Brasilien ist ein riesiges Land, das von der venezolanischen Grenze im Norden bis nach Uruguay und von den südamerikanischen Anden bis zum atlantischen Ozean reicht.
Ein Land dieser Größe wird selbstverständlich die Vorteile von Flugzeugen nutzen wollen – und genauso selbstverständlich gehören unterschiedliche Hubschrauber dazu, um insbesondere in unwegsamen oder gebirgigen Landstrichen eine Versorgung „durch die Luft“ zu ermöglichen – vom militärischen Nutzen entsprechender Fluggeräte für die unterschiedlichen Teilstreitkräfte ganz zu schweigen. Dort kommt neben der Transport- und Verbindungsaufgabe auch ein Kampfeinsatz, sei es im klassischen Landkrieg etwa zur Panzerabwehr oder bei ASW Einsätzen der Marine, in Betracht.
Brasilien ist eine gefestigte Demokratie – und „auf dem Weg zur Militärmacht“, wie die Deutsche Welle am 06.02.2009 berichtete. Es wird also nicht schaden, sich mit dem militärischen Potential des Landes – hier der Einsatz- und Fertigungskapazität von Hubschraubern – zu befassen.
I. Brasilianische Hubschrauberproduzenten:
Helicópteros do Brasil S.A.-Helibras, die brasilianische Eurocopter-Tochter, Eurocopter ist seit über 30 Jahren in Brasilien präsent. Das Tochterunternehmen Helibras mit Sitz in Itajubá (Bundesstaat Minas Gerais) ist der Hubschrauberhersteller in Südamerika. In diesen dreißig Jahren konnte Helibras mit der Auslieferung von knapp 500 Helikoptern eine Stellung als führender Akteur auf Brasiliens Hubschraubermarkt erobern. Helibras ist der einzige brasilianische Hubschrauberhersteller. Helibras verfügt über Standorte in den brasilianischen Bundesstaaten Minas Gerais, São Paulo, Rio de Janeiro und Brasilia. Helibras fertigt in Itajubá (Minas Gerais) jährlich 30 Hubschrauber für den zivilen und staatlichen (auch militärischen) Bedarf, davon mehr als 70 % Esquilo-Hubschrauber..
Das Helibras Engineering Center wurde ursprünglich zur Unterstützung bei der Abwicklung eines zwischen der brasilianischen Regierung und einem Konsortium von Helibras und Eurocopter am 23. Dezember 2008 verkündeten Vertrages gegründet, in dessen Rahmen 50 EC 725- Hubschrauber (16 an das Heer, 18 an die Luftwaffe und 16 an die Marine) in der Helibras-Montagelinie in Itajubá für die brasilianischen Streitkräfte gefertigt werden sollen.
Neben der Produktion und dem Vertrieb soll sich das in Itajuba beheimatete Unternehmen auch um Wartung und technischen Support der Eurocopter-Flotte kümmern. So wurde am 24. Dezember 2009 ein Vertrag über die Nachrüstung von 34 Panther AS365K-Hubschraubern der Brazilian Army Aviation (Luftfahrtkommando der brasilianischen Landstreitkräfte) unterzeichnet.
Ziel ist es, durch Modernisierung (32 Luftfahrzeuge) und Wiederinstandsetzung (2 Luftfahrzeuge) die Lebensdauer der derzeitigen Flotte um mindestens 25 Jahre zu verlängern. Eurocopter und Helibras haben dazu auch die Errichtung des ersten Flugsimulators für Hubschrauber in Südamerika vereinbart, der 2012 in Betrieb gehen soll
II. Brasilianische Produktionen:
1. EUROCOPTER AS 350
Der Eurocopter AS350 Ecureuil (“Squirrel”) ist ein leichter, einmotoriger Verbindungshubschrauber. Er ist in Brasilien in verschieden Varianten bei der Luftwaffe, der Marine und der Armee in Dienst gestellt worden:
Variante | |||
HB 350 B Esquilo | Unarmed military version for the Brazilian Air Force | Brazilian designations CH-50 and TH-50. | Built under licence by Helibras in Brazil. |
HB 350 B1 Esquilo | Unarmed military version for the Brazilian Navy | Brazilian designation UH-12. | Built under licence by Helibras in Brazil. |
HB 350 L1 | Armed military version for the Brazilian Army. | Brazilian designation HA‑1. | Built under licence by Helibras in Brazil. |
2. AS 565 Panther (HM‑1 Panteras — Helibras MH‑1)
Mit der Lizenzproduktion der Dauphin ist es Brasilien gelungen, den Zugriff auf einen leichten Mehrzweckhubschrauber zu erhalten, der nach dem Vorbild Chinas zum Standard-hubschrauber für den militärischen Einsatz werden könnte. Nur nebenbei sei bemerkt, dass dieser Hubschrauber — insbesondere in China — auch mit diversen Waffenrüstsätzen für den Landkrieg ausgestattet wurde. Die Variante AS 565 ist die militärische Variante der AS 365 N.
Über 30 Hubschrauber der Variante AS 365K befinden sich bei der brasilianischen Armee im Einsatz.
Der Hubschrauber ist auch für den Einsatz von Escort-Schiffen geeignet, wie der Einsatz bei der französischen und chinesischen Marine zeigt – und braucht dabei den Vergleich mit anderen Hubschraubern, die sich in westlichen Marinen im vergleichbaren Einsatz befinden – wie dem Westland Lynx oder der Sikorsky 2H 60 Seahawk – nicht zu scheuen.
Mittlere Marinehubschrauber (Einsatz von Escort-Schiffen)
Waffenlast | Max. Steigleistung | Höchstgeschwindigkeit | Maxim. Reichweite | Maxim. Anzahl transp. Soldaten mit Kampfausrüstung | Dienstgipfelhöhe | |
Dauphin | 1.600 kg | 6,0 m sec. | 285 km/h | 900 km | 10 — 14 | 3.700 m |
Cougar Zum Vergleich: | 305 km/h
| > 700 km
| 5 + 29
| 5.000 m
| ||
Westland Naval Lynx (GB, F) | 1.360 kg | 11,0 m sec | 232 km/h | 593 km | 9 | 3.660 m |
Ka-28 Hormone (SU) | 2.000 kg | k.a. | 220 km/h | 400 km | 3.500 m | |
Sikorsky SH 60 60 Sea Hawk (USA) | 500 kg | 3,55 m | 233 km/h | 600 km | 4.570 m |
3. Eurocopter EC 725 Cougar/Caracal
Der Eurocopter EC 725 Cougar/Caracal ist ein taktischer Transporthubschrauber großer Reichweite. Die zweimotorige EC725 (in der Elf-Tonnen-Klasse) ist das jüngste Mitglied der Cougar-Familie. Der Hubschrauber basiert auf dem AS 532 (genauer auf der AS 532U2/A2 Cougar Mk.II), welcher wiederum auf dem Aérospatiale AS 332 beruht. Er stellt die militärische Variante des EC 225 dar und kann aufgrund seiner überdurchschnittlichen Treibstoffkapazität bis zu fünfeinhalb Stunden fliegen. Sein Missionsspektrum reicht von Such- und Rettungseinsätzen (SAR) über taktische Langstrecken-Transportmissionen, logistische Flüge und Rettungsflüge bis hin zu maritimen Einsätzen. Wie bereits ausgeführt werden von do Brasil S.A.-Helibras, der brasilianische Eurocopter-Tochter, in Folge eines im Dezember 2008 bekant gewordenen Vertrages zunächst 50 Exemplare für die brasilianischen Streitkräfte gefertigt. Jeweils 16 Maschinen sind zunächst für das Heer, die Marine und die Luftwaffe bestimmt. Zwei Hubschrauber werden für die Präsidentenflotte mit VIP-Ausstattung bereit gestellt.
Die Eurocopter-Tochter Helibras verpflichtete sich in der Vereinbarung, knapp 200 Mio. Euro für den Ausbau des Werkes ein Itajubá bei Rio de Janeiro zu investieren. Damit wurden neue Werksanlagen mit 11 000 qm Nutzfläche zur Verdoppelung der Fertigungskapazitäten geschaffen. Darüber hinaus wurden in Marignane (Frankreich) brasilianische Ingenieure und Facharbeiter für die Produktion ausgebildet, die in Brasilien ab 2012 beginnen sollte. Das Gesamtvolumen des Auftrages von zunäcsht 50 Hubschraubern beträgt knapp 1,9 Mrd. Euro. Es wird mit einem französischen Staatskredit von 1,76 Mrd. Euro finanziert. Und Brasilien sichert sich zudem exklusive Exportrechte für Südamerika und einige Staaten Afrikas.
III. Importe aus dem Ausland:
Brasilien hat als westlich orientierte Demokratie Zugriff auf nahezu sämtliche Waffensysteme der westlichen Industriestaaten. So hat Brasiliens Marine kurz vor der Jahrtausendwende insgesamt zwölf Maschinen vom Super Lynx in Großbritannien erworben. Sikorsyk erhielt im Januar 2010 den Auftrag zur Lieferung von vier Marinehubschraubern des Typs S‑70B Sea Hawk, die im Rahmen der US Militärhilfe (Foreign Military Sales) sogar von den USA finanziert werden.
Dennoch scheint sich Brasilien auch bei anderen Lieferanten umzusehen. So erhielt Brasiliens Armee Mitte Dezember 2009 die ersten drei von insgesamt zwölf Mi-35M Kampfhubschraubern, die für den Einsatz über dem Urwald Amazoniens vorgesehen sind. Darüber hinaus hat Brasilien nach Meldung von RIA NOVOSTI vom Dezember 2006 mehrere (knapp 20) Transporthubschrauber vom Typ Mi-171 erworben, und über den Ankauf von Mi-26 Transporthubschraubern verhandelt. Nur nebenbei – Russland hat im Nachbarstaat Venezuela ein Reparaturwerk errichtet, in dem nicht nur die venezolanischen Hubschrauber dieses Herstellers gewartet werden könnten.
IV. Zusammenfassung:
Brasilien ist es mit europäischer Hilfe gelungen, die Kapazität für die Fertigung modernster westlicher Hubschrauber zu erwerben. Diese Produktion deckt einen großen Teil des „klassischen Einsatzspektrums“ von militärischen Hubschraubern bei Heer, Luftwaffe und Marine
Anzahl | Last | Max. Steigleistung | Höchstgeschwindigkeit | Maxim. Reichweite | Maxim. Anzahl transp. Soldaten mit Kampfausrüstung | Dienstgipfelhöhe | |
AS 350 AS 365 K | |||||||
Dauphin | 1.600 kg | 6,0 m sec | 285 km/h | 900 km | 10 — 14 | 3.700 m | |
EC 725 Cougar | 50 | 5.000 kg | 305 km/h | 1.280 km | 29 | 5.030 m | |
Mi — 35 | 12 | 900 kg | 320 km/h | 4 | |||
Darüber hinaus könnte sich Brasilien bei Kampfhubschraubern und schweren Transporthub-schraubern auf russische Technologie stützen und auch hier wohl auch Lizenzen erwerben. Die zunehmend selbstbewusste Haltung der brasilianischen Regierung auch gegenüber westlichen Staaten, und die Öffnung gegenüber China und Russland lässt erwarten, dass sich Brasilien auch um russische Technologie bemühen wird – die ja auch bei den befreundeten Nachbarstaaten im Einsatz ist.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die brasilianische Hubschrauberindustrie weiter entwickelt.
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