Nach dem letzten Sachstand in der Mai- Ausgabe des MarineForum hat sich das Projekt K130 weiter positiv entwickelt. Die Reparaturarbeiten an den Getrieben sind beendet und alle, bis auf das Steuerbordgetriebe der ERFURT, wieder eingebaut. Mit der Komplettierung der Erfurt ist in Kürze zu rechnen. Die Mängel, die zur Wiederholung des Kaltwassernachweises führten, sind soweit beseitigt, sodass dem erneuten Nachweis mit der OLDENBURG Anfang nächsten Jahres nichts mehr im Wege steht.
Dieser Artikel wird mit freundlicher Genehmigung der “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen” veröffentlicht.
Einen Dämpfer hatte das Projekt Mitte Mai erhalten. Die LUDWIGSHAfEN AM RHEIN sollte die Funktionsnachweise mit den geänderten Getrieben am 19. Mai 2011 wieder aufnehmen. Ein während der Standprobe am 18. Mai 2011 aufgetretener Kupplungsschaden der LUDWIGSHAFEN AM RHEIN, der nachfolgend auch auf der Korvette OLDENBURG festgestellt wurde, verhinderte die Wiederaufnahme der Funktionsnachweise beider Korvetten. Nach erfolgreicher Reparatur und Erprobung der Kupplungen konnte der Funktionsnachweis der LUDWIGSHAFEN AM RHEIN erst am 18. Oktober 2011 wieder aufgenommen werden. Die Kupplungen der OLDENBURG und der ERFURT wurden begutachtet und wo notwendig, repariert. Aufgrund des Kupplungsschadens mussten die Ablieferungstermine der drei noch nicht abgenommenen Korvetten erneut um ca. vier Monate verschoben werden. Die Kupplungen der BRAUNSCHWEIG und MAGDEBURG wurden nach dem oben genannten Vorfall am 15. Juni 2011 geprüft und unter Auflagen mit besonderen Betriebshinweisen freigegeben.
Während sich die BRAUNSCHWEIG im September 2011 in England zu einer kurzen Vorstellung beim GOST und anschließender Teilnahme an der Messe DSEI 2011 in London einfand, nahm die MAGDEBURG unter anderem an den Manövern DANEX und Northern Coast teil. Die bisher vorliegenden Informationen über die »erfahrenen« Eindrücke und Ergebnisse beider Einheiten sind sehr viel versprechend.
Die BRAUNSCHWEIG durfte darüber hinaus als First of Class (FOC) die ersten schweren Seezielflugkörper des Typs RBS15 Mk3 mit an Bord nehmen. Am 22. September 2011 fungierte die BRAUNSCHWEIG als Gastschiff für die offizielle Übergabe dieses schweren Seezielflugkörpers von der Industrie (Diehl BGT Defence) über das BWB, Abteilung Land- Kampf an die Marine. Mittlerweile wird sie, ebenfalls als erste Korvette, mit der neuen HF-Breitbandantenne ausgerüstet und führt damit anschließend Erprobungen durch. Mit dieser Antenne wird die Kommunikationsfähigkeit der Korvetten weiter gesteigert.
RBS 15 Mk3 auf BRAUNSCHWEIG (Foto: Diehl BGT Defence) |
Die LUDWIGSHAFEN AM RHEIN befindet sich seit Oktober 2011 in den Funktionsnachweisen Schiffstechnik mit abschließenden Funktionsnachweisen aus dem Bereich Waffen- und Führungseinsatzsystem (WuF). Das Ziel beider Seiten – ARGE K130 und öAG – ist eine Abnahme mit einem hohen Grad an materieller Einsatzbereitschaft spätestens im Mai 2012. Die OLDENBURG folgt ihrer Schwesterkorvette seit November 2011 ebenfalls mit den Funktionsnachweisen Schiffstechnik. Da die OLDENBURG vor dem Getriebeschaden bereits die meisten WuF-Anteile bestanden hatte, sind aufgrund der langen Liegezeit und aufgelaufener Änderungen jedoch ausgewählte Prüfungen zu wiederholen. Die Korvette soll im Juli 2012 zur Abnahme anstehen. Mit der ERFURT ist geplant, die Seefahrten Ende des ersten Quartals 2012 wieder aufzunehmen und das Nachweisprogramm im Sommer abgeschlossen zu haben, sodass dann die Abnahme erfolgen kann.
Mit der Abnahme einer Korvette ist jedoch die (materielle) Einsatzbereitschaft noch nicht umfassend hergestellt. Neben Anteilen aus der Integrierten Nachweisführung (früher: Fahr- und Betriebstest – FBT) müssen die Waffen den Schuss mit Gefechtsmunition nachweisen. Als besonderer Höhepunkt der Integrierten Nachweisführung ist für Korvette und Besatzung der Warmwassertest anzusehen. Dieser soll mit der LUDWIGSHAFEN AM RHEIN im Sommer 2012 vorzugsweise in der Karibik durchgeführt werden.
BRAUNSCHWEIG im Arsenalbetrieb Kiel (Foto: B. Hertzfeldt) |
Neben der Leistungsfähigkeit der schiffstechnischen Plattform muss das WuF-System seine Fähigkeiten unter Beweis stellen. Dazu dienen die beiden Schießvorhaben RAM und RBS15 Mk3, die im nächsten Jahr mit einer Einheit geplant sind. Diese Life Firing Teste sollen so durchgeführt werden, dass die zwei bereits in Dienst gestellten Korvetten BRAUNSCHWEIG und MAGDEBURG zügig für einen Einsatz in 2012 bereit stehen.
Trotz der Schwierigkeiten, die durch die Schäden verursacht wurden, hat das System Korvette K130 in den ersten »Bewährungsproben « gut abgeschnitten. Dieses konnte aber nur durch das sehr hohe Engagement aller Beteiligten erreicht werden. Jetzt gilt es, das positive Momentum zu nutzen und das Vertrauen in das Waffensystem K130 auszubauen.
Zum Autor
Frank Menning ist Direktor beim Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung