Bei der chinesischen Tianjin Xingang Werft wurde am 20. September die erste von zwei neuen FK-Korvetten zu Wasser gelassen und in Anwesenheit von Marinebefehlshaber Admiral Noman Bashir auf den Namen AZMAT getauft.
Schon beim Stapellauf war ein Großteil der Anlagen und Waffensysteme eingerüstet, und die Fertigstellung der AZMAT soll nun auch sehr zügig erfolgen. In nur einem halben Jahr will man alle Einbauten erledigt sowie Erprobungen und Abnahmefahrten absolviert haben. Im April 2012 soll das neue Boot dann an die pakistanische Marine übergeben werden.
Stapellauf der AZMAT (Foto: china-defense.com) |
Damit dürfte ein Beschaffungsvorhaben für neue Kampfeinheiten in nahezu Rekordzeit erledigt werden. Erst im Februar 2010 hatte die pakistanische Marine den Neubau von zwei “Large (Missile) Patrol Craft” ausgeschrieben, nur fünf Monate später war man sich mit den Chinesen handelseinig. Zunächst wurden zwei Boote bestellt, von denen eines in China, das andere mit chinesischer Werfthilfe unter einem Lizenzabkommen in Pakistan zu bauen war. Im März 2011 begann die Tianjin Xingang Werft mit dem Bau der AZMAT, die nun bereits zu Wasser ist. Im Juli hat dann auch schon die Karachi Shipyard and Engineering Works (KSEW) mit dem Bau des Schwesterbootes begonnen. Der Vertrag sieht angeblich eine Option für die Bestellung von noch zwei weiteren Booten vor.
Die nach dem Typboot (vorläufig?) als AZMAT-Klasse bezeichneten Boote verdrängen bei einer Länge von 60 m etwa 500–600 ts. Sie zeigen ein ausgeprägtes Stealth-Design mit abgeschrägten Aufbauten. Hauptwaffensystem sollen chinesische Seeziel-FK C‑802A sein (knapp unterschall-schnell mit einer Reichweite von etwas mehr als 100 km). Fotos vom Stapellauf zeigen auf dem Vorschiff überdies ein Geschütz mittleren Kalibers (max. 57 mm). Einsatzauftrag der Boote soll die Überwachung des erweiterten Küstenvorfeldes werden; auch Piratenbekämpfung wird genannt. Hier sollen sie bisher eingesetzte, „überqualifizierte“ Fregatten ablösen und diese damit für andere Aufgaben freistellen. Angeblich soll AZMAT mit einer Besatzung von nur 12 – 15 Mann auskommen; diese (halboffizielle) Angabe ist aber nicht zuletzt auch schon mit Blick auf die als Auftrag genannten, mehrtägigen Patrouillenfahrten noch zu verifizieren. Chinesische Korvetten und Wachboote vergleichbarer Größe haben 45 – 60 Mann Besatzung.
Weitere (technische) Angaben zu den Booten und ihrer Ausrüstung machen sowohl pakistanische Marine als auch chinesische Bauwerft bislang nicht. Dies begünstigt natürlich teils sehr „wilde“ Spekulationen. So wird in einigen Internetforen und Medien behauptet, AZMAT sei eine Exportvariante des chinesischen HOUBEI-Klasse. Dies ist ganz eindeutig nicht der Fall. Während es sich bei den HOUBEI um Katamarane handelt, folgt AZMAT einem konventionellen Ein-Rumpf-Design. HOUBEI sind mit 220 ts Verdrängung überdies deutlich kleiner, und auch das optische Gesamtbild ist völlig unterschiedlich. Möglicherweise haben sich hier einige „Blogger“ (und nachlässige Journalisten) von den Typbezeichnungen der für Pakistan gebauten chinesischen Fregatten der SWORD-Klasse (Typ F‑22P) und der chinesischen HOUBEI (Typ 022) irritieren lassen.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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