Män­ner waren am 5. Jan­u­ar im Soma­li­abeck­en nach ein­er ver­sucht­en, von einem eingeschifften bewaffneten Sicher­heit­steam abgewehrten Kape­rung des Frachters TUPI MAIDEN in ein­er koor­dinierten Aktion von NATO und EU Nav­For ergrif­f­en worden.

 

West­afri­ka

Ein neuer Fall von Pira­terie wird aus dem Golf von Guinea gemeldet. Auf der Reede vor Abid­jan (Elfen­beinküste) kaperten Pirat­en am 17. Jan­u­ar den Pro­duk­ten­tanker ITRI (Flagge: Pana­ma) und ent­führten das Schiff samt seinen 16 Mann Besatzung. Vier Tage später wurde die ITRI wieder freige­lassen. Ihre Ladung von 5.000 t Kerosin hat­ten die Pirat­en allerd­ings kom­plett abgepumpt. Die Besatzung war während­dessen in einem Raum eingeschlossen wor­den; alle 16 Män­ner sollen die Kape­rung unversehrt über­standen haben.

Der Über­fall rei­ht sich in eine Serie ähn­lich­er Vor­fälle ein, bei denen es den Pirat­en primär um die Ladung von Schif­f­en geht. Schiff­sent­führun­gen mit nach­fol­gen­den Lösegeld­ver­hand­lun­gen sind vor West­afri­ka sehr sel­ten. Es gibt kein Sank­tu­ar­i­um, in dem Pirat­en Schiffe ungestört von staatlichen Sicher­heit­skräften vor Anker leg­en kön­nen. Gele­gentlich wer­den allerd­ings einzelne Besatzungsmit­glieder mit dem Ziel der Lösegelder­pres­sung von Schif­f­en entführt.

Aktuelle Entwick­lun­gen bei Einsatzkräften

Die 12. chi­ne­sis­che Ein­satz­gruppe (Fre­gat­ten YIYANG und CHANGZHOU, Flot­ten­ver­sorg­er QIANDAO HU) hat mit Rück­kehr in den Heimat­stützpunkt bei Zhoushan ihren Ein­satz abgeschlossen.

Am 20. Jan­u­ar hat die 24. iranis­che Ein­satz­gruppe (O‑Ton: „Flotte“) Ban­dar Abbas mit Kurs auf den Golf von Aden ver­lassen. Der Ein­satz der leicht­en Fre­gat­te („Zer­stör­er“, auch „Kreuzer“) SABALAN und Ver­sorg­er („Hub­schrauberträger“) KHARG soll ins­ge­samt drei Monate dauern, wobei die iranis­che Marine­führung Abstech­er ins Mit­telmeer (wahrschein­lich Besuch in Syrien) und bis nach Südostasien angekündigt hat.

Eben­falls am 20. Jan­u­ar ist die nieder­ländis­che Fre­gat­te DE RUYTER aus Den Helder in Rich­tung Horn von Afri­ka aus­ge­laufen. Das Schiff soll sich der EU Nav­For in Oper­a­tion „Ata­lan­ta“ anschließen. Zum allerersten Mal ist ein­er der neuen Marine­hub­schrauber NH-90 zu einem oper­a­tiv­en Ein­satz eingeschifft.

.….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….

 

  ARGENTINIEN

Aus­gerech­net zu ein­er Zeit, da die argen­tinis­che Regierung den Falk­land-Kon­flikt zumin­d­est poli­tisch neu belebt, ste­ht die Marine in der Öffentlichkeit „dumm da“.

Zu den Vet­er­a­nen des Falk­land-Kriegs gehört auch der FK-Zer­stör­er SANTISIMA TRINIDAD. Das Schiff des britis­chen TYPE 42 war 1981 als Lizenzbau der AFNE (Rio San­ti­a­go) in Dienst gestellt wor­den; weniger als ein Jahr später nahm es als damals mod­ern­stes Kampf­schiff der argen­tinis­chen Marine in Führungs­funk­tio­nen am Krieg im Südat­lantik teil. Nach nur 23 Dien­st­jahren wurde der Zer­stör­er 2004 aus­ge­mustert und einge­mot­tet. An der Pier des Marinestützpunk­tes Puer­to Bel­gra­no diente das Schiff seit­dem als Ersatzteil­lager zur Indi­en­sthal­tung von Schwest­er­schiff HERCULES, war daneben seit 2006 aber auch Muse­umss­chiff für den Falklandkrieg.

Am 21. Jan­u­ar melde­ten erste örtliche Medi­en, das Schiff habe Schlag­seite, dro­he nach einem Wassere­in­bruch an der Pier zu sinken. Ver­suche den Wassere­in­bruch unter Kon­trolle zu bekom­men, blieben eben­so erfol­g­los wie das Bemühen längs­seits gehen­der ander­er Schiffe, es auf eben­em Kiel zu hal­ten und in sein­er Lage zu sta­bil­isieren. Zwei Tage später zeigten Fotos in Inter­net-Blogs den an der Pier geken­terten Zerstörer.

Die poli­tis­che Oppo­si­tion sieht in der Havarie im Hafen nur einen neuer­lichen Beweis für den Nieder­gang der einst so stolzen Flotte. Vertei­di­gungsmin­is­ter Arturo Puri­cel­li wies allerd­ings sofort Unter­stel­lun­gen zurück, dass Kürzun­gen bei den Haushaltsmit­teln für Wartung und Instand­set­zung ursäch­lich seien. Anson­sten gibt sich der Vertei­di­gungsmin­is­ter allerd­ings beschämt. „Wie soll ich der Präsi­dentin das Sinken eines Kriegss­chiffes im Stützpunkt an der Pier erk­lären? Dafür muss mir die Marine eine überzeu­gende Erk­lärung liefern!“

Eine Unter­suchungskom­mis­sion soll nun den Her­gang klären. Ange­blich soll der Bruch ein­er See­wass­er-Küh­lleitung den Unter­gang der SANTISIMA TRINIDAD verur­sacht haben, aber dies scheint wenig glaub­haft. Solche Leitun­gen haben grund­sät­zlich auch Absper­rven­tile, und warum soll es in drei Tagen nicht gelun­gen sein, die Leitung zu sper­ren, den Zufluss zu block­ieren und die betrof­fene Abteilung abzuschot­ten? Kriegss­chiffe sind baulich dafür aus­gelegt, einen örtlich begren­zten Wassere­in­bruch zu verkraften. Wahrschein­lich­er sind da schon Gerüchte, dass der Rumpf durchgerostet sei. Dies würde dann tat­säch­lich für erhe­bliche Defizite bei tech­nis­ch­er Überwachung/Kontrolle und Wartungs­de­fizite sprechen. Der Min­is­ter will aber natür­lich auch „Sab­o­tage“ nicht ausschließen.

Die poli­tis­che Oppo­si­tion nutzt der­weil die Gele­gen­heit, den bekla­genswerten Zus­tand der „völ­lig unter­fi­nanzierten“ argen­tinis­chen Flotte zu the­ma­tisieren. Von 70 Schif­f­en seien derzeit nur 16 seefähig. Unter solchen Bedin­gun­gen sei eine „Rück­gewin­nung der Islas Malv­inas“ (Falk­lands) illu­sorisch. Zwar habe es in den ver­gan­genen Jahren mehr Geld für die Stre­itkräfte gegeben, aber dies hätte primär dazu gedi­ent, Gehäl­ter zu erhöhen. Für Wartung und Instand­hal­tung oder gar Investierung in materielle Mod­ernisierung sei prak­tisch kein Geld vorhan­den. Selb­st die Reparatur des 2007 bei einem Feuer beschädigten Eis­brech­ers ALMIRANTE IRIZAR habe bis heute nicht abgeschlossen wer­den können.

.….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….

 

 DÄNEMARK

Nun tren­nt sich die dänis­che Marine doch endgültig von ihren drei Eisbrechern.

Das mag angesichts ger­ade erst erk­lärter neuer Pri­or­ität für Oper­a­tio­nen in der Ark­tis ver­wun­dern, ist unter wirtschaftlichen Gesicht­spunk­ten aber dur­chaus vertret­bar. In ark­tis­chen Gewässern kamen die drei Schiffe näm­lich in ihrer Haup­trol­le nie zum Ein­satz; nur gele­gentlich führten sie in den Som­mer­monat­en Forschungs- und Ver­mes­sungs­fahrten vor Grön­land durch. Beschafft wor­den waren sie speziell für den Win­ter-Eis­di­enst in den Gewässern des Mutterlandes.

Dieser Eis­di­enst geht bis ins späte 19. Jahrhun­dert zurück, als Regierung und dänis­che Eisen­bah­nge­sellschaft erste Eis­brech­er char­terten, um den lebenswichti­gen Fährverkehr über den Großen Belt aufrecht zu erhal­ten. 1922 wurde der Auf­trag auf eine geset­zliche Basis gestellt, aber zunächst war noch das Indus­trie-/Han­delsmin­is­teri­um zuständig. Erst in den 1990er Jahren wech­selte die Ver­ant­wor­tung zum Vertei­di­gungsmin­is­teri­um, das dann das Oper­a­tive Kom­man­do der Seestre­itkräfte (SOK — Soevær­nets Oper­a­tive Kom­man­do) mit Organ­i­sa­tion und Durch­führung beauf­tragte. Seit­dem ist das SOK für die Sich­er­stel­lung des Schiffsverkehrs durch die dänis­chen Meeren­gen zuständig.

Zwei der drei Eis­brech­er sind schon Vet­er­a­nen. DANBJOERN und ISBJOERN, die bei­den bei der Odense Steel Ship­yard gebaut­en 75m (3.700 ts) Schiffe der DAN­BJO­ERN-Klasse, sind schon seit 1965/66 zwis­chen den dänis­chen Inseln in Dienst. In den 1980-er Jahren wurde mit der THORBJOERN noch ein drit­ter, mit 57m (1.600 ts) kleiner­er Eis­brech­er gebaut. Zunächst wur­den alle drei Schiffe noch – wenn auch schon mit Marinebe­satzung – vom Indus­trie-/Han­delsmin­is­teri­um betrieben, bevor sie dann im Jan­u­ar 1996 der Marine unter­stellt wur­den. Sie erhiel­ten sog­ar offizielle Mari­nenum­mern (A‑551 bis A‑553), die allerd­ings nicht auf den Rumpf aufge­malt sind.

Das nun­mehr offiziell verkün­dete Ende ihrer Dien­stzeit kommt nicht wirk­lich über­raschend. Schon seit Jahren waren die Schiffe dem Vertei­di­gungsmin­is­teri­um ein Dorn im Auge. Sie lagen den größten Teil des Jahres untätig im Stützpunkt an der Pier. Instand­hal­tung und Wartung der alten Schiffe für eine bloße „Bere­itschaft“ wurde immer teur­er – und nach einem „let­zten“ harten Win­ter 1995/96 wur­den die drei Eis­brech­er auch in ihrer Hoch­sai­son kaum wirk­lich benötigt. 2009 hat­te der Vertei­di­gungs­plan bere­its ihre Aus­musterung angekündigt. Der über­raschend harte Win­ter 2010/11 kippte diese Pla­nung. Ohne vorhan­dene Alter­na­tive waren die drei Schiffe plöt­zlich doch noch ein­mal gefragt.

Nun aber ste­hen endgültig vor der Aus­musterung. Mit Ende dieser Win­ter­sai­son geht der Eis­di­enst offiziell in die Ver­ant­wor­tung von Küsten­häfen und pri­vat­en Betreibern über. Die drei „Bären“ sollen dann über eine Auk­tion des Mate­ri­alkom­man­dos der dänis­chen Stre­itkräfte meist­bi­etend verkauft wer­den. Dabei ist grund­sät­zlich nicht auszuschließen, dass das eine oder andere Schiff in den Besitz ein­er der Betreiberge­sellschaften wech­selt — um dann wie gewohnt auch im näch­sten Win­ter wieder die Seev­erkehr­swege in Sund und Bel­ten frei zu halten.

.….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….

 

 FRANKREICH

Der aktuelle Kon­flikt in Mali find­et zwar tief im Bin­nen­land, fernab aller Küsten statt, aber auch die franzö­sis­che Marine ist in die nationale Oper­a­tion „Ser­al“ eingebunden.

So fliegen Seefer­naufk­lär­er Altantique‑2 regelmäßig Aufk­lärung­sein­sätze über den Rebel­lenge­bi­eten. Im Front­bere­ich wer­den die Marine­flugzeuge auch für die Gewin­nung von Ziel­d­at­en und deren Über­mit­tlung an die Boden­trup­pen bzw. an die für die Ein­satzko­or­dinierung von Jagdbombern und Kampfhub­schraubern zuständi­gen Gefechtsstände genutzt.

Daneben kommt aber tat­säch­lich auch eine schwim­mende Ein­heit zum Ein­satz. Der Hub­schrauberträger DIXMUDE (MIS­TRAL-Klasse) nahm in Toulon Ele­mente ein­er TSK-gemein­samen tak­tis­chen Ein­satz­gruppe (GTIA — Groupe­ment Tac­tique Inter-Armées) in Batail­lon­sstärke an Bord. Neben Sol­dat­en und deren Aus­rüs­tung gehörten dazu zahlre­iche Fahrzeuge incl. Rad­panz­er AMX 10RC. Dock­teil, Hangars und Flugdeck des Schiffes sind gut gefüllt.

Am 21. Jan­u­ar ver­ließ die DIXMUDE Toulon mit Kurs auf die west­afrikanis­che Küste. Beobachter gehen über­wiegend von Abid­jan (Elfen­beinküste) als Ziel­hafen aus, aber auch Dakar (Sene­gal) scheint möglich. Von bei­den Häfen wären es dann etwa 800 km Über­land­trans­port bis in die Ein­satzge­bi­ete in Mali.

Der Tran­sit über See ist für die eingeschifften Sol­dat­en nicht nur „Kreuz­fahrt“. Auf dem Marsch wer­den Fahrzeuge und Gerät noch ein­mal aus­giebig gewartet, über Satel­li­te­nan­bindung wer­den laufend oper­a­tive und tak­tis­che Lage­in­for­ma­tio­nen aus dem Ein­satzge­bi­et über­mit­telt und auf deren Basis Oper­a­tionspläne aktu­al­isiert; die GTIA imple­men­tiert auch schon ihre Führungsstruk­turen, und die Sol­dat­en bere­it­en sich in einem bre­it angelegten Phys­i­cal Fit­ness-Pro­gramm und mit zahlre­ichen Brief­in­gs auf ihren Ein­satz vor.

Die kurzfristig befoh­lene Ver­legung der DIXMUDE ist das erste Mal, dass ein­er der Hub­schrauberträger der MIS­TRAL-Klasse in ein­er solchen strate­gis­chen Trans­portrolle zum Ein­satz kommt. Die franzö­sis­che Marine betont, dass die Nutzung ein­er „strate­gis­chen Route in ein Kriegs­ge­bi­et“ aber von Beginn an ein­er der Haupt­gründe für die Beschaf­fung der Schiffe der MIS­TRAL-Klasse war. Nicht von unge­fähr wer­den die Hub­schrauberträger ja offiziell als BPC „Bâti­ment de Pro­jec­tion et de Com­man­de­ment” (Schiffe für Macht­pro­jek­tion und Führung) bezeichnet.

.….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….

 

 IRAN (Fortschrei­bung)

Im Kon­flikt um das (ver­mut­lich mil­itärische) Atom­pro­gramm lässt der Iran nach wie vor kein­er­lei Bere­itschaft zu einem Kom­pro­miss erken­nen. Auch der jüng­ste Besuch ein­er Del­e­ga­tion der Inter­na­tionalen Atom-Energiebe­hörde IAEA in Teheran blieb ohne Ergeb­nis. Sowohl der wieder gewählte israelis­che Pre­mier­min­is­ter Netanyahu als auch der desig­nierte neue US Außen­min­is­ter John Ker­ry haben in dieser Woche noch ein­mal ihre Entschlossen­heit zur „Ver­hin­derung eines nuk­lear bewaffneten Iran“ bekräftigt. Den­noch spricht derzeit weit­er­hin nichts für eine baldige „Wahrnehmung mil­itärisch­er Optio­nen“. EU und USA (und damit mehr oder weniger notge­drun­gen auch Israel) wer­den zunächst auf die ver­hängten Sank­tio­nen set­zen und hof­fen, dass zunehmende wirtschaftliche Prob­leme und inter­na­tionale Isolierung den Iran allmäh­lich zu einem Ein­lenken bewegen.

Die aktuelle mil­itärische Lage bleibt unverän­dert ruhig. Die US Navy hat mit der JOHN C. STENNIS weit­er­hin nur einen einzi­gen Flugzeugträger sowie mit der PELELIU auch nur eine amphibis­che Ein­satz­gruppe in der Region präsent. Daran soll sich bis min­destens Ende Feb­ru­ar (Rück­kehr der EISENHOWER) auch nichts ändern. Vor der US Atlantikküste set­zt die Car­ri­er Strike Group um den Flugzeugträger HARRY S. TRUMAN mit ein­er „Com­pos­ite Train­ing Unit Exer­cise” (COMPTUEX) die oper­a­tive Vor­bere­itung auf ihren rou­tinemäßi­gen Ein­satz in der Region fort. Der Flugzeugträger soll „im Früh­ling“ ver­legen. In die HARRY S. TRUMAN Car­ri­er Strike Group wird zeitweise auch die deutsche Fre­gat­te HAMBURG inte­gri­ert sein.

Am 21. Jan­u­ar traf das oman­is­che Lan­dungss­chiff NASR AL-BAHR (Typ algerische KALAAT) zu einem geplanten Hafenbe­such in Ban­dar Abbas (Iran) ein. Im Rah­men des Besuch­es ist auch eine kurze Seenotret­tungsübung mit Ein­heit­en der iranis­chen Marine geplant. Der Besuch erfol­gt im Rah­men eines im August 2009 zwis­chen Oman und Iran abgeschlosse­nen „bilat­eralen Sicherheitsabkommens“.

.….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….

 

 RUSSLAND (Fortschrei­bung)

Am 19. Jan­u­ar verkün­dete der rus­sis­che Gen­er­al­stab öffentlich den Beginn des „größten See­manövers der let­zten Jahrzehnte“.

Die bis zum 29. Jan­u­ar dauern­den Übun­gen wür­den direkt aus dem Gen­er­al­stab vom Stv. Gen­er­al­stab­schef GenOberst Alexan­der Post­nikov geführt. Als See­be­fehlshaber sei der Stv. Marinebe­fehlshaber, RAdm Leonid Sukhanov, auf dem Kreuzer MOSKVA eingeschifft. Erk­lärtes Übungsziel ist die Verbesserung der „Inter­op­er­abil­ität von Ein­satz­grup­pen ver­schieden­er Flot­ten und ander­er Teil­stre­itkräfte in ein­er ent­fer­n­ten mar­iti­men Zone“.

Ins­ge­samt 23 Kriegs- und Hil­f­ss­chiffe von Schwarzmeer­flotte, Nord­flotte und Baltisch­er Flotte (Paz­i­fik­flotte wurde nicht mehr erwäh­nt) wür­den sich an den „mehr als 60“ Teil-Übun­gen (Seri­als) im Mit­telmeer und Schwarzmeer beteili­gen. Namentlich genan­nt wur­den Kreuzer MOSKVA, Zer­stör­er SMETLIVIY und die Lan­dungss­chiffe SARATOV und AZOV der Schwarzmeer­flotte, sowie Fre­gat­te YAROSLAV MUDRIY und die Lan­dungss­chiffe KALININGRAD und ALEXANDER SHABALIN der Baltischen Flotte. Der Nord­flot­ten­ver­band mit Zer­stör­er SEVEROMORSK war hier nicht erwäh­nt, nimmt aber „in Vor­bere­itung seines Anti-Pira­terie-Ein­satzes“ an den Übun­gen im Mit­telmeer teil.

Inter­es­san­ter­weise spricht eine offizielle Presseerk­lärung auch von der Teil­nahme von „drei U‑Booten: ein nuk­lear­getriebenes und ein diesel­getriebenes im Mit­telmeer, sowie ein diesel­getriebenes im Schwarzmeer“. Bei let­zterem dürfte es sich um das einzige U‑Boot der Schwarzmeer­flotte han­deln, die ALROSA (KILO-Klasse). Welche zwei anderen U‑Boote (aus welch­er Flotte) ins Mit­telmeer ver­legt haben sollen, ist unbekan­nt. Neben den Kampf- und Hil­f­ss­chif­f­en sind auch 25 Flugzeuge/Hubschrauber der Marine sowie Flugzeuge der (strate­gis­chen) Fer­n­fliegerkräfte, des 4. Luft­waf­fen-/Luftvertei­di­gungskom­man­dos und des Mil­itär­bezirks Süd sowie Marine­in­fan­terie und Luft­lande­trup­pen in die Übun­gen eingebunden.

Wer nun mit dem offiziellen Beginn der Übun­gen sofort rege Aktiv­itäten bis hin zu einem großan­gelegten tak­tis­chen Zwei-Parteien­spiel erwartet hat­te, sah sich zunächst getäuscht. Zur ersten Übungsphase hieß es lakonisch, die teil­nehmenden Schiffe hät­ten in die geplanten Übungs­ge­bi­ete ver­legt und dort erst ein­mal ver­sorgt. FK-Kreuzer MOSKVA und Zer­stör­er SMETLIVIY absolvierten diese Übungsphase sog­ar bei einem Hafenbe­such in Limas­sol (Zypern); erst seit dem 22. Jan­u­ar sind sie wieder in See. Andere Ein­heit­en lagen meist offen­bar vor Anker, wo sie „Ver­bandssicherung“ gegen ter­ror­is­tis­che Angriffe übten.

Das erste „echte“ Übungs­geschehen wurde aus dem Schwarzmeer gemeldet. Dort nah­men die bei­den Lan­dungss­chiffe KALININGRAD und ALEXANDER SHABALIN (Baltische Flotte) in Novorossiysk Marine­in­fan­ter­is­ten an Bord und führten dann in der Nähe am 21. Jan­u­ar eine von Hub­schraubern unter­stützte amphibis­che Kampflan­dung durch. Noch am gle­ichen Tag seien die Schiffe „in den Stützpunkt“ zurück­gekehrt. Seit­dem gibt es zu ihnen oder zum Übungs­geschehen im Schwarzmeer keine weit­eren Meldungen.

Auch im Mit­telmeer gestal­teten sich die ersten gemelde­ten Übungsab­schnitte eher „dürftig“. Die Schiffe um den Kreuzer MOSKVA führten am 24. Jan­u­ar Übun­gen zur Ter­rorab­wehr (Speed­boote) durch, übten das Board­ing und Durch­suchen von Schif­f­en (Anti-Pira­terie), Seenotret­tung und den Trans­fer human­itär­er Hil­f­s­güter. Der Nord­flot­ten­ver­band um den Zer­stör­er SEVEROMORSK bere­it­ete sich auf den bevorste­hen­den Anti-Pira­terieein­satz am Horn von Afri­ka vor, übte Board­ing und Durch­suchen von Schif­f­en sowie die Befreiung eines von Pirat­en gekaperten Schiffes (mit Tanker DUBNA als Ziel­d­arsteller). Der Ver­band soll „schon bald“ das Mit­telmeer durch den Suezkanal ver­lassen. Die Lan­dungss­chiffe SARATOV und AZOV (Schwarzmeer­flotte) wer­den bei den Aktiv­itäten gar nicht erwäh­nt. Einiges spricht dafür, dass sie Tar­tus (Syrien) ange­laufen haben; SARATOV zur Reparatur eines defek­ten Gen­er­a­tors, AZOV zu „Mate­ri­al­liefer­un­gen“.

In den kom­menden Tagen sollen für die Teil­nehmer in Mit­telmeer und Schwarzmeer noch U‑Jagdübungen, Kon­voi Geleit sowie Flu­gab­wehrschießen mit Flugkör­pern und Rohrwaf­fen auf der Agen­da ste­hen. Von größeren tak­tis­chen Übun­gen vor dem Hin­ter­grund eines oper­a­tiv­en oder gar strate­gis­chen Szenar­ios ist bish­er nir­gends die Rede. Dies ist auch nicht ungewöhn­lich. Seit Sow­jet­zeit­en spie­len sich große strate­gis­che Übun­gen der rus­sis­chen Stre­itkräfte im Wesentlichen in den Stäben vor Com­put­ern ab. Nur einige aus­gewählte Teile der Gesamtübung — für sich allein oft auch völ­lig ohne Zusam­men­hang — wer­den durch reale Trup­pen dargestellt. So ist dur­chaus möglich, dass sich die Abwehr von Speed­booten durch im Mit­telmeer ankernde Schiffe, eine amphibis­che Lan­dung an der Kauka­susküste und vielle­icht auch der Flug eines strate­gis­chen Bombers über der Ark­tis als Teilka­pi­tel oder auch nur Absätze in einem „großen Drehbuch“ find­en, das sich anson­sten abseits der Öffentlichkeit und fern der See vor allem über­greifend­en Aspek­ten von „Com­mand & Con­trol“ widmet.

.….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….….

 

 USA (Fortschrei­bung)

Noch immer liegt das Minen­jagdboot GUARDIAN auf einem philip­pinis­chen Riff in der Sulusee fest.

Die zur AVENGER-Klasse gehörende, in Sase­bo (Japan) sta­tion­ierte GUARDIAN war nach Ende eines Besuch­es in Subic Bay (Philip­pinen) in der Nacht zum 16. Jan­u­ar mit Süd­west­kurs in der Sulusee unter­wegs. Gegen 02:00 Uhr Ort­szeit endete die Fahrt sehr abrupt: mit voller Fahrt war die GUARDIAN auf das Tubat­ta­ha Koral­len­riff aufge­laufen. Beson­ders pein­lich: das Riff liegt 80 sm östlich von Palawan (Philip­pinen) in einem mari­nen Nation­al­park („Taucher­paradies“) mit dem Sta­tus ein­er „World Her­itage Site“; Seekarten verze­ich­nen es denn auch als für den Durch­gangs-Seev­erkehr ges­per­rtes Naturschutzgebiet.

Mehrere Ver­suche scheit­erten, das „Boot“ (immer­hin 70m und 1.300 ts) bei Hochwass­er wieder flott zu bekom­men. Zwis­chen­zeitlich stark auf­frischen­der Wind drehte die GUARDIAN sog­ar noch, und starke Wellen war­fen sie seitlich noch weit­er auf das Korallenriff.

Zwei schnell vor Ort eingetrof­fene Schiffe des Mil­i­tary Sealift Com­mand der US Navy (T‑AGS 62 BOWDITCH und C‑CHAMPION) kon­nten hier nicht helfend ein­greifen, aber zumin­d­est die 79 Mann Besatzung sich­er evakuieren. Am 24. Jan­u­ar traf der gechar­terte zivile mala­y­sis­che Schlep­per VOS APOLLO ein, und auch das US-Bergeschiff SALVOR soll wohl inzwis­chen vor Ort sein. Inzwis­chen ist klar, dass auch mit vere­in­ten Kräften die GUARDIAN nicht so ein­fach vom Riff gezo­gen wer­den kann. Eine Unter­suchung durch Spezial­is­ten der US Navy hat gezeigt, dass durch mehrere Lecks Wass­er in die GUARDIAN ein­dringt und das Risiko beste­ht, dass sie in freiem Wass­er sofort sinken würde. Der Havarist muss daher beim Herun­terziehen vom Riff sofort unter­fan­gen und dann an Bord eines Spezial­frachters (Dockschiff) oder auf einen Trans­port­pon­ton ver­laden werden.

Nach mehreren wet­terbe­d­ingten Fehlver­suchen kon­nte die VOS APOLLO den Havaris­ten wieder in gün­stigere Lage zu den Wellen brin­gen, sta­bil­isieren und am 25. Jan­u­ar auch eine Schlauchverbindung her­stellen und die mehr als 50.000 l Kraft­stoff abpumpen. Die Gefahr ein­er größeren Ölver­schmutzung scheint damit vor­erst geban­nt. In Sin­ga­pur wur­den zwei Spezial­trans­ports­chiffe gechar­tert, die die GUARDIAN an Bord nehmen und abtrans­portieren sollen. Sie sollen um den 30. Jan­u­ar am Ort des Geschehens ein­tr­e­f­fen. Die Bergung der GUARDIAN wird noch ins­ge­samt etwa zwei Wochen dauern.

Philip­pinis­che Marine und Küstenwache sind mit mehreren Ein­heit­en vor Ort, wer­den bish­er aber offen­bar nur als Beobachter „geduldet“ und nicht in die eigentlichen Bergungsak­tio­nen ein­be­zo­gen. In mehreren Inter­views bekla­gen Offizielle “amerikanis­che Arro­ganz“. So sollen Ranger des mari­nen Nation­al­parks die GUARDIAN beim Ein­fahren in die Ver­bot­szone ange­funkt und auf die Gefahr aufmerk­sam gemacht haben. Der Kom­man­dant habe nur lakonisch ger­at­en, sich doch bei der US Botschaft in Mani­la zu beschw­eren. Wenig später lief die GUARDIAN auf das Riff.

Inzwis­chen haben philip­pinis­che Behör­den offiziell Anzeige wegen des „ver­bote­nen Ein­fahrens in ein marines Naturschutzge­bi­et“ erstat­tet. Zugle­ich dro­ht der US Navy eine Strafzahlung von US$ 700 pro beschädigtem Quadrat­meter Koral­len­riff … let­zte inof­fizielle Angaben sprechen von inzwis­chen „min­destens 1.000 Quadratmeter“.

Bei der Suche nach den Ursachen der Havarie hat sich bestätigt, dass die auf der GUARDIAN genutzten neuen Dig­i­tal Nav­i­ga­tion Charts die Posi­tion des Riffs tat­säch­lich um 8 sm falsch angeben. Ähn­liche „Karten­fehler“ gibt es auch vor der chilenis­chen Küste. Dessen ungeachtet hat der für die Nav­i­ga­tion in der US Navy zuständi­ge Admi­ral die DNC inzwis­chen wieder zur Nutzung frei gegeben. Er ist zuver­sichtlich, dass alle Fehler ent­deckt wor­den sind.

In Koop­er­a­tion mit “Marine­Fo­rum — Zeitschrift für mar­itime Fra­gen

Marineforum

Alle Infor­ma­tio­nen entstam­men frei zugänglichen Quellen. 

Team GlobDef

Seit 2001 ist GlobalDefence.net im Internet unterwegs, um mit eigenen Analysen, interessanten Kooperationen und umfassenden Informationen für einen spannenden Überblick der Weltlage zu sorgen. GlobalDefence.net war dabei die erste deutschsprachige Internetseite, die mit dem Schwerpunkt Sicherheitspolitik außerhalb von Hochschulen oder Instituten aufgetreten ist.

Alle Beiträge ansehen von Team GlobDef →