Noch immer stützt sich die russische Marine bei ihren Hochsee-Minensuchern auf die mehr als 30 Jahre alten Boote der NATYA-Klasse, aber auch zwischenzeitliche erhebliche Modernisierungen können nicht darüber hinweg täuschen, dass diese Boote zusehends veralten.
ALEXANDRIT (Grafik: Almaz) |
Eine in den 1980-er Jahren entwickelte neue Klasse hat sich ganz offenbar nicht bewährt, war vielleicht zu teuer, oder aber scheiterte in den Wirren des Zerfalls der Sowjetunion. Von der GORYA-Klasse wurden 1988 bzw. 1994 nur zwei Einheiten in Dienst gestellt. Natürlich hat die russische Marine diese Lücke erkannt, und schon seit mehr als sechs Jahren gibt es Hinweise auf die Entwicklung einer neuen Klasse. Nun scheint deren Beschaffung tatsächlich zu beginnen.
Ein traditioneller Kanonenschuss bei der Srednij Neva Shipyard in Kolpino (10 km südöstlich von St. Petersburg) verkündete am 22. September laut den Baubeginn des neuen Minenjagdbootes ALEXANDRIT (Projekt 12700). ALEXANDRIT wurde in den vergangenen Jahren vom St. Petersburger Designbüro Almaz entwickelt. Eine Besonderheit des Bootes ist sein Rumpf. Mit der Fertigung eines 50‑m Rumpfes aus Glasfaser-verstärktem Kunststoff (GFK) – aus einem Stück, unter Verwendung von Vakuum-Technologie — will sich die russische Werft in das Guiness-Buch der Rekorde eintragen. Von GFK verspricht man sich nicht nur Gewichtsersparnis und gegenüber Stahl verbesserte a‑magnetische Eigenschaften, sondern vor allem auch höhere Lebensdauer sowie größere Stabilität und Schockfestigkeit. Die Verdrängung von ALEXANDRIT wird derzeit mit 800 ts angegeben, wobei das Boot in seinen Abmessungen (50m x 10m x 3m) jedoch deutlich kleiner werden soll als die mit 750 ts eigentlich vergleichbaren NATYA (61m x 9,6m x 3,3m), ja auch nur unwesentlich größer ist als die 49‑m (430-ts) Boote der SONYA-Klasse. Vielleicht werden hier die offiziellen Angaben noch korrigiert.
Der Neubau soll modernste Minenjagdausrüstung (Drohnen), Sonaranlagen und FüWES sowie ein integriertes Brückensystem erhalten, daneben aber auch mit herkömmlichem Gerät Minen suchen und räumen können. Als Antriebsanlage sind drei Dieselmotoren vorgesehen; die Marschgeschwindigkeit wird mit 15 Kn angegeben; bei 10 Kn soll das Boot eine Einsatzreichweite von 1.600 sm haben und zehn Tage autark in See operieren können. Als Bewaffnung wird neben schweren Maschinengewehren eine 30-mm AK-306 Gatling Gun auf dem Vorschiff genannt; sicher werden aber auch schultergestützte Flugabwehr mit an Bord genommen. Die Besatzungsstärke (45 Mann) entspricht der auf Minenjagdbooten der SONYA-Klasse.
Das Typboot soll schon im kommenden Jahr zu Wasser gelassen werden. Die Werft erwartet dann Aufträge für weitere ALEXANDRIT, hofft sogar auf einen „Standardtyp für die kommenden Jahrzehnte“.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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