Projekt 621 “Gawron” zur Beschaffung neuer, im Lande gebauter Korvetten wird endgültig abgebrochen.
In der jüngsten — Haushaltsmittel begründenden — Prioritätenliste des Verteidigungsministeriums erscheint das Vorhaben bereits nicht mehr. Wirklich überraschend kommt dies nicht, denn das Vorhaben kam in den letzten zehn Jahren nur sehr zäh voran. Schon 2001 hatte die Marinewerft in Gdingen mit dem Bau einer auf dem MEKO A‑100 Design der deutschen Blohm + Voss basierenden, 2.000 ts großen Mehrzweck FK-Korvette für die polnische Marine begonnen. 2003 wollte man das Schiff an die polnische Marine übergeben; ein Schwesterschiff sollte in 2005 folgen. Optionen sahen sogar noch vier oder fünf weitere bauende Einheiten, sämtlich zu bauen bis 2012.
Projekt ‘Gawron’ (Grafik: Stocznia Marinarki) |
Experten äußerten von Beginn Zweifel an der Durchführbarkeit des Vorhabens (vor allem auch an den anfänglich veranschlagten Baukosten von nur 65 Mio. Euro pro Schiff), und finanzielle Probleme holten Werft und Marine denn auch schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. Immer wieder musste der Bau verzögert, zwischenzeitlich auch mal eingestellt werden. 2009 wurde das Schiff in Gdingen zu Wasser gelassen, wenig später aber schon wieder in die Bauhalle zurück befördert. Man habe nur feststellen wollen, „ob der Rumpf schwimmfähig“ sei. Kaum zurück in der Bauhalle wurde der Weiterbau „bis zu einer gesicherten Finanzierung“ auf Eis gelegt. Das zunehmend knappe Budget gab die zur Fertigstellung benötigten Mittel aber nicht mehr her. Viele geplante Systeme waren auch noch gar nicht verbindlich bestellt. Zunächst hoffte man noch auf Weiterbau mit Beginn von Seeerprobungen in 2013 und Indienststellung in 2017. Nun wurde aber offenbar endgültig „die Reißleine gezogen“.
So sich denn nicht irgendwo auf dem Weltmarkt preiswerte Gebrauchtschiffe finden, werden die beiden ex-US-Fregatten der OLIVER HAZARD PERRY-Klasse wohl auf absehbare Zeit die einzigen größeren Kampfschiffe bleiben, die die polnische Marine in Auslandseinsätze und den Ständigen NATO-Verband SNMG‑1 einbringen kann. Sie sollen denn auch eine (zu Teilen durch US-Militärhilfe finanzierte) „Kampfwertsteigerung mit Lebensverlängerung“ erhalten.
Die zuletzt noch für Projekt „Gawron“ eingeplanten Mittel (immerhin fast 250 Mio. Euro) sollen einer Erklärung des Ministeriums zufolge für den Erwerb eines neuen U‑Bootes umgewidmet werden. Dessen Beschaffung hat inzwischen „strategische Priorität“. Neben dem noch zu WP-Zeiten (1985) in der Sowjetunion beschafften U‑Boot ORZEL der KILO-Klasse verfügt die polnische Marine noch über vier gebrauchte ex-norwegische U‑Boote der KOBBEN-Klasse. Diese noch aus den 1960-er Jahren stammenden U‑Boote werden „um 2015“ das Ende ihrer Dienstzeit erreichen.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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