In der Japansee haben die angekündigten gemeinsamen Übungen der südkoreanischen Marine (ROK Navy) und US Navy stattgefunden.
Die nach der Versenkung der Fregatte CHEON AN (26. März) durch einen Torpedotreffer als „Demonstration der Entschlossenheit gegen Nordkorea“ angekündigte viertägige Übung „Invincible Spirit“ verlief ohne Zwischenfälle. Nach offiziellen Erklärungen waren insgesamt etwa 20 Einheiten der ROK Navy und der US Navy beteiligt. Ein am ersten Übungstag (25. Juli) durchgeführtes so genanntes „Photo-Ex“ zeigt 13 Einheiten: auf US-Seite der Flugzeugträger GEORGE WASHINGTON, vier Zerstörer der ARLEIGH BURKE-Klasse sowie das U‑Boot TUCSON der LOS ANGELES-Klasse; als südkoreanische Teilnehmer waren der Hubschrauberträger DOKDO, zwei Zerstörer der KDX-II-Klasse, drei Fregatten (AN DONG bzw. ULSAN-Klasse) und ein Flottenversorger zu erkennen.
DOKDO und GEORGE WASHINGTON Bildquelle: US Navy |
Nach der mit dem „Photo-Ex“ öffentlichkeitswirksam in Szene gesetzten Formationsfahrt des ersten Übungstages hielt sich die Medienberichterstattung in Grenzen. An den Folgetagen (26.–28. Juli) wurden nur wenige Details zum Übungsablauf bekannt. So soll man sich am 26. Juli auf U‑Jagdübungen konzentriert haben, bei denen die TUCSON ein feindliches U‑Boot darstellte; Jagdbomber sollen Seeziele in Küstennähe bekämpft haben. Am 27. Juli stand die Abwehr von nordkoreanischen Infiltrationen über See und aus der Luft im Mittelpunkt. In einem Rohrwaffenschießen wurde ein Ziel bekämpft, das ein an der Küste anlandendes gegnerisches U‑Boot simulierte. Als weiterer Übungsinhalt wurde ein Torpedoschießen erwähnt (ohne Nennung der daran beteiligten Einheiten).
Nordkoreanische Reaktionen auf „Invincible Spirit“ blieben auf verbale Äußerungen beschränkt; von der Norm abweichende militärische Aktivitäten wie z.B. sichtbare Erhöhungen von Bereitschaftszuständen oder Anberaumung eigener Übungen (FK-Testschüsse) waren nicht erkennbar. Ein Grund dafür mag sein, dass „Invincible Spirit“ vor der südkoreanischen Ostküste in der Japansee stattfand und nicht im Gelben Meer, wo nahe der umstrittenen Seegrenzen die CHEON AN versenkt worden war. Sicher konnte Nordkorea die mehrfache Verschiebung der Übung und schließlich die Verlegung in die Japansee als politischen Erfolg verbuchen und auf weiter gehende Reaktionen erst einmal verzichten.
Die bisherige Zurückhaltung könnte allerdings in den nächsten Tagen enden. Schon am 5. August will die ROK Navy eine weitere Übung beginnen. Bis zum 9. August sollen dann Einheiten der Marine vor der Westküste im Gelben Meer U‑Jagd üben; in das Übungsgeschehen sollen aber auch Marineinfanterie, Luftwaffe und Heer eingebunden werden. Details zum Übungsverlauf will das Verteidigungsministerium am 4. August, einen Tag vor Übungsbeginn, bekannt geben.
Vom 16. bis 26. August steht dann die routinemäßige jährliche Großübung „Ulchi Freedom Guardian“ der südkoreanischen und US-amerikanischen Streitkräfte auf dem Programm. Sie gilt als weltweit größte computer-gestützte Übung; regelmäßig sind aber auch reale Truppen eingebunden. Nordkorea betrachtet „Ulchi Freedom Guardian“ als „Generalprobe für einen prä-emptiven Nuklearschlag“. Dementsprechend heftig sind die Proteste, wobei vor dem Hintergrund der aktuellen Spannungen die Propaganda aus Pjöngjang in diesem Jahr noch deutlich lauter ausfallen könnte als gewohnt. Weitere Eskalation droht dann möglicherweise im September. Medienmeldungen zufolge planen die ROK Navy und die US Navy dann eine weitere gemeinsame Übung – diesmal im Gelben Meer.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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