Zum ersten Mal seit gut 17 Jahren fährt ein von der indischen Marine erworbener ehemals sowjetischer Flugzeugträger wieder zur See.
VIKRAMADITYA beginnt erste Seefahrt (Foto: china-defense.com) |
Die frühere ADMIRAL GORSHKOV war als vierter und letzter Flugzeugträger der KIEV-Klasse (leicht modifiziert) in der Ukraine gebaut und 1987 mit dem ursprünglichen Namen BAKU in Dienst gestellt worden. Nach einer Kesselexplosion im Februar 1994 hatte sie zwar noch einmal in die Werft verlegt und anschließend (1995) auch noch Probefahrten absolviert, war danach von der russischen Nordflotte aber nicht mehr eingesetzt worden.
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Schon zu dieser Zeit hatte sich die indische Marine erstmals offiziell für das Schiff interessiert. Gespräche zogen sich über fast neun Jahre hin, bis man sich 2004 auf eine Übernahme einigte. Insgesamt etwa 1,1 Mrd. Euro sollte Indien für Instandsetzung und Umbau des Schiffes sowie 28 Trägerkampfflugzeuge Mig-29K Fulcrum‑D zahlen; 2008 wollte man den Träger mit dem neuen Namen VIKRAMADITYA übernehmen. Im Streit um Finanzierungsfragen kamen die Arbeiten aber nur schleppend voran. 2007 wurde klar, dass Sevmash sich bei den Instandsetzungskosten krass verkalkuliert hatte. Indien bestand auf Vertragserfüllung zu den vereinbarten Konditionen – und Sevmash stellte sämtliche Arbeiten am Schiff ein. Drei Jahre wurde verhandelt; immer wieder wurde Einigung verkündet, nur um dann postwendend wieder dementiert zu werden. Erst im März 2010 wurden abschließende neue Verträge unterzeichnet, nach denen Indien nun insgesamt mehr als 1,7 Mrd. Euro zahlt.
Nun kamen die Arbeiten auch relativ zügig voran. Im Oktober 2011 kündigte die Werft nach kurzen Tests der Antriebsanlage (noch an der Pier) für den November und Dezember erste Probefahrten im Weißmeer an. Fachleute zeigten sich überrascht: die erste Probefahrt ausgerechnet im arktischen Winter? Sie behielten Recht. Sevmash änderte den Termin für die erste Seefahrt auf den 25. Mai dieses Jahres, musste dann aber „wegen schlechten Wetters“ erneut eine Verzögerung bekannt geben. Einige Medien spekulierten über eine Verschiebung wegen eines „kleinen Feuers“ auf dem Schiff. In einem Kesselraum soll Isolierungsmaterial gebrannt haben, aber das Feuer sei „binnen 5 Minuten“ gelöscht worden.
Am 8. Juni war es dann aber tatsächlich so weit. Am frühen Morgen bugsierten Schlepper den Flugzeugträger von seiner Pier in Severodvinsk in Richtung offene See, wo die künftige VIKRAMADITYA nun ausgiebig erprobt werden soll. Eine indische Teilbesatzung ist bereits mit an Bord. Ersten Tests im Weißmeer soll eine weitere Testserie in der Barentssee folgen – dann auch schon mit Flugbetrieb. Am 4. Dezember will Sevmash das Schiff an die indische Marine übergeben und damit den zuletzt verkündeten Termin peinlich genau einhalten. Die Überführungsfahrt nach Indien wird allerdings erst „in 2013“ erfolgen.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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