Im allmählich beginnenden Südwest-Monsun verschlechtert sich das Wetter am Horn von Afrika und im Indik, und den kleinen Angriffs-Skiffs der somalischen Piraten werden nun wieder Grenzen gesetzt. Erst im September dürfte ihre nächste „Saison“ beginnen. Das bedeutet natürlich nicht, dass die internationale Handelsschifffahrt bis dahin ohne jedes Risiko die notorischen Piratengebiete durchfahren kann und die zahlreichen eingesetzten Kriegsschiffe Pause haben. Zeitweilige, örtlich begrenzte Wetterbesserung wird den Verbrechern auch im Sommer immer wieder einmal Gelegenheit zu Überfällen geben. Zur Zeit herrscht allerdings erst einmal Ruhe; seit dem 24. Mai werden keine versuchten Kaperungen gemeldet.
IKAZUCHI (Foto: Michael Nitz) |
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Ein Zwischenfall vor der südsomalischen Küstenstadt Kismayo beschäftigte am 29. Mai die internationalen Medien. Milizen der al-Kaida nahe stehenden al-Shabaab Rebellen behaupteten, sie hätten nahe der Küste auftauchende „Kriegsschiffe der EU NavFor“ mit Artillerie- und Flugabwehrgeschützen „auf See zurück getrieben“, nachdem diese Ziele an Land beschossen hätten. Sowohl bei der EU NavFor als auch bei der NATO „weiß man davon nichts“. Natürlich ist es möglich, dass Schiffe der EU NavFor oder der NATO bei der Aufklärung von Piratenlagern dicht unter der Küste unter Beschuss kamen und sich dann – in Einklang mit den bestehenden Rules of Engagement – weiter auf See zurück zogen. Eine regionale Zeitung meldete allerdings etwas später, bei den Schiffen hätte es sich um Einheiten der kenianischen Marine gehandelt. Dies erscheint durchaus wahrscheinlicher als eine Involvierung westlicher Kriegsschiffe; weder bei der NATO noch bei der EU NavFor erlaubt das Mandat offensive Operationen gegen die al-Shabaab. Die kenianischen Streitkräfte — auch die Marine — haben dagegen in den letzten Monaten mehrfach Aktionen gegen die radikal-islamischen Rebellen durchgeführt.
Kurzmeldungen
- Das Maritime Safety Committee des IMO hat sich bei einer Tagung in London auf erste, „vorübergehende Richtlinien“ (interim guidance) für den Einsatz bewaffneter Sicherheitsteams ziviler Firmen auf Handelsschiffen verständigt. Dazu gehören „Empfehlungen“ für eine behördliche Zertifizierung solcher Firmen (nach noch zu schaffenden nationalen und internationalen Standards), zur Einhaltung nationaler Rahmengesetze, zu Personalauswahl und Ausbildung sowie zum Umgang mit bzw. zur Lagerung von Waffen und Munition. (International) bindend sind die Beschlüsse noch nicht.
- In der semi-autonomen somalischen Provinz Puntland haben Sicherheitskräfte am 28. Mai elf Piraten festgenommen – darunter angeblich auch einen hochrangigen Anführer.
- Ein indisches Gericht hat am 30. Mai verfügt, zwei italienische Marineinfanteristen gegen Kaution auf freien Fuß zu setzen. Die als Sicherheitsteam auf dem italienischen Frachters ENRICA LEXIE eingeschifften Soldaten werden beschuldigt, im Februar vor der indischen Südwestküste zwei wohl irrtümlich für Piraten gehaltene indische Fischer erschossen zu haben. Schiff und Besatzung waren bereits am 2. Mai unter Auflagen frei gelassen worden.
Aktuelle Entwicklungen bei Einsatzkräften
Die nächste Einsatzgruppe der japanischen Marine erreicht in den kommenden Tagen das Einsatzgebiet im Golf von Aden. Die Zerstörer IKAZUCHI und SAWAGIRI liefen am 28. Mai zu einem letzten kurzen Hafenbesuch und zur Nachversorgung in Colombo (Sri Lanka) ein. Sie sollen die seit Ende Februar am Horn von Afrika patrouillierenden Zerstörer MURASAME und HARUSAME ablösen.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
Alle Informationen entstammen frei zugänglichen Quellen.