Das erste von zunächst acht in den USA bestellten neuen Seefernaufklärungsflugzeugen P‑8I Neptune hat beim Hersteller Boeing seinen Jungfernflug erfolgreich absolviert.
Indische P‑8i — Start zum Erstflug (Foto: Boeing) |
In einem etwas mehr als 2 ½‑stündigen Flug bis auf eine Höhe von 41.000 Fuß wurden die Statik der Zelle (Druckverhalten), Triebwerksbeschleunigungen und –verzögerungen sowie Autopilotfunktionen getestet. In den kommenden Wochen und Monaten werden nun nach und nach die Missionssysteme installiert und erprobt. Im ersten Quartal 2013 soll das Flugzeug dann genau im Zeitplan geliefert werden; weitere zunächst sieben Maschinen der Reihe nach bis etwa Ende 2016 folgen. Der Vertrag beinhaltet eine Option auf noch einmal vier bis acht Flugzeuge dieses Typs, und im Oktober 2010 hatte sich das Defence Acquisition Council auch bereits für eine Bestellung von vier weiteren Maschinen ausgesprochen; offizielle Verhandlungen mit Boeing sollen „demnächst“ beginnen. Dass der US-Hersteller das erste Flugzeug (wahrscheinlich) genau zum vereinbarten Termin (und überdies wohl auch im Kostenrahmen) liefern wird, dürfte hier sicher hilfreich sein. Gerade in Indien sind fast alle Rüstungsvorhaben von erheblichen Verspätungen und Kostenüberschreitungen gekennzeichnet.
Die Beschaffung der neuen Seefernaufklärer war im April 2006 international ausgeschrieben worden. Sie sollen mehr als 20 Jahre alte, ab 2012 auszumusternde Seefernaufklärer des russischen Typs Tupolev-142 Bear‑F ersetzen. Fachleute räumten den modernen US-Flugzeugen von Beginn an die größten Chancen ein, und so war es denn auch keine Überraschung, als Indien im Januar 2009 bei Boeing acht Flugzeuge bestellte – übrigens mit 2,1 Mrd. US-Dollar das bisher teuerste Rüstungsvorhaben mit den USA. P‑8I Neptune ist eine für den indischen Bedarf modifizierte Variante des derzeit von Boeing auch für die US-Navy (bis zu 117 Flugzeuge sollen die alten P‑3C Orion ersetzen) gebauten neuen Seefernaufklärungsflugzeuges P‑8 Poseidon.
Das Flugzeug basiert auf dem bewährten Passagierjet Boeing 737. Für P‑8I, die bei der mehrfach gestaffelten Aufklärung der Seeräume um den südasiatischen Subkontinent den „äußeren Ring“ wahrnehmen sollen, wird eine Reichweite von etwa 4,500 sm angegeben. Damit könnte das Flugzeug nach einem Flug in ein 600 sm entferntes Einsatzgebiet dort etwas mehr als fünf Stunden verweilen. Die Einsatzreichweite lässt sich natürlich unter Verzicht auf Verweildauer erhöhen, bleibt aber doch deutlich hinter der der alten Bear‑F (13 Stunden Flugzeit, entsprechend 6.500 sm Reichweite) zurück. Moderne Waffen und Sensoren sowie die höhere Fluggeschwindigkeit (kürzere Reaktionszeit auf plötzlichen Bedarf) und die deutlich geringeren Betriebskosten (Treibstoff !) machen diesen Nachteil aber mehr als wett. Bewaffnet mit Torpedos Wasserbomben und Seeziel-FK Harpoon sollen P‑8I sowohl in der U‑Jagd als auch in der Bekämpfung von Überwasserseezielen zum Einsatz kommen.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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