Das US Marine Corps will von den britischen Streitkräften ausgemusterte STOVL-Kampfflugzeuge Harrier kaufen.
Die US Navy bestätigte offiziell die Absicht eines Erwerbs von 74 Harrier GR 9 der britischen Royal Air Force, incl. Austauschtriebwerke und Ersatzteilbestände Im britischen Verteidigungsministerium hieß es, der Vertrag stehe „vor dem Abschluss“ und könne binnen etwa zwei Wochen unterzeichnet werden.
Britischer Harrier GR 9 (Foto: BAe Systems) |
Die britische Royal Navy und Royal Air Force hatten unter im Rahmen des Strategic Defence & Security Review (Okt 2010) beschlossenen Sparauflagen ihre gesamte Harrier-Flotte kurzfristig ausgemustert. Die meisten der Flugzeuge sind seitdem im britischen Fliegerhorst Cottesmore eingelagert, wo sie auch noch gepflegt, teils sogar flugfähig gehalten werden. Fliegen sollen sie beim US Marine Corps aber offenbar nicht mehr. Sie sollen vielmehr als Ersatzteillager „kannibalisiert“ werden und gemeinsam mit allen noch in Großbritannien vorhandenen Ersatzteilen und Triebwerken dazu dienen, die Harrier AV-8B des US Marine Corps bis mindestens 2025 (geplanter Zulauf neuer Kampfflugzeuge F‑35B) im aktiven Dienst zu halten. Die Kaufsumme für die Flugzeuge wurde noch nicht bekannt gegeben; für Austauschtriebwerke und Ersatzteile will das US Marine Corps angeblich 50 Millionen US-Dollar zahlen.
Kompatibilitätsprobleme zwischen den britischen und amerikanischen Flugzeugen werden als „durchaus überwindbar“ bezeichnet. Auch wenn sie sich in der Ausrüstung (Avionik, Elektronik) doch teils beträchtlich unterscheiden, sind die britischen Harrier GR 9 in ihrem Grunddesign den amerikanischen Harrier AV-8B sehr ähnlich. Harrier wurden gemeinsam von der British Aerospace (heute BAe-Systems) und der amerikanischen McDonell Douglas (heute Teil von Boeing) entwickelt, und auch beim späteren Bau der Flugzeuge ging die enge Zusammenarbeit weiter. So baute zwar jeder Hersteller die Tragflächen für die Harrier seines Landes, aber alle Frontsektionen entstanden bei McDonnel Douglas, während British Aerospace alle Rümpfe hinter dem Cockpit lieferte. Und natürlich passten auch die eigenständig gebauten Tragflächen nahtlos mit den fremden Teilen zusammen. Beide Varianten verfügen auch über ähnliche Rolls Royce Triebwerke.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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