Diego Garcia gehört zur Malayischen Kultur? — werden viele Leser fragen. Und die Antwort ist ja;
denn die Einwohner der Tschagos-Inseln, die Ilois, die seit Jahrzehnten einen Kampf um ihre Heimat führen, gehörten ursprünglich dem malayischen Kulturkreis an. Auch wenn die derzeitige Nutzung als US-Stützpunkt vertraglich abgesichert ist — Verträge laufen aus (2016) und spätestens dann werden die aus ihrer Heimat zwangsumgesiedelten Ilois und ihre Nachfahren sich wieder auf den Inseln niederlassen wollen.
Nachdem die Inseln 1965 formal aus dem Kolonialgebiet von Mauritius ausgegliedert wurden, erlaubt eine Rückkehr dann eine eigenständige Entwicklung, oder eine Wiedervereinigung mit Mauritius, auf der viele Ilois heute ihre „Zwangsheimat” gefunden haben.
Geschichte:
Die „Ureinwohner” der Tschagos Inseln kamen erst in der Kolonialzeit auf die Inseln — obwohl diese Inseln sowohl indischen wie auch arabischen und malaiischen Seefahrern mit Sicherheit schon Jahrhunderte vor den ersten europäischen Kolonialherren bekannt waren. Im Jahr 1784 wurden aus Mauritius die ersten Einwohner „importiert” — Sklaven aus Madagaskar, die beim Aufbau der Plantagenwirtschaft unter französischer Herrschaft arbeiten sollten. Diese Sklaven legten damit einen Weg zurück, den ihre Vorfahren wohl Jahrhunderte vorher in die andere Richtung gewagt hatten — denn Madagaskar ist im Kern von malaiischen Stämmen aus Südborneo besiedelt, deren Sprache Malagasy auch südindischen Wortschatz aufgenommen hat. Es ist durchaus anzunehmen, dass die malayischen Seefahrer, die von Südborneo aus nach Madagaskar aufbrachen, auch auf den Tschagos-Inseln Station machten.
1965 – drei Jahre vor der Unabhängigkeit von Mauritius – trennten die britischen Kolonialherren den Tschagos-Archipel von der bisherigen Kolonie Mauritius ab und konstruierten das Kolonialterritorium British Indian Ocean Territory.
Militärstützpunkt:
Ein Jahr später verpachteten sie die größte Insel des Archipels – Diego Garcia – für 50 Jahre an die USA. Diese verlangten von London eine menschenfreie Zone. Und so wurden die Ilois teils durch Versprechungen, teils mit Gewalt von den Inseln entfernt. Seit Dezember 2000 gerät die völkerrechtswidrige Konstruktion von 1966 ins Wanken. Die Ilois gingen dann vor das Oberste Gericht in London, das im Dezember 2000 die Unrechtmäßigkeit der Zwangsumsiedlung und das Rückkehrrecht der Ilois anerkannte, denn nach der auch von England anerkannten UNO-Menschenrechtskonvention darf niemand zwangsweise exiliert und von seinem Heimatland entfernt gehalten werden. Darüber, wie das Urteil konkret umgesetzt werden soll, gibt es aber noch keine Planungen, da die USA nicht bereit sind, vor Ablauf des Pachtvertrages 2016 auf ihre Nutzungsrechte zu verzichten.
Inzwischen reichte die Tschagos Refugee Group – vertreten durch den USA-Anwalt Michael Tigar – im Dezember 2001 mehrere Klagen beim Washingtoner Bundesgericht ein. Die Anklagepunkte reichen von Deportation bis zu Folter und Völkermord. Adressat sind die USA-Regierung und insbesondere deren Verteidigungsminister Robert McNamara, in dessen Amtszeit die Basispläne reiften und Donald Rumsfeld, in dessen erster Amtszeit die Vertreibung vollendet wurde. Insgesamt fordern die Ilois vor dem Washingtoner Bundesgericht außer dem Rückkehrrecht eine Kompensation von sechs Milliarden Dollar.
Die Militärbasis mit einer über 3000 m langen Start- und Landebahn sowie einem gewaltigen Ankergebiet inmitten des Atolls erlaubt die Kontrolle des gesamten indischen Ozeans.
Vom („gemeinsamen”) britisch-amerikanischen Stützpunkt aus haben die USA ihren „Krieg gegen den Terror” (Afghanistan und Irak) geführt und auf der Insel auch ein Gefangenenlager nach dem Vorbild von Guantanamo angelegt.
Externe Links:
US-Navy Support Facility — (www.dg.navy.mil)
Military Sealift Command: Diego Garcia — a british territory — (www.msc.navy.mil)