Einem Bericht der Londoner “Times” zufolge entwickeln US Außenministerium und Verteidigungsministerium Eventualpläne für eine Verlegung der 5. US-Flotte von Bahrain in ein anderes Land in der Region.
Grund seien die innenpolitischen Entwicklungen in Bahrain. Die gewaltsame Unterdrückung oppositioneller Proteste (mit bisher mindestens 32 Toten) und systematische Verletzungen der Menschenrechte durch die feudalistische Führung des islamischen Königreiches seien inakzeptabel. US Politiker befürchten zunehmend, dass ein Verbleib der US Navy in Manama als stillschweigende Duldung wenn nicht Unterstützung des Regimes missverstanden wird und international der Eindruck entsteht, die USA seien bereit, sämtliche Wertevorstellungen um bloßer militärisch-logistischer Aspekte zu opfern. Zudem gebe es eine nicht geringe Wahrscheinlichkeit, dass es wie in Tunesien und Ägypten auch in Bahrain zu einem Machtwechsel komme, nach dem dann die USA (nicht zuletzt wegen ihrer vermeintlichen Unterstützung der Monarchie) sehr kurzfristig gezwungen sein könnte, ihren Marinestützpunkt in Manama zu räumen. Die Aufgabe von Subic Bay nach dem Sturz der Marcos-Diktatur auf den Philippinen ist noch gut in Erinnerung.
Als mögliche Alternativen zu Bahrain werden Qatar und die Vereinigten Arabischen Emirate genannt. In Qatar bestünde die Möglichkeit einer logistischen Anbindung an die dortige große Basis der US Air Force; überdies entstünde bei Doha auch bereits ein neuer Hafen mit Marinestützpunkt. In den VAE sei Jebel Ali schon heute regelmäßiger Anlaufpunkt für US Marineverbände, incl. Flugzeugträger. Qatar winkt jedoch ab: der neue Marinestützpunkt werde für die eigene Marine sowie bestenfalls gelegentliche Besucher benötigt. Auch in den VAE gibt man sich bedeckt. Gelegentliche Besuche seien in keiner Weise vergleichbar mit einer permanenten Stationierung von bis zu 40 Schiffen und etwa 30.000 Amerikanern.
Manama Bildquelle: US Navy |
Experten sehen die Möglichkeit zu einem Umzug denn auch erst nach zeitlich wie finanziell sehr aufwändigen infrastrukturellen Vorbereitungen. Wenn er aber ohnehin erst in mehreren Jahren möglich werde, müsse man zunächst alle Optionen zu einem Verbleib in Bahrain ausschöpfen, dabei wohl auch „einige Kröten schlucken“, vor allem aber keine falschen oder verfrühte Signale aussenden. US Außenministerium und Verteidigungsministerium widersprechen denn auch entschieden dem Bericht der „Times“; es gebe derzeit keinerlei Überlegungen zu einem Umzug der 5. US-Flotte. Hinter verschlossenen Türen wird man in Washington aber ganz sicher die Zukunft der „Naval Support Activity Bahrain“ kritisch und ergebnisoffen diskutieren – und insgeheim vielleicht auch darauf hoffen, dass die aktuellen Medienberichte den Druck auf das Königshaus erhöhen, die innenpolitische Krise durch Zugeständnisse an die Opposition zu entschärfen.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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