Ungeachtet aller internationalen Bemühungen um zumindest ein (nachweisbares) Moratorium beim iranischen Nuklearprogramm hat Präsident Ahmadinejad weitere technische Fortschritte verkündet, die durchaus geeignet wären, ein mögliches Atomwaffenprogramm sogar noch zu beschleunigen.
Zwar propagiert der Iran weiterhin den ausschließlich friedlichen, zivilen Zweck, aber die zu dessen Verifizierung unverzichtbare, uneingeschränkt offene Kooperation mit der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA wird nach wie vor verweigert. Angesichts dieses iranischen Verhaltens bleibt vorerst keine Alternative zur Annahme einer Entwicklung von Atomwaffen, und man kann davon ausgehen, dass (nicht nur) Israel nichts unversucht lassen wird, ein solches Projekt nachhaltig zu beenden.
So gewinnt die öffentliche Diskussion über einen möglichen prä-emptiven Militärschlag gegen die iranischen Nuklearanlagen denn auch an Fahrt, wobei westliche Medien zunehmend bemüht sind, sich in „militärischen Analysen“ gegenseitig zu überbieten. Seriosität ist hier allerdings nur vordergründig gefragt, und fast überall werden auch bloße Annahmen oder Gerüchte einfach als Fakten dargestellt. Statistische Vergleiche des militärischen Potenzial dürfen natürlich nicht fehlen, selbst wenn diese völlig unsinnig sind (weil hier aufgeführte Kräfte ganz sicher nicht bei einem israelischen Angriff zum Einsatz kommen werden) und bei fehlendem militärischen Sachverstand oft auch noch „Äpfel mit Birnen“ verglichen werden. So stellt eine am 16. Februar von der Hamburger WELT veröffentlichte Analyse „wie Israel Irans Atomprogramm zerstören könnte“ z.B. den drei „taktischen U‑Booten“ Israels gleich 15 auf iranischer Seite gegenüber (hier wurden ganz offenbar die Mini-U-Boote der GHADIR-Klasse eingerechnet, und dies auch noch mit falschen Zahlen). Dies alles erinnert doch sehr an die Zeiten des Kalten Krieges, als sowjetische Flugzeugträger der KIEV-Klasse und Hubschrauberträger der MOSKVA-Klasse in hochoffiziellen aber ebenso abwegigen Zahlenspielen den NIMITZ-Superträgern der US Navy gleichgestellt wurden.
Am vor einer Woche an dieser Stelle dargestellten Sachverhalt hat sich derweil nichts geändert: Ein prä-emptiver (israelischer) Angriff auf die iranischen Atomanlagen ist zwar nicht grundsätzlich auszuschließen, aber die tatsächliche Durchführung bleibt doch zumindest vorerst noch sehr fraglich — es sei denn der Iran liefert dazu einen als internationale Rechtfertigung geeigneten zusätzlichen Vorwand (z.B. faktische Bestätigung eines fortgeschrittenen Atomwaffenprogramms, Abbruch der Kontakte zur IAEA oder aber auch eindeutig nachzuweisender Staatsterrorismus gegen Israel). Deutlich wahrscheinlicher ist eine graduelle politische Eskalation als Folge der den Iran zunehmend wirtschaftlich treffenden internationalen Sanktionen. Sicher sind wohl auch weitere verdeckte Aktionen zur Sabotierung des iranischen Nuklearprogramms zu erwarten. All dies kann mittelfristig auch in einen offenen militärischen Konflikt münden, aber mit Blick auf im Nahen/Mittleren Osten übliches politisches Gebaren kann man wohl davon ausgehen, dass der Iran hinter den Kulissen und abseits der Öffentlichkeit durchaus auch nach politischen Lösungsmöglichkeiten sucht.
Im maritimen Lagebild gibt es kaum Veränderungen. Die ABRAHAM LINCOLN Carrier Strike Group (CSG) der US Navy hat aus dem Persischen Golf ins Arabische Meer zurück verlegt. Am 14. Februar passierte der Flugzeugträger begleitet vom Kreuzer CAPE ST. GEORGE und dem Zerstörer STERETT die Straße von Hormuz. Zu Zwischenfällen kam es nicht. Die iranische Marine hielt sich zurück, beobachtete den Transit mit einem Wachboot und einem Hubschrauber, näherte sich den US-Schiffen aber nicht und verzichtete auf jede mögliche Provokation.
ABRAHAM LINCOLN operiert im Arabischen Meer (Foto: US Navy) |
Seit dem 16. Februar operiert die ABRAHAM LINCOLN CSG gemeinsam mit der CSG des Schwesterschiffes CARL VINSON im nördlichen Arabischen Meer. Von dort setzen beide Träger im Rahmen der Operation „Enduring Freedom“ ihre Kampfflugzeuge über Afghanistan ein.
Am 17. Februar passierten eine iranische leichte Fregatte und ein Versorger den Suezkanal in Richtung Mittelmeer. Am Abend des 18. Februar sollen die beiden Schiffe in Tartus (Syrien) eingelaufen sein. Ihre Verlegung ist weniger in Zusammenhang mit der derzeitigen Lageentwicklung am Persischen Golf zu betrachten, auch wenn hier sicher demonstriert werden soll, dass ungeachtet aller Sanktionen „die Weltmeere der iranischen Marine gehören“ (O‑Ton). Der Besuch in Tartus ist wohl vielmehr Ausdruck iranischen Schulterschlusses mit dem bedrängten „Bruder-Regime“ in Syrien. Weitere Darstellung daher nicht an dieser Stelle, sondern unter SYRIEN (s.u).
Die japanische Regierung überlegt örtlichen Medien zufolge, bei einer weiteren Lageverschärfung am Persischen Golf Einheiten der Marine in die Region zu verlegen. Zerstörer / Fregatten könnten japanische Tanker bei der Passage der Straße von Hormuz sichern, Minenabwehreinheiten dort ggf. zur Minenräumung auf dem Schifffahrtsweg eingesetzt werden.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
Alle Informationen entstammen frei zugänglichen Quellen.