In einer feierlichen Zeremonie im Marinestützpunkt Karatschi hat die pakistanische Marine die Fregatte ALAMGIR offiziell in die Flotte eingegliedert.
Bei dem Schiff handelt es sich um die frühere US-Fregatte McINERNEY (OLIVER HAZARD PERRY-Klasse), die Ende August 2010 von der US Navy übernommen und unter dem neuen Namen ALAMGIR in Dienst gestellt worden war. Nach Abschluss der Besatzungsausbildung sollte das Schiff sich eigentlich schon im Januar auf die lange Reise in die neue Heimat machen. Nur eine Woche vor der geplanten Abfahrt rammte die Fregatte dann allerdings in Jacksonville, Florida, die Pier und musste mit beschädigtem Bug erst einmal wieder in die Werft. Ende März konnte sich die ALAMGIR dann auf den Weg machen, besuchte dabei noch befreundete Marinen (u.a. Türkei, Kuwait), und traf nun nach etwas mehr als dreimonatiger Reise in Karatschi ein.
ALAMGIR Bildquelle: offz. Foto |
Mit der PERRY-Fregatte hat die pakistanische Marine erstmals seit Mitte der 1990-er Jahre wieder ein US Kampfschiff im Bestand. 1989 waren je vier Fregatten der GARCIA-Klasse und der BROOKE-Klasse in den USA geleast worden. Nach den pakistanischen Atomwaffentests lehnten die USA allerdings eine Verlängerung der Leasingverträge ab. Sie liefen 1993/94 aus, und die Schiffe mussten zurück gegeben werden. Während die Beziehungen zu den USA auf Eis lagen, fand die pakistanische Marine Ersatz in Großbritannien (sechs gebrauchte Fregatten der AMAZON-Klasse) und China (vier neue Fregatten der SWORD-Klassen). Im Zusammenhang mit dem „Krieg gegen den Terrorismus“ erkannten die USA Pakistan wieder den Status eines „Major Non-NATO Ally“ zu, was dann auch den Transfer der McINERNEY ermöglichte.
Unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten (Ausbildung, Logistik) wirklich sinnvoll wird der Erwerb der gebrauchten US Fregatte allerdings wohl erst, wenn es nicht beim Einzelschiff bleibt. Pakistan soll denn auch bereits Interesse an weiteren, in den nächsten Jahren von der US Navy ausmusternden PERRY-Fregatten bekundet haben. Ob es zu deren Transfer kommt, bleibt unter den gegenwärtigen erneuten erheblichen Verstimmungen (Stichwort: Osama bin-Laden) allerdings abzuwarten.
China dürfte jedenfalls nur zu bereit sein, hier einzuspringen. Man verhandelt bereits über neue Fregatten wahrscheinlich einer Exportvariante der chinesischen JIANGKAI-II-Klasse (teils wohl in Karatschi zu bauen). Darüber hinaus gibt es Gerüchte über ein geplantes Leasing der zwei chinesischen Fregatten der JIANGKAI-I-Klasse. Dies könnte durchaus Sinn machen, denn die chinesische Marine konzentriert sich inzwischen auf den Bau von Schiffen der JIANGKAI-II-Klasse, könnte also daran interessiert sein, die zwei Vorläufer (Prototypen) WENZHOU und MA’ANSHAN (derzeit vor Somalia im Anti-Piraterieeinsatz) los zu werden. Für Pakistan wäre ein Leasing eine kostengünstige Alternative zu teuren Neubauten. Beide Fregatten sind nur wenig mehr als fünf Jahre alt, und sie wären sicher auch deutlich schneller verfügbar als Neubauten.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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