Am 4. Juni ist eine Einsatzgruppe der russischen Pazifikflotte für eine einmonatige Auslandsreise aus Wladiwostok ausgelaufen. Der FK-Kreuzer VARYAG (SLAVA-Klasse), der Flottentanker BORIS BUTOMA und der Hochseebergeschlepper FOTIY KRYLOV verlegen quer über den Pazifik zu einem Besuch nach San Franzisko (USA). Geht man davon aus, dass die VARYAG als Flagg- und Führungsschiff der Pazifikflotte auch an der angekündigten Großübung Vostok-2010 teilnehmen soll, könnte die Reise einen Hinweis auf den bisher immer noch geheim (vage „Juni / Juli“) gehaltenen Übungszeitraum geben.
VARYAG Bildquelle: Michael Nitz |
Frühere größere Übungen der sowjetischen Marine zeigten ein Muster, das auch in der heutigen russischen Marine schon mehrfach erkennbar war. Sehr oft dient ein von einer entfernten Auslandsreise zurück kehrender Flottenverband in einem „Heimatverteidigungs-Szenario“ als simulierte gegnerische Flotte, die aus ozeanischen Tiefen des Raumes Kurs auf die russische Küste genommen hat. Dieser Verband wird dann in seiner Annäherung zunächst kontinuierlich aufgeklärt (Satelliten, Sigint-Schiffe, U‑Boote, Seefernaufklärer) und schließlich in der Tiefe gestaffelt bekämpft: zunächst durch U‑Boote und Fernbomber (Flugkörper), dann durch Schiffe mit weit reichenden Seeziel-FK (hier die bereits nach Wladiwostok verlegten FK-Kreuzer PETR VELIKIY der Nordflotte und MOSKVA der Schwarzmeerflotte), danach durch Zerstörer (SOVREMENNIY) während zugleich U‑Jagdschiffe feindlichen U‑Booten die Annäherung verwehren. In der letzten Anmarschphase bekämpfen schließlich kleinere FK-Träger wie Korvetten der NANUCHKA- oder TARANTUL-Klasse und Marinejagdbomber den anlaufenden Gegner. Abschließender Höhepunkt sind dann meist amphibische Operationen, bei denen zum einen Küstenverteidigungskräfte eine gegnerische Seelandung abwehren, zum anderen „eigene“ Kräfte durch eine amphibische Landung neue operative Schwerpunkte bilden.
Unter diesen Betrachtungen könnten Vorübungen für Vostok-2010 mit Hafenphasen, Seminaren sowie Echtzeitentwicklung eines strategischen Szenarios im Juni beginnen, die Hauptphase dann zeitlich mit der Rückkehr der VARYAG-Gruppe von ihrem US-Besuch (vermutlich in der ersten Juli-Hälfte) zusammen fallen.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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