Nachdem in früheren Jahren fast alle Vorhaben verschleppt, abgespeckt oder ganz gestrichen worden waren, hatte die Regierung im Juni 2010 die Erneuerung der Flotte grundsätzlich auf den Weg gebracht. Im Rahmen der auf Langfristigkeit (für die kommenden 20–30 Jahre) angelegten “National Shipbuilding Procurement Strategy“ steht vor allem die umfassende Nutzung und Sicherung der eigenen Werftindustrie an vorderster Stelle. In rein nationalen Ausschreibungen konnten sich Werften um die im Gesamtpaket von immerhin mehr als 25 Mrd. Euro enthaltenen Aufträge bewerben. Klar war dabei von vornherein, dass sowohl an der Westküste als auch an der Ostküste Werften profitieren sollten – immerhin ging es ja auch um den Erhalt der Schiffbauindustrie mit ihren Arbeitsplätzen.
Joint Support Ship (vorläufige Grafik: NDHQ) |
Am 19. Oktober gab die Regierung nun das Ergebnis dieser Ausschreibung bekannt. Alle Vorhaben wurden in zwei „Pakete“ eingeteilt, für die jeweils eine Werft zentral zuständig werden soll. Der Löwenanteil der Aufträge (insgesamt 21 Schiffe) soll an Irving Shipyards in Halifax gehen. Die Werft erhielt den Zuschlag für das „Combat-Package“, in dessen Rahmen neue Kampfschiffe der Marine beschafft werden. Dazu gehören zunächst einmal sechs Arctic Offshore Patrol Ships, aber Irving wird dann auch Hauptauftragnehmer für ab 2016 geplante etwa 15 neue Kampfschiffe, die zunächst ältere Zerstörer der TRIBAL-Klasse, langfristig dann auch die Fregatten der HALIFAX-Klasse ersetzen sollen.
Irvings Pendant an der Pazifikküste wird Seaspan Shipbuilding, mit Werften in Victoria und Vancouver. Seaspan erhielt den Zuschlag für das „Non-Combat Package“ mit sieben Schiffen. Dazu gehören die seit Jahren geplanten und immer wieder verschobenen zwei Joint Support Ships, ein Eisbrecher sowie Küstenwachschiffe.
Dritter Bewerber war die in Levis (Quebec) ansässige Davie Yards. Diese ging bei den großen Vorhaben zwar leer aus, kann sich aber berechtigte Hoffnung auf Aufträge aus einer dritten Tranche machen. Im Rahmen von „Small Ship Construction“ sind nämlich noch einmal insgesamt 116 kleine und kleinste Boote für Marine, Küstenwache und andere staatliche Behörden geplant. Bei diesen Vorhaben mit einem Gesamtwert von immerhin auch fast 1,5 Mrd. Euro sollen nun Davie Yards (und andere, kleinere kanadische Werften) zum Zuge kommen; Irving und Seaspan sind hier als Auftragnehmer von vornherein ausgeschlossen.
Mit der jetzt erfolgten Designierung der Hauptauftragnehmer (die später natürlich Teilaufträge an Subunternehmen und Zulieferer — auch im Ausland – vergeben können) sind noch keine tatsächlichen Aufträge erteilt. Verteidigungsministerium und Werften können nun aber zielorientiert ganz spezifische Verhandlungen beginnen, an deren Ende dann offizielle Aufträge stehen. Für die sechs (möglicherweise werden es doch noch acht) Arctic Offshore Patrol Ships werden diese schon im Sommer 2012 erwartet, und auch die beiden Joint Support Ships dürfte man jetzt möglichst schnell in Angriff nehmen.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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