Ungeachtet aller derzeitigen griechischen Finanzprobleme ist die französische DCNS offenbar bemüht, die griechische Marine zur Bestellung neuer Fregatten zu überreden.
Schon seit mehreren Jahren plant die griechische Marine als Ersatz für ältere Schiffe der ELLI-(KORTENAER-Klasse) die Beschaffung von bis zu sechs neuen, etwa 5.000 ts großen, für Luftraumverteidigung und Flugabwehr optimierten Mehrzweck-Fregatten. Erste Mittel für das mit insgesamt 2,8 Mrd. Euro veranschlagte Vorhaben fanden sich bereits im Budgetvorschlag der Streitkräfte für die 5‑Jahres-Periode von 2006–2010. Die Schiffe sollten in Joint Venture mit einem ausländischen Anbieter in Griechenland gebaut werden, und die griechische Hellenic Shipyards richtete 2008 in Skaramanga ein „New Frigates Program Office“ ein.
Mehrere internationale Hersteller bemühten sich um den Auftrag, unter ihnen die deutsche TKMS (MEKO D), Spaniens Navantia (Variante der für Norwegen gebauten FRITJOF NANSEN), die niederländische Royal Schelde (DE ZEVEN PROVENCIEN) sowie die französische DCNS mit einer Variante der Mehrzweckfregatte FREMM. Mit tatkräftiger Regierungsunterstützung konnte Frankreich sich bald in den Vordergrund spielen. Im Herbst 2009 kam Verteidigungsminister Herve Morin bei einem Besuch in Griechenland mit dem Vorschlag einer engen Verteidigungszusammenarbeit – mit „starker industrieller Partnerschaft insbesondere beim Bau der Fregatten“ – zum Zuge. Die damalige griechische Regierung stimmte zu; erste Vorverträge zum Bau von Fregatten eines modifizierten FREMM-Designs wurden unterzeichnet, und DCNS etablierte auch schon ein Verbindungsbüro bei Hellenic Shipyards.
Griechische FREMM-Variante — vorl. Grafik aus 2009 (offz) |
Nur wenige Monate später musste man allerdings konstatieren, dass die finanzielle Lage Griechenlands eine sofortige offizielle Bestellung unmöglich machte, hoffte aber auf einen Auftrag in 2012. Inzwischen war auch nur noch von vier Schiffen die Rede (mit Option auf zwei weitere, später zu bauende Einheiten).
Nun scheint man nach Kräften bestrebt, den Auftrag auch tatsächlich im kommenden Jahr unter Dach und Fach zu bringen. Helfen sollen dabei — neben politischer Lobbyarbeit auf „höchster“ Regierungsebene — vor allem lukrative finanzielle Bedingungen. So brauche Griechenland mit der Bezahlung der Schiffe erst in fünf Jahren zu beginnen und könne dann – wenn die Zahlungen tatsächlich erfolgten – überdies noch ein Drittel „Rabatt“ erwarten (100 Mio. Euro Nachlass für jedes der 300 Mio. Euro teuren Schiffe).
In den anderen europäischen Ländern stößt das aggressive Rüstungsmarketing der Franzosen zunehmend auf Unmut. Dabei geht es beim aktuellen griechischen Vorhaben weniger um Wettbewerbsverzerrungen durch ein über das übliche Maß hinaus gehendes politisches Lobbying. Natürlich würde die anderen, in direkter Konkurrenz zu DCNS stehenden europäischen Werften sich in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten von ihren jeweiligen Regierungen ebenfalls deutlich mehr Engagement wünschen. Beim griechischen Fregattenprojekt wird allerdings befürchtet, dass im Falle einer Zahlungsunfähigkeit der Griechen letztendlich die anderen Staaten der EU die Schiffe bezahlen müssten (Schuldenübernahme). In einem zunehmend hart umkämpften Markt könne es nicht angehen, dass Steuerzahler anderer Länder die Auslastung französischer Werften finanzierten.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
Alle Informationen entstammen frei zugänglichen Quellen.