Bei der früheren ukrainischen Regierung durfte die russische Marine (noch) nicht mit der inzwischen erfolgten Verlängerung des Leasing-Abkommens für den Marinestützpunkt Sevastopol rechnen.
Kreuzer KERCH Bildquelle: flot.sevastopol.info |
So wird denn auch schon seit einigen Jahren Novorossiysk als neuer Stützpunkt vorbereitet, aber die Möglichkeiten dort sind begrenzt, und die Arbeiten kommen auch nicht planmäßig voran. In diesem Jahr sollen erst drei neue Liegeplätze für Kriegsschiffe verfügbar sein; „begrenzte operative Nutzbarkeit“ wird erst 2016 erwartet, der Gesamtumbau frühestens 2020 abgeschlossen – drei Jahre nach dem Auslaufen des früheren Leasingvertrages.
Selbst bei zeitgerechter Durchführung der Arbeiten hätte dort allerdings nur ein Teil der Schiffe und Boote der Schwarzmeerflotte Platz gefunden. So kann denn auch nicht verwundern, dass die russische Marine schon seit einiger Zeit eine Umgestaltung — sprich: substantielle Verkleinerung — der Schwarzmeerflotte plant. Ende des vergangenen Jahres war sogar davon die Rede, ihren Status als eigenständiger Großverband zu beenden und sie dem Militärbezirk Kaukasus zu unterstellen – was dann allerdings nicht realisiert wurde. An einer deutlichen Reduzierung des Schiffsbestandes hält man aber auch nach der Wahl des Russland-freundlichen Viktor Janukowitsch zum neuen ukrainischen Präsidenten fest, wobei der bisherige Zeitdruck nun natürlich entfallen ist.
Vor allem wird man sich nun endlich von zahlreichen überalterten Schiffen und Booten trennen, die seit Jahren ihr Dasein weitgehend inaktiv in den Buchten um Sevastopol fristen und deren Verlegung nach Novorossiysk oder in einen anderen Flottenbereich illusorisch ist. „Schon demnächst“ soll aber auch der FK-Kreuzer OCHAKOV (KARA-Klasse) ausgemustert werden, und mittelfristig will man auch auf das Schwesterschiff KERCH sowie mehrere meist größere Hilfsschiffe wie z.B. Truppentransporter verzichten. Für Flottenflaggschiff MOSKVA (Kreuzer der SLAVA-Klasse) sei – so russische Medien – ein Transfer zur Pazifikflotte im Gespräch.
(Anm: nach Erscheinen dieses Heftes hat die zu einer Übung in den Pazifik verlegte MOSKVA doch wieder den Heimtransit in Richtung Schwarzmeer angetreten)
Von der Planung scheinen vor allem Großkampfschiffe betroffen, für die in Novorossiysk kaum Platz wäre. Zum anderen soll der (vor Verlängerung des Leasingabkommens unabdingbare) Umbau der Flotte offenbar aber auch dazu genutzt werden, den Schiffsbestand nun endlich an das Operationskonzept einer bloßen Randmeerflotte anzupassen. Für große Kreuzer ist hier kein Platz mehr, und die auszumusternden Einheiten sollen dementsprechend denn auch durch für Aufgaben im Schwarzmeer optimierte, moderne Schiffe und Boote (schnell einsetzbarer, regionaler Eingreifverband) ersetzt werden.
So erwartet die Schwarzmeerflotte in den nächsten fünf Jahren den Zulauf von zwei bis vier (in russischen Medien genannte Zahlen variieren) neuen Fregatten/Korvetten und drei bis vier diesel-elektrisch angetriebenen U‑Booten. Bei den Überwasser-Kampfschiffen soll die derzeit bei der St. Petersburger Nordwerft gebaute Fregatte ADMIRAL GORSHKOV (Projekt 22.350, Nachfolge der KRIVAK-Klasse) den Anfang machen. Ihre Indienststellung ist für 2011 geplant. Auch Korvetten der STEREGUSHCHIY-Klasse dürften gut ins Konzept der „neuen“ Schwarzmeerflotte passen. Bei den U‑Booten wird primär an Neubauten der LADA-Klasse gedacht. Als erstes dieser U‑Boote soll die in St. Petersburg gebaute SEVASTOPOL ein älteres (noch für ozeanische Operationen optimiertes) U‑Boot der TANGO-Klasse ersetzen.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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