Nach Beginn des von der EU und den USA erklärten Embargos gegen iranische Rohölexporte sind Reaktionen zunächst verhalten. Der Iran erklärte zwar „Gegenmaßnahmen“, ohne diese allerdings auch schon zu spezifizieren. Staatliche iranische Medien sehen in dem Embargo zunächst einmal primär einen Anlass, nun beim Atomprogramm keinerlei Zugeständnisse mehr zu machen. Diese hatte es allerdings vorher auch schon nicht gegeben.
Khalij Fars (Foto: offz) |
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Die bisherige Zurückhaltung darf nicht darüber hinweg täuschen, dass die Lage jederzeit und auch sehr schnell deutlich eskalieren kann. Iranische Reaktionen werden mit ziemlicher Sicherheit nicht auf bloße Propaganda oder Drohungen beschränkt bleiben. Man wird zumindest versuchen, auch die Rohöltransporte anderer Golfstaaten durch den Persischen Golf und die Straße von Hormuz zu beeinträchtigen. So hat das iranische Parlament schon am 2. Juli einen Gesetzentwurf beraten, der eine „militärische Blockade aller mit Rohöl beladenen Tanker auf dem Weg zu Nationen, die kein iranisches Öl mehr kaufen“ fordert. Beschlüsse gab es allerdings noch nicht – und dies wohl auch bewusst. Das Gesetz würde nämlich nicht weniger als eine militärische Blockade der Straße von Hormuz fordern, deren Durchsetzung den iranischen Streitkräften nicht nur Kopfzerbrechen bereiten dürfte, sondern die auch eine sofortige militärische Eskalation des Konfliktes nach sich ziehen würde.
Dem Iran bleiben auf einer „Eskalationsskala“ zunächst aber auch deutlich unterhalb einer bewaffneten Auseinandersetzung eine ganze Reihe anderer Optionen, den Tankerverkehr durch die Meerenge zu beeinträchtigen. Das reicht von der zeitweiligen Einrichtung von Warn- und Sperrgebieten für militärische Übungen (man darf sicher schon bald Manöver der iranischen Marine in/vor der Straße von Hormuz erwarten) über „vage Drohungen“ oder Behindern und Bedrängen („Harrassment“) von Schiffen in See bis hin zu Terroraktionen oder verdeckter Verminung (letztere natürlich ohne eindeutige Beweise für Urheberschaft zu hinterlassen). Das Office of Naval Intelligence der US Navy hat denn auch bereits eine offizielle Warnung für die ganze Region heraus gegeben. Die „erhöhten regionalen Spannungen fördern das Risiko von Anschlägen gegen maritime Ziele“, so das ONI.
Die militärische Lage zeigt sich gegenüber der Vorwoche weitgehend unverändert und im Wesentlichen noch ruhig. Raketentruppen der iranischen Revolutionsgarden (IRGC) haben vom 1.–3. Juli in Zentraliran, fernab der Straße von Hormuz, die Übung „Großer Prophet 7“ durchgeführt. Mit Flugkörpern unterschiedlicher Reichweite wurde demonstrativ die „Vernichtung fremder Flugplätze und Militärbasen in der Golfregion“ geübt und auch Raketen gestartet, „die Israel erreichen können“. Am letzten Übungstag wurden überdies auch neue „ballistische Seeziel-Raketen“ Khalij-Fars“ geschossen. Der 2011 vorgestellte, überschallschnelle Flugkörper trägt einen bis zu 650 kg schweren Gefechtskopf, der mit vermutlich optronischer Steuerung Seeziele bis in eine Entfernung von 300 km effektiv bekämpfen kann. Ein veröffentlichtes Video soll angeblich zeigen, wie der Flugkörper ein „bewegtes kleines Seeziel“ direkt trifft. Die Authentizität dieses Videos ist zwar nicht zu verifizieren, aber der Iran nahm den Testschuss zum Anlass, die „Fähigkeit zur Vernichtung jedes im Persischen Golf operierenden US-Kriegsschiffes“ herauszustellen.
Ansonsten hält sich die staatliche iranische Propaganda aber noch überraschend zurück. Mehrere US-Kriegsschiffe (s.u.) haben die Straße von Hormuz nach Inkrafttreten des Embargos passiert und sind in den Persischen Golf eingelaufen, ohne dass dies iranischen Medien auch nur eine Meldung wert war, oder die Einheiten gar bei der Passage „bedrängt“ wurden.
Zwei Carrier Strike Groups der US Navy operieren derzeit in der Region. Während der Flugzeugträger ENTERPRISE in der abgelaufenen Woche offenbar wieder in den Persischen Golf eingelaufen ist, steht die ABRAHAM LINCOLN unverändert im Arabischen Meer, unterstützt von dort aus mit ihren Kampfflugzeugen Operationen in Afghanistan („Enduring Freedom“). Eine dritte Carrier Strike Group mit der EISENHOWER hat nach Passage der Straße von Gibraltar das Mittelmeer erreicht und dort die angekündigten Übungen mit der französischen Trägerkampfgruppe um den Flugzeugträger CHARLES DE GAULLE durchgeführt. Begleiteinheiten der EISENHOWER sind über das Wochenende zu Hafenbesuchen im zentralen/östlichen Mittelmeer eingelaufen.
EISENHOWER erreicht das Mittelmeer (Foto: US Navy) |
Das zur „Afloat Forward Staging Base — Interim“ AFSB(I) umgebaute Docklandungsschiff PONCE hat am 6. Juli in Bahrain fest gemacht. Als Hauptauftrag nennt die US Navy die Unterstützung und Führung von Minenabwehroperationen. Daneben werde das Schiff als Instandsetzungsbasis für andere Einheiten dienen und wohl auch Einsatzplattform für kleine Kampfboote der Riverine Forces sein. Das Schiff hat eine „Hybrid“-Besatzung mit 55 Marinesoldaten und 150 Zivilisten (des Military Sealift Command).
In Kanada hat sich am 3. Juli in Esquimalt (Pazifikküste) die Fregatte REGINA auf den Weg in die Golfregion gemacht. Sie soll Schwesterschiff CHARLOTTETOWN in der Combined Task Force CTF 150 (Operation „Enduring Freedom“) ablösen.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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