Die wichtigsten Informationen im Überblick:
Regierungsform (Government Type): | Republik (Republic) | |
Hauptstadt (Capital): | Sofija (Sofia) | |
Einwohner (Population): | 7,761 Mio. | |
Fläche (qkm) (Area (sq.km)): | 110.994 | |
Wehretat (Defence Budget): | 522 Mio. US-$ (2005) | |
BSP/Einwohner (GNP/Capita): | 2.750 US-$ | |
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Daten außer Wehretat dem Fischer Weltalmanach 2007 entnommen |
BIP in TausendEuro p.a.: 2004: 2,6; 2005: 2,8; 2006: 3,3; 2007: 3,8; 2008: 4,3; 2009: 4,9;
BIP-Wachstum: seit 2004 um die 6,0 % relativ stabil, +/- 0,6 % schwankend
Mit der am 01.01.2007 erfolgten Aufnahme von Bulgarien in die EU ist ein uraltes Land in den Fokus des Interesses geraten.
Geschichte:
Bereits in der Antike war die Gegend zwischen dem Ägäischen Meer und der Donau durch ein hochstehendes Kulturvolk — die Thraker — besiedelt. Die Provinz Thrakien war Kern des Weltreiches Alexanders des Großen, und danach — zur Zeit des Augustus — Klientelstaat des römlischen Reiches.
Auch die Wirren der Völkerwanderung konnte Thrakien als Provinz des oströmischen Reiches überstehen.
Doch um 550 n. Chr. zog ein neues Volk am Horizont auf. Östlich des Dnjepr hatten sich Awaren und Bulgaren festgesetzt, und in deren Gefolge folgten slawische Völker — insbesondere die Anten — den Pfaden der Völkerwanderungszeit, die bereits von Goten und Hunnen beschritten worden waren.
Das Volk der Bulgaren kam aus der Steppe Eurasiens. Es hatte sich aus der Erbmasse des Großbulgarischen Reiches gelöst, dem Reich der Protobulgaren (auch als Hunno-Bulgaren bezeichnet) in Südrussland im Grenzgebiet zur heutigen Ukraine am Don und dem Nordkaukasus. Sie werden heute überwiegend als ein Turkvolk angesehen, das aus den Resten der Hunnen und verwandten turkstämmigen Volkssgruppen entstanden ist. Nach überwiegender Auffassung sollen die Bulgaren unter Aufnahme awarischer und hunnischer Stämme aus den türkischen Onoguren entstanden sein, denen sich noch andere turkstämmige Völkerschaften, wie Sabiren freiwillig oder durch Unterwerfung anschlossen. Sie sprachen zu jener Zeit eine der sogenannten ogurischen Sprachen, sind also ursprünglich als Oguren aufzufassen.
Das Großbulgarische Reich (vor 650) und das Donaubulgarische Reich (um 900) |
Ein Teil des Volkes der Bulgaren zog die Wolga aufwärts, wo noch heute großenteils erhaltenen Wallanlage der berühmten alten Wolgabulgaren-Residenz Bolgar bestehen. In der Umgebung finden sich noch eine Menge Grabmale, die mit tatarischen, arabischen und armenischen Inschriften und Bildwerken bedeckt sind. Dieses Reich der Wolgabulgaren kristallisierte sich im 7.–10. Jh. heraus und existierte bis zum 13. Jh.
Der andere Teil des Volkes wanderte im 7. Jhdt. unter dem Druck der Chasaren zur Donau, überschritten diese nach einem Sieg gegen Byzanz und gründeten das Reich der Donaubulgaren, das bis zum Einbruch der Ungarn 895 faktisch den gesamten (nicht-byzantinischen) Balkan umfasste. Die relativ dünne protobulgarische Herrscherschicht ging in den unterworfenen Slawenstämmen rasch auf. Im 9. Jahrhundert traten die Donaubulgaren unter den „Slawenaposteln” Kyrill und Method zum griechischen Christentum über und waren dann über Jahrhunderte Bestandteil des oströmischen Reiches. Das Altbulgarische wurde im Altkirchenslawischen zur Urmutter der slawischen Kirchensprache. 1393 fiel Bulgarien unter osmanische Herrschaft, unter der das Bulgarische fast vom Aussterben bedroht war.
Das Ende der Osmanischen Herrschaft (1876 / 1877) wird heute noch als „Befreiung vom osmanischen Joch” bezeichnet. Seither fühlen sich die Bulgaren als Bestandteil Europas. Das Fürstentum Bulgarien wurde 1947 eine Volksrepublik. Die Auflösung des „Eisernen Vorgangs” (Zweite Befreiung), die Aufnahme in die NATO und letztendlich nun die Aufnahme in die Europäische Union (EU) stellen für die Bulgaren emotional nur die Abschnitte einer konsequenten Heimkehr ihres Landes nach Europa dar.
Bevölkerung:
Etwa 85 % gehören heute als Bulgaren einer südslawischen Sprachgruppe an. Die 8,5 % Türken sind Relikte der „osmanischen Fremdherrschaft” im Lande, daneben gibt es andere slawische Minderheiten sowie eine große Zahl Sinti und Roma.
85 % der Bewohner gehören der orthodoxen Kirche an, etwa 13 % bezeichnen sich als Muslime.
Wirtschaft:
Das Land lag über Jahrhunderte im Schatten der wirtschaftlichen Entwicklung und weist auch heute noch erhebliche Rückstände aus. Die 7,5 Mio. Einwohner erwirtschafteten trotz jahrelanger hoher Wachstumsraten im Jahr 2005 nur ein gemeinsames Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 26 Mrd. Dollar.
Größter Sektor ist der Diensleistungsbereich, der 58 % zum BIP beiträgt. Hier ist insbesondere der Tourismus zu nennen, der sowohl an den Badeorten am Schwarzen Meer wie auch im gebirgigen Hinterland (ca. 1/3 der Landesfläche, Wintersport) von enormer und zunehmender Bedeutung ist. Die Industrie trägt 31 % zum BIP bei, die Landwirtschaft noch 11 %. In den “wirtschaftlichen Boomzentren um die Hauptstadt und entlang der Schwarzmeerküste herrscht Vollbeschäftigung. Qualifizierte Fachkräfte sind rar — ein viel zu großer Anteil der Bevölkerung ist aber mangels besserer Qualifikation für den effizienten Wirtschaftswettbewerb innerhalb der EU nicht geeignet. Ausländische Writschaftskammern und die Regierung arbeiten daher daran, die “Produktivitätslücke” durch Ausbau des Bildungssystems — insbesondere auch die “duale Berufsausbildung” zu verbessern.
Viel zu viel Mittel versickern noch im undurchschaubaren Dschungel aus Korruption und Vetternwirtschaft. Im Kampf gegen Korruption und organisierte Kriminalität hängt das Land weit hinter den Erwartungen der EU zurück.
Misstände in der Justiz und bei der Verwaltung der EU-Fons führen aber zu einem ständig steigenden Druck aus Brüssel. Im April 2008 wurden Beihilfen von mehr als 200 Millionen Euro , die für die Modernisierung von Landwirtschaft und Transport vorgesehen waren, von der EU “auf Eis gelegt”. Wenn es Bulgarien nicht gelingt, eine transparente und effiziente Verwaltung der EU-Fonds aufzubauen, die den strengen Anforderungen Brüssels genügt, werden für die erste Finanzperode unter EU-Mitglieschaft, von 2007 bis 2013, mehr als 6 Mrd. Euro zur Disposition stehen.
Bulgarien muss sich aufgrund seines Haushaltsüberschusses von mehr asl 5 % des BIP aber auch um eine effiziente Kontrolle der eigenen Mittel bemühen.
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Bulgarien und Rumänien in der EU — (Defence-Forum.Net)